Tipps für die Eigenleistung beim Hausbau

Durch Eigenleistung beim Hausbau können Sie Geld sparen und die Finanzierungskosten drücken, Stichwort „Muskelhypotek“. Als Heimwerker träumen Sie vielleicht schon von den Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, die sich Ihnen beim Bau des eigenen Hauses bieten. Aber welche Arbeiten können Sie selbst durchführen? Was müssen Sie bei der Planung von Eigenleistung berücksichtigen?

Ein Rohbau mit Gerüst. Der Bauherr erledigt viele Arbeiten in Eigenleistung. Durch die Muskelhypothek will er so Geld sparen.

Erstelldatum: 12.05.2022

Vorteile von Eigenleistung beim Bau Ihres Eigenheims

Durch Eigenleistung beim Hausbau können Sie Geld sparen. Sie erledigen Arbeiten selbst, für die Sie sonst einen Handwerker bezahlen müssten. Neben der direkten Einsparung bei den Handwerkerrechnungen können Sie Eigenleistungen als sogenannte „Muskelhypothek“ bei der Baufinanzierung geltend machen, um an günstigere Konditionen zu kommen.

Die Einsparung von Baukosten ist natürlich für die meisten Bauherren der wichtigste Grund, möglichst viele Arbeiten beim Hausbau in Eigenleistung zu erledigen. Für viele spielt aber auch die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung eine Rolle. Erfüllt es Sie mit Stolz, am eigenen Haus selbst Hand anzulegen und etwas zu schaffen? Haben Sie bereits Erfahrungen mit handwerklichen Projekten gesammelt und das befriedigende Gefühl nach getaner Arbeit erlebt? Dann möchten Sie sich natürlich auch beim Bau des eigenen Hauses mit Ihrer Arbeitskraft einbringen.

Was auf den ersten Blick super klingt, muss in der Praxis sorgfältig geplant werden. Im Folgenden werden wir zunächst auf die finanziellen Aspekte der Eigenleistung eingehen. Anschließend lesen Sie ausführliche Tipps dazu, welche Leistungen Sie selbst durchführen können und was Sie dabei beachten sollten. Auch einige Fallstricke, die Sie unbedingt vermeiden sollten, werden behandelt.

Wie sparen Sie durch Eigenleistung beim Hausbau?

Durch Eigenleistung sparen Sie im Idealfall in zweifacher Hinsicht. Zum einen müssen Sie für Leistungen, die Sie selbst oder Ihre Helfer aus dem Familien- und Freundeskreis erbringen, nur das Material bezahlen. Die Kosten für die Handwerkerleistung sparen Sie ein. Zum anderen kann Eigenleistung als sogenannte „Muskelhypothek“ genutzt werden, um die Kosten der Finanzierung zu senken oder fehlendes Eigenkapital zu ersetzen. Wie funktioniert das?

Was ist eine Muskelhypothek?

Sie können Eigenleistungen bei der Baufinanzierung als Eigenkapital oder (umgangssprachlich) „Muskelhypothek“ geltend machen. Durch die Anrechnung der Eigenleistung auf das Eigenkapital steigt die Eigenkapitalquote Ihrer Finanzierung und Sie zahlen weniger Zinsen auf den Baukredit. Das ist sowohl bei der Finanzierung über Geschäftsbanken als auch bei Bausparkassen möglich. Die Muskelhypothek kann nicht nur bei Neubauvorhaben, sondern auch bei der Sanierung oder Renovierung eines bestehenden Hauses angerechnet werden. Gerade wenn Sie nur wenig Eigenkapital einbringen können, ist es verführerisch, die Muskelhypothek bei der Berechnung des Eigenkapitals möglichst hoch anzusetzen. In welcher Höhe ist das überhaupt möglich?

Eigenleistung kann in der Baufinanzierung als Eigenkapital angesetzt werden.

Wie viel Eigenleistung ist als Eigenkapital möglich?

Eine Umfrage des Bauherren-Schutzbundes ergab, dass die Hälfte der Bauherren 10.000 € durch Eigenleistung gespart hatte, nur 22 % sparte nach eigenen Angaben 25.000 € oder mehr durch die Muskelhypothek. Dazu ein Wort zur Vorsicht. Auch wenn Baufinanzierer bis zu 15 % der Baukosten als Eigenleistung anerkennen, sollten Sie diesen Teil der Finanzierung im eigenen Interesse nicht zu hoch ansetzen. Empfohlen wird, die Eigenleistung mit maximal 5 10 % einzuplanen. Für eine Eigenleistung in Höhe von 20.000 € etwa reicht bloße Muskelkraft und gute Absicht nicht aus. Insofern ist auch der Begriff Muskelhypothek irreführend. Eigenleistung in dieser Größenordnung erfordert neben vielen hundert Arbeitsstunden auch die entsprechenden Fachkenntnisse und Fertigkeiten. Weiter unten im Artikel gehen wir auf konkrete Beispiele ein. Zunächst aber zur Frage, wie Sie die Eigenleistung berechnen.

Wie wird Eigenleistung berechnet?

Um die Eigenleistung zu berechnen müssen Sie sich einen guten Überblick verschaffen, was die einzelnen Arbeiten als Handwerkerleistung kosten würden. Den Anteil der Lohnkosten an der Handwerkerrechnung können Sie als Eigenleistung geltend machen, wenn Sie die Arbeiten selbst ausführen. Wenn Sie bereits Kostenvoranschläge von Handwerkern einholen können, ist das natürlich der seltene Idealfall, um zu einer realistischen Einschätzung der Kosten für die einzelnen Gewerke zu kommen. In der Planungsphase und bei der Beantragung der Baufinanzierung müssen Sie wahrscheinlich auf Schätzwerte zurückgreifen. Lassen Sie sich dazu vom Fachmann beraten und achten Sie darauf, dass Sie aktuelle Preise aus Ihrer Region zugrunde legen. Die Lohnkosten variieren je nach Region und der Umfang der Arbeiten richtet sich natürlich nach Gebäudegröße und Ausführungsvariante. Auch sind die Handwerkerpreise in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Deshalb können keine allgemeingültigen Werte für die Muskelhypothek angegeben werden. In der nachfolgenden Tabelle erhalten Sie ein paar Beispielwerte zu den Lohnkosten mit geschätztem Zeitaufwand:

GewerkHandwerker ZeitaufwandCa. Preis pro ArbeitsstundeEinsparung bei 100% Eigenleistung
Garten anlegen30 Stunden50-60 €1.500 – 1.800 €
Dach Innenausbau und -dämmung80 Stunden50-60 €4.000 – 4.800 €
Maler- und Tapezierarbeiten100 Stunden45-55 €4.500 – 5.500 €
Fußbodenbeläge verlegen50 Stunden45-55 €2.250 – 2.750 €
Fliesen verlegen40 Stunden55-65 €2.200 – 3.250 €
Zimmertüren einbauen30 Stunden45-55 € 1.350 – 1.650 €

Tabelle: Schätzwerte der Lohnkosten einiger Handwerkerleistungen. Bei 100 % Eigenleistung könnten die Beträge in der letzten Spalte als Muskelhypothek angesetzt werden.

Bei manchen Gewerken wird nach Arbeitsleistung abgerechnet, nicht nach Stunden. Das ist z.B. häufig bei Fliesenlegern oder Maler- und Tapezierarbeiten der Fall, wo Sie einen Preis pro Quadratmeter bezahlen. Für die Berechnung der Eigenleistung brauchen Sie trotzdem die Lohnkosten. Sie veranschlagen als Eigenleistung also auch in diesem Fall die reinen Arbeitskosten ohne die Materialkosten.

Wie hoch ist der Stundensatz bei Eigenleistung?

Gegenüber Ihrer Bank setzen Sie die vollen Lohnkosten als Eigenleistung an, die Sie durch die eigene Arbeitsleistung gegenüber der Handwerkerleistung sparen. Das heißt aber nicht, dass Sie für jede Stunde, die Sie auf Ihrer Baustelle arbeiten, entsprechend dem Stundensatz eines Handwerkers 40 bis 60 € einsparen werden. Der Profi arbeitet routinierter und schneller als Sie als fachfremder Arbeiter. Deshalb müssen Sie damit rechnen, dass Sie mindestens ein Drittel mehr Zeit brauchen werden als der Profi. Auch die Zeit für die Beschaffung des Materials und des nötigen Werkzeugs sollten Sie berücksichtigen. Handwerker erhalten hohe Rabatte auf das Material. Als Privatperson werden Sie für das Material mehr bezahlen als der Fachbetrieb und müssen diese Mehrkosten einkalkulieren. Und manchmal werden Sie eigene Fehler korrigieren müssen, was zusätzlich Zeit und Geld kostet. Welchen „Stundensatz“ Sie persönlich am Ende als Einsparung verbuchen können, hängt also von vielen Faktoren ab.

Was zählt als Eigenleistung?

Alle Arbeiten, die Sie und Ihre Helfer am Bau ausführen, kann bei der Finanzierung als Eigenkapital angerechnet werden. Gemäß dem Wohnungsbaugesetz ist der Betrag anzuerkennen, der „gegenüber den üblichen Kosten der Unternehmerleistung erspart wird“ (§36, Abs. 3 II, WoBauGe). Manche Kreditinstitute erlauben aber wegen der geringeren fachlichen Qualifikation des Bauherrn und der damit verbundenen Risiken nicht die Anrechnung der vollen eingesparten Lohnkosten als Eigenkapital. Abschläge von bis zu 50 % gegenüber den geschätzten Handwerkerkosten sind möglich. Informieren Sie sich deshalb vorab bei Ihrer Bank über die Anrechnungsmöglichkeiten.

Welche Nachweise zur Muskelhypothek müssen Sie bei der Finanzierung erbringen?

An die Anrechnung der Muskelhypothek sind Voraussetzungen geknüpft. Was Sie Ihrer Bank gegenüber nachweisen müssen hängt davon ab, wie viel Eigenleistung Sie als Eigenkapital geltend machen möchten. Unter 5000 € verzichten die meisten Institute auf einen Nachweis. Eine einfache Angabe, welche Arbeiten Sie selbst durchführen möchten und welche Lohnkosten dadurch gespart werden, reicht in diesem Fall aus. Bei einer geplanten Muskelhypothek von über 5000 € sollten Sie eine detaillierte Aufstellung einreichen, in der Sie jeweils das Gewerk, die Materialkosten und den Wert der Eigenleistung ausführen. Außerdem möchte die Bank den Namen der Personen, die die Arbeiten ausführen werden und Angaben zu deren fachlicher Qualifikation mitgeteilt bekommen. Die Bank wird Ihre Angaben auf Plausibilität prüfen und dabei einschätzen, ob Sie und Ihre Helfer die Arbeiten fachgerecht ausführen können. Bei hoher Eigenleistung wird darüber hinaus häufig eine Bestätigung der Angaben durch den Architekten, den Bauleiter oder einen Bausachverständigen gefordert.

Bei über 5000 Euro Eigenleistung müssen Sie in der Regel Ihrem Baufinanzierer vorab detaillierte Angaben zu den geplanten Arbeiten einreichen.

Schlüsselfertig oder Ausbauhaus: Welche Eigenleistung ist möglich?

Auch wenn Sie Ihr neues Eigenheim bei einem Bauträger schlüsselfertig kaufen, ist Eigenleistung möglich. Denn schlüsselfertig heißt nicht automatisch bezugsfertig. Beim schlüsselfertigen Haus fehlen oft Tapezier- und Malerarbeiten und die Bodenbeläge. Wenn Sie diese Arbeiten in Eigenleistung übernehmen, können Sie Kosten sparen. Ansonsten müssen Sie sich selbst um Handwerker kümmern. Klären Sie mit dem Bauträger vorab, welche Leistungen Sie selbst übernehmen können.

Einen noch deutlich größeren Eigenanteil an den Arbeiten erfordert das sogenannte „Ausbauhaus“, manchmal auch „Mitbauhaus“ genannt. Hier erstellt der Bauträger üblicherweise einen wetterfesten Rohbau, alle weiteren Arbeiten und der Innenausbau liegen in Ihrer Verantwortung. Manche Anbieter verlegen bereits Lehrrohre für Leitungen. Aber im Allgemeinen sind keine Elektro-, Wasser, Gas oder Abwasserleitungen enthalten und der gesamte Ausbau der Innenräume steht noch aus.

Das Bild zeigt einen Rohbau, unverputzte Wände, der Estrich fehlt. Lehrrohre für die Elektroinstallation sind bereits verlegt, ebenso Leitungen für das Kalt- und Warmwasser. Mit dem Einziehen der Elektroleitungen wurde begonnen. So könnte ein Haus kurz nach der Übergabe an Sie aussehen. Es ist noch sehr viel Eigenleistung nötig.
So könnte ein Ausbauhaus bei der Übergabe aussehen. In welchem Umfang trauen Sie sich Eigenleistung zu. © stock.adobe.com / #145556090 / photo 5000

Die Angebote der Anbieter und Bauträger unterscheiden sich vor allem bei Ausbauhäusern sehr stark. Aber auch bei schlüsselfertigen Häusern ist der Leistungsumfang unterschiedlich. Deshalb sollten Sie beim Anbieter genauestens erfragen, was er unter der jeweiligen Ausbaustufe versteht und welche Leistungen inbegriffen und welche bauseits zu erbringen sind. Sie sind gut beraten, das Leistungsverzeichnis von einem Experten prüfen zu lassen. Vor allem die Schnittstellen zwischen Eigenleistung und Handwerkerleistung müssen vorab vertraglich vereinbart werden. So schützen Sie sich vor bösen Überraschungen und Missverständnissen.

Lassen Sie das Leistungsverzeichnis von einem Fachmann prüfen. So vermeiden Sie teure Missverständnisse.

Anbieter von Ausbauhäusern werben mit hohen Ersparnissen durch die Muskelhypothek. Verkäufer argumentieren häufig, dass Sie für Arbeiten, die Sie selbst nicht ausführen können, jederzeit einen Profi beauftragen können. In der Praxis kann es aber sehr schwierig werden, einen erfahrenen Handwerker zu finden, der die Arbeiten zeitnah übernimmt. Lassen Sie sich also nicht durch den geringeren Preis eines Ausbauhauses blenden. Ob Sie damit wirklich sparen, kann erst nach genauer Überprüfung ermittelt werden. Leider sind mit dem großen Anteil an Eigenleistung auch hohe finanzielle Risiken verbunden.

Welche Risiken sind mit Eigenleistung verbunden?

Bei aller Vorfreude auf Ihr neues Heim sollten Sie das Einspar-Potential durch Eigenleistung nicht überschätzen. Die folgenden Hinweise helfen Ihnen, vier Fallstricke zu vermeiden, die Sie viel Geld und Nerven kosten könnten:

Bei der Eigenleistung die eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen

Die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten kann Sie nicht nur Nerven, sondern auch Zeit und Geld kosten. Besprechen Sie Ihre Planungen deshalb mit einem Fachmann und mit dem Bauleiter. Das hilft zu einer realistischen Einschätzung der Anforderungen zu kommen, die ein Arbeitsschritt mit sich bringt. Vielleicht können Sie auf die Fachkenntnisse von Freunden oder Familienangehörigen zurückgreifen. In diesem Fall besprechen Sie unbedingt vorab im Detail mit Ihren Helfern, welche Arbeiten durchgeführt werden sollen und wie sehr sie sich einbringen können.

Ein Mangel an Fachkenntnis und Fertigkeiten führt unter Umständen zu Baumängeln, deren Behebung teuer und zeitaufwendig ist. Und auch wenn Sie eine Arbeit in ausreichender Qualität erledigen, kann es teuer werden, wenn Sie dafür länger brauchen als geplant. Denn jede Verzögerung im Bauablauf kostet Geld.

Den Zeitaufwand für die Muskelhypothek nicht unterschätzen

Wenn Sie mit hohen Einsparungen durch Eigenleistung beim Bau rechnen, sollten Sie genau durchrechnen, welcher Zeiteinsatz für Sie und Ihre Helfer damit verbunden ist. In einer Beispielrechnung des Verbandes Privater Bauherren e.V. wurden die möglichen Einsparungen durch Eigenleistung beim Bau eines durchschnittlichen Reihenendhauses im Raum München ermittelt. Die Einsparung lag im Beispiel bei 19.000 €.

Um diesen Betrag zu sparen, müssen Sie nach der Beispielrechnung 476 Stunden auf der Baustelle arbeiten. Das ist umgerechnet ca. ein viertel Jahr Vollzeitarbeit mit einer 40-Stundenwoche. Neben einer Vollzeitstelle ist das während der Bauphase in Abend- und Wochenendarbeit auch unter Einsatz des Jahresurlaubs kaum zu stemmen. Sie müssen berücksichtigen, dass Sie auch ohne handwerkliche Eigenleistung mit Planung, Bemusterung und Kontrolle schon eine Mehrbelastung haben.

Für hohe Einsparungen sind viele hundert Arbeitsstunden nötig. Seien Sie realistisch bei der Beurteilung Ihrer Möglichkeiten.

Verzögerungen durch Eigenleistung

Verzögerungen beim Bau kosten immer Geld. Weil der Bauablauf genau durchgeplant ist müssen Sie alle Eigenleistungen fristgerecht durchführen und abschließen, damit es nicht zu Zeitverzögerungen für andere Gewerke kommt. Denn solche Verzögerungen bringen den Ablauf durcheinander und evtl. kommen sogar Schadenersatzansprüche auf Sie zu. Wenn ein Gerüst länger steht oder die Baumaschinen länger auf der Baustelle verbleiben, müssen Sie zusätzliche Mietkosten zahlen. Weitere Kosten, die durch Verzögerungen beim Bau entstehen sind Bereitstellungszinsen für nicht fristgerecht abgerufene Kredite. Auch Kosten die dadurch entstehen, dass Sie länger als geplant in der alten Wohnung bleiben, können anfallen. Evtl. müssen Sie sogar nachfinanzieren und so wird aus einer erhofften Einsparung im schlimmsten Fall eine finanzielle Mehrbelastung.

Gewährleistung bei Eigenleistung

Bei Mängeln, die durch Eigenleistung entstehen, haften Sie. Sie haben keine Gewährleistungsansprüche gegenüber anderen. Den entstandenen Mangel müssen Sie also selbst beseitigen und wenn der Fehler aufgrund mangelnder Fertigkeiten entstanden ist, müssen Sie dafür möglicherweise einen Profi beauftragen. Einen Handwerker zu finden, der kurzfristig bereit und in der Lage ist zu helfen, kann schwierig werden. Bitter wird es, wenn ein anderes Gewerk nicht weiterarbeiten kann, weil Sie nicht fristgerecht oder nicht in der vereinbarten Qualität mit Ihrer Arbeit fertig geworden sind.

Leider ist fachlich unzureichende Eigenleistung immer wieder die Ursache für Schäden, die dann aufwendig behoben werden müssen. Wenn es etwa beim Aufbringen der Außendämmung und Verfüllen des Arbeitsraums in Eigenleistung zu Schäden an der Bauwerksabdichtung kommt, drohen Feuchteschäden. Zur Behebung der Schäden muss nicht nur wieder aufgegraben und die in Eigenleistung aufgebrachten Dämmung erneuert werden, auch die vorher vom Fachbetrieb ausgeführte Abdichtung und die möglicherweise feuchten Wände müssen saniert werden. In solchen Fällen kommt es häufig zum Streit wegen der Mangelursache. War die Handwerkerleistung mangelhaft oder lag es am Arbeitsschritt, der in Eigenleistung ausgeführt wurde? Bauunternehmen könnten versuchen, die Schuld an Baumängeln auf Sie abzuwälzen.

Auch, wenn ein Mangel den Bauablauf nicht aufhält, kann er auf Dauer sehr ärgerlich sein. Optische Mängel wie schief verlegte Fliesen oder ungleichmäßiger Innenputz hinterlassen vielleicht nur Schrammen im Heimwerkerstolz. Bei anderen Mängeln droht langfristiger Schaden. Beispielsweise verursachen Mängel in der Innendämmung des Daches dauerhaft höhere Heizkosten oder führen möglicherweise bei Fehlern der Dampfsperre zu teuren Feuchteschäden. Ein weiteres Beispiel sind Fliesenarbeiten im Bad. Wenn die Abdichtung vor dem Verlegen der Fliesen nicht richtig ausgeführt wurde, kann auf Dauer Wasser die Bausubstanz durchfeuchten. Die Fliesen selbst sind zwar wasserdicht. Die Estrichfugen und Durchdringungen wie z. B. bei Leitungen sind jedoch ebenso wenig wasserdicht wie die Fliesenfugen. Gerade bei bodengleichen Duschen drohen ausgedehnte Feuchteschäden durch Wasser, das in den Estrich eindringt. Der Schaden wird erst nach einiger Zeit offensichtlich und die Behebung ist aufwendig und teuer.

Woher kommt das Baumaterial und die Werkzeuge für die Eigenleistung?

Ein Arbeiter stemmt eine Wand mit dem Bohrhammer auf. In Eigenleistung schafft er so die Öffnung für eine Heizungsleitung.
Neben Muskeln sind für die Muskelhypothek auch Werkzeuge und Maschinen nötig. © stock.adobe.com / #268790639/ Anselm

Im Regelfall müssen Sie das Material für die Eigenleistung selbst kaufen. Dabei werden Sie als Privatperson im Vergleich zum Bau- oder Handwerksunternehmen meist mehr bezahlen, weil Sie nicht die gleichen Rabatte bekommen. Das macht einen Teil der Einsparungen durch Eigenleistung zunichte. Sprechen Sie mit Baustoffhändlern und Baumärkten, häufig können Sie einen Rabatt aushandeln.

Bei der Auswahl des geeigneten Baumaterials lauert eine weitere Falle. Wenn Sie aufgrund von fehlenden Kenntnissen das falsche Material verbauen, führt das zu Mängeln, die evtl. teuer nachgebessert werden müssen. Lassen Sie sich deshalb immer von einem Fachmann beraten.

Sparen Sie nicht zu sehr am Material. Beispielsweise brauchen billige, qualitativ minderwertige Farben oft mehr Anstriche, weil sie nicht so gut decken. Am Ende sparen Sie nicht viel Geld und brauchen deutlich mehr Zeit.

Maschinen und Werkzeuge, die Sie nicht bereits besitzen, müssen Sie auf eigene Kosten anschaffen oder mieten. Die Kosten und den Zeitaufwand hierfür sollten Sie nicht unterschätzen.

Was müssen Sie beachten, wenn Sie Bauhelfer beschäftigen?

Wenn Sie die Hilfe aus dem Bekannten- und Familienkreis in Anspruch nehmen, müssen Sie sich und Ihre Helfer absichern. Die gesetzliche Unfallversicherung zahlt nicht bei Arbeitsunfällen von Privatpersonen, die Ihnen auf der Baustelle helfen. Melden Sie deshalb alle Bauhelfer binnen einer Woche bei der örtlichen Berufsgenossenschaft Bau (Bau BG) an. Dazu sind Sie gesetzlich verpflichtet, egal ob Sie Ihre Helfer bezahlen oder ob es sich um Gefälligkeitsdienste handelt. Das Bußgeld bei Verstößen gegen diese Meldepflicht beträgt bis zu 2500 €. Über die Bau BG sind Ihre Helfer dann durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Die Kosten unterscheiden sich regional und liegen derzeit bei ca. 1,50 bis 2,- € pro Helferstunde. Zur Ermittlung der Beiträge müssen Sie der BG Bau einen Nachweis der geleisteten Arbeitsstunden erstellen. Zu Ihren Pflichten gehört auch, dass Sie den Bauhelfern die nötige Arbeitsschutzausrüstung stellen, wie Bauhelme, Schutzbrillen und Handschuhe.

Bauhelfer müssen bei der Berufsgenossenschaft Bau angemeldet und versichert werden.

Weil durch die Berufsgenossenschaft nur der Basisschutz der gesetzlichen Unfallversicherung besteht, entscheiden sich viele Bauherren dafür, sich und die Helfer zusätzlich mit einer privaten Bauhelferversicherung abzusichern. Die gesetzliche Unfallversicherung zahlt z.B. nicht bei einer Vollinvalidität und die Deckungssummen sind nicht sehr hoch. Private Zusatzversicherungen berechnen normalerweise einen einmaligen Beitrag pro Helfer, der je nach Versicherungsumfang bei ca. 25,- € startet. Die Versicherung gilt damit für ein Jahr.

Gerade wenn Sie ungeübte und fachfremde Helfer haben, sollten Sie unbedingt besonders auf die Sicherheit auf Ihrer Baustelle achten. Das Unfall- und Verletzungsrisiko bei ungewohnten Arbeiten, möglicherweise mit unvertrauten Maschinen, ist hoch. Sprechen Sie mit Ihren Helfern darüber und weisen Sie sie in die Tätigkeiten ein. Sorgen Sie auch für die nötige Schutzausrüstung und achten Sie darauf, dass diese auch benutzt wird. Kümmern Sie sich um einen entsprechenden Versicherungsschutz. Ein Unfall mit Personenschaden ist schlimm genug, aber wenigstens die finanziellen Risiken können Sie so abfedern.

Welche Gewerke eignen sich zur Eigenleistung?

Am besten nehmen Sie sich Arbeiten vor, die Sie bereits in der Vergangenheit erfolgreich gemeistert haben. Haben Sie bereits tapeziert und gemalert? Vielleicht auch schonmal Laminat oder Teppichboden verlegt? Beste Voraussetzungen dafür, durch Eigenleistung Geld zu sparen! Denn Sie können Ihre Fähigkeiten in diesen Gewerken realistisch einschätzen und wissen auch schon, welche Werkzeuge Sie brauchen werden. Wenn Sie Erfahrung mitbringen, fällt Ihnen auch die Planung des zeitlichen Aufwands leichter. Malerarbeiten und Bodenlegen sind typische Eigenleistungen, die häufig als Muskelhypothek eingebracht werden. Auch das Fliesenlegen wird häufig unter die für Anfänger geeignete Eigenleistung gezählt. Aber je nach Umfang und Ausführungsform der Fliesenarbeiten steigt der Anspruch ans fachliche Können. Wenn Sie noch nie vorher Fliesen gelegt haben, sollten Sie sich Hilfe holen. Auch die Arbeiten mit großformatigen Fliesen, Naturstein oder eine komplexe Raumgeometrie stellt unter Umständen erhöhte Anforderungen. In Bädern muss der Untergrund vor der Verlegung von Fliesen abgedichtet werden. Dieser Arbeitsschritt sollte von einem Fachmann begleitet werden, denn bei Mängeln drohen schwere Feuchteschäden.

Das Bild zeigt eine gerissene Fliese. Solche Schäden können bei Eigenleistung auftreten, etwa wenn die Fliese nicht richtig verklebt wird oder der Untergrund nicht gut vorbereitet wurde.
Fliesenlegen als Eigenleistung will geübt sein, sonst drohen neben kosmetischen Mängeln auch Feuchteschäden. © stock.adobe.com / #55218019/ ArTo

Natürlich können Sie auch Arbeiten übernehmen, die Sie vorher noch nicht üben konnten. Am besten konzentrieren Sie sich auf Arbeiten, die fachlich nicht zu anspruchsvoll sind und nach Möglichkeit andere Gewerke nicht beeinflussen, sollten Sie mal länger brauchen. Das Anlegen der Außenanlagen oder der Bau einer Terrasse können als Eigenleistung geplant werden, ohne andere Gewerke zu behindern. Wenn Sie in Ihrem Familien- und Freundeskreis jemanden mit besonderen Fachkenntnissen haben, können Sie auch diese Hilfe für die Muskelhypothek in Anspruch nehmen. Sie sollten aber in jedem Fall vorher genau absprechen und vereinbaren, welche Arbeiten Ihr Bauhelfer tatsächlich ausführen kann.

Planen Sie Eigenleistung so, dass Sie bei Verzögerungen die Arbeit anderer Gewerke nicht behindern.

Es gibt Arbeiten, die Sie als Laie in Eigenregie in keinem Fall durchführen sollten. Dazu zählt die Elektro- und Sanitärinstallation. Auch den Einbau der Heizung sollten Sie besser einem Fachmann überlassen. Nicht fachgerecht ausgeführte Arbeiten bedeuten bei diesen Gewerken akute Lebensgefahr oder bergen das Risiko hoher Sachschäden. Der zuständige Fachmann wird laienhafte Arbeit nicht abnehmen und teure Nachbesserungen kommen auf Sie zu. Unter Umständen können Sie jedoch mit der ausführenden Firma vereinbaren, dass Sie Helfertätigkeiten als Eigenleistung übernehmen. Sprechen Sie im Vorfeld mit dem Handwerksbetrieb ab, welche Arbeiten sich dafür eignen.

Eigenleistung für Gelegenheitsheimwerker

GewerkEigenleistungHinweise/Einschränkungen
AußenanlagenAuffahrt und Wege anlegen, Gartenarbeiten, Terrasse bauenFür Erdarbeiten ist möglicherweise schweres Gerät nötig, bei Böschungen muss fachgerecht abgestützt werden.
Maler- und TapezierarbeitenWände und Decken Tapezieren und StreichenIn Treppenhäusern und bei Galerien kann ein Gerüst notwendig werden.
InnenausbauFensterbänke Innen einbauenVorher luftdichte Ebene sicherstellen! Einsparung eher gering.
BodenbelägeLaminat-, Parkett- oder Vinylböden verlegen und Sockelleisten befestigen, Teppichböden verlegen.Besonders die schwimmende Verlegung im Click-System eignet sich für Anfänger. Die vollflächige Verklebung ist anspruchsvoller.
TrockenbauVerlegen, Spachteln und Schleifen von Gipskartonplatten; Bau von Trennwänden;Viele erledigen den Dachausbau in Eigenleistung. Evtl. kann auch die Dämmung und die Folie der luftdichten Ebene mit übernommen werden.

Eigenleistung für geübte Heimwerker:

GewerkEigenleistungHinweise/Einschränkungen
Schreiner, Tür-/FensterbauerInnentüren einbauen, Fenster einbauenBeim Einbau von Türen und Fenstern müssen Sie besonders präzise arbeiten, damit hinterher alles gut schließt und dicht ist. Brandschutztüren dürfen nur von dafür geschultem Personal eingebaut werden!
FliesenlegenFliesen an Boden und Wand in Küche und Bad oder in anderen Räumen verlegen.Kleinere Fliesenarbeiten sind auch für Anfänger geeignet, z.B. im Abstellraum. Bei größeren und komplexeren Arbeiten sollten Sie Erfahrung haben und fachliche Beratung in Anspruch nehmen.
Innenputz / StuckateurVerputzen im InnenbereichVerputzen braucht Übung, aber durch hohen Arbeitsanteil sparen Sie 70-80% gegenüber der Handwerkerleistung.
RohbauMaurerarbeiten, Abbruch- oder AusschachtarbeitenFragen Sie das Bauunternehmen, welche Helfertätigkeiten Sie übernehmen können. Mauern mit Plansteinen aus Leichtbaustoffen (z.B. Porenbeton) lässt sich schneller lernen.

Eigenleistung für Profi-Handwerker vom Fach:

GewerkEigenleistungHinweise/Einschränkungen
HeizungsbauLeitungen verlegen, Heizung, Abgasleitung, Heizkörper und Fußbodenheizung einbauenSchlitze und Durchbrüche für Leitungen kann auch ein Laie erstellen, die anderen Tätigkeiten sind Profi-Arbeit!
ElektroarbeitenLeitungen verlegen, Verteilerdosen, Schalter und Steckdosen einbauen.Schlitze und Durchbrüche für Leitungen zu erstellen eignet sich für Laien.. Die anderen Tätigkeiten sind Profi-Arbeit! Im Sicherungskasten darf nur der Fachbetrieb anschließen!
SanitärWasserleitungen verlegen, Anschlüsse erstellen und Sanitärobjekte und Armaturen einbauenStemmarbeiten, Schlitze und Durchbrüche für Leitungen kann auch ein Laie erstellen. Alle weiteren Arbeiten sind Profiarbeit!

Arbeiten in den Gewerken Sanitär, Heizung und Elektro erfordern besondere Fachkenntnis und sind deshalb als Eigenleistung nur für Profis zu empfehlen. Die Abnahme durch einen Fachbetrieb und bei der Heizung zusätzlich durch den Schornsteinfeger sind Pflicht.

Wenn Sie Helfertätigkeiten unter Aufsicht des Fachbetriebs übernehmen, sollten Sie bedenken, dass Profis häufig nur ungern mit Fremdmaterial arbeiten. Sie sollten alle Arbeiten und die Ausführung vorher im Detail abstimmen und eng mit dem Fachbetrieb zusammenarbeiten.

Checkliste Eigenleistung

  1. Setzen Sie die Eigenleistung nicht zu hoch an und planen Sie Reserven ein.
  2. Berücksichtigen Sie realistisch die eigenen Fähigkeiten und Belastungsgrenzen.
  3. Rechnen Sie mit höheren Einkaufskosten für das Material und denken Sie an die Kosten für Werkzeug und Maschinen.
  4. Definieren Sie die Eigenleistung im Bauvertrag. Vor allem die Schnittstellen zwischen Eigenleistung und Handwerkerleistung müssen exakt vereinbart werden.
  5. Lassen Sie Ihre Eigenleistung vom Fachmann abnehmen.
  6. Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten, z.B. einem unabhängigen Bausachverständigen, arbeiten Sie eng mit dem Bauleiter zusammen

Fazit

Durch die Muskelhypothek können Sie beim Bau und der Finanzierung Ihres neuen Eigenheims einiges sparen. Für hohe Einsparungen durch Eigenleistung ist neben viel Zeiteinsatz auch gute Planung und fachliches Können nötig. Zieht sich die Bauzeit durch die Eigenleistung in die Länge oder treten Schäden auf, die teuer nachgearbeitet werden müssen, sind die Einsparungen durch die Muskelhypothek allerdings schnell zunichte. Im schlimmsten Fall drohen sogar Mehrkosten. Seien Sie deshalb realistisch in der Einschätzung Ihrer handwerklichen Fähigkeiten und der Zeit, die Sie und Ihre Helfer auf der Baustelle verbringen können. Mit der Beratung durch einen Fachmann und guter Planung lässt sich jedoch sicher einiges selbst machen. Sie sparen dadurch ordentlich Geld und haben nicht zuletzt das tolle Gefühl, etwas mit den eigenen Händen geschaffen zu haben.