Wärmebrücken erkennen, beurteilen und beseitigen

Mängel bei der Wärmedämmung verursachen häufig Folgeschäden. Wie Sie schädliche Wärmebrücken aufdecken, die Ursachen eingrenzen und die Bauschäden fachmännisch beseitigen lassen: Dazu geben wir Ihnen umfassende Infos.

Ein Einfamilienhaus und im Vordergrund ein Infrarot-Wärmebild von diesem Haus

Erstelldatum: 15.05.2020
Letzte Bearbeitung: 27.05.2021

Was ist eine Wärmebrücke

Bei einer Wärmebrücke geht mehr Wärme verloren als an anderen Stellen. Wärmebrücken sind nicht nur Lücken im Wärmeschutz und erhöhen die Energiekosten, sie können auch die Bausubstanz schädigen. Den Kondensationseffekt kennt jeder: Wo Oberflächen kühler sind als die Umgebung schlägt sich oft Feuchtigkeit in Form von Kondenswasser nieder. Das ist z. B. bei einem kalten Glas aus dem Kühlschrank zu beobachten. Lässt man es im Raum stehen, bildet sich Kondensat und es wird feucht. Passiert das nun an Innenwänden eines Gebäudes, kann sich ebenfalls Kondensat bilden. Schuld daran sind Wärmebrücken. Ist die Feuchtigkeit an der Oberfläche erst einmal vorhanden, führt sie häufig zur Schimmelbildung oder zur Durchfeuchtung des Bauteils.

Es gibt sog. geometrische, konstruktive und materialbedingte Wärmebrücken.

  • Eine geometrische Wärmebrücke liegt z. B. vor, wenn die Außenfläche eines Hauses an einer Stelle größer ist als die Innenfläche. Ein Beispiel hierfür ist eine Gebäudeecke. An einer Raumecke ist außen die Fassadenfläche größer als innen, dadurch geht Wärme verloren.
  • Eine konstruktive Wärmebrücke wird durch die Bauweise hervorgerufen, z. B. bei einem massiven Balkon. Die Dämmung im Anschluss vom Gebäude zum Balkon ist in der Regel dünner als die Dämmung auf der Außenwand. Dadurch geht in diesem Bereich mehr Wärme verloren. Auch Konstruktionsfehler verursachen Wärmebrücken.
  • Materialbedingte Wärmebrücken entstehen, wenn Baustoffe mit hoher Wärmeleitfähigkeit zum Einsatz kommen. Durchstoßen z. B. Metalle die Dämmebene, leiten sie Wärme aus dem Inneren ab.

Kann man Wärmebrücken völlig vermeiden?

Nein, das ist nicht möglich. Wärmebrücken sind an jedem Haus vorhanden, führen aber nicht zwangsläufig zu Schäden. Auch bei einem gut gedämmten Haus ist eine Außenwandecke eine Wärmebrücke. Genau in der Ecke wird die Temperatur im Winter geringfügig niedriger sein als auf der Wandfläche. Jedoch geht hierbei nur minimal Energie verloren und es bildet sich keine Feuchtigkeit und damit auch kein Schimmel, weil er Feuchtigkeit benötigt. Wichtig ist es, Wärmebrücken richtig auszuführen. Alle drei oben angeführten Arten von Wärmebrücken können schadensfrei ausgeführt werden. Experten planen diese entweder direkt oder verwenden Konstruktionsbeispiele. Die Aufstellung eines Wärmeschutznachweises definiert in der Regel den Energiebedarf, verhindert schadhafte Wärmebrücken und liefert den geforderten Nachweis. Trotzdem gibt es Wärmebrücken durch Fehler in der Planung oder Ausführung. Diese gilt es zu vermeiden. Und wer einen Altbau kauft oder bewohnt, wird viele Wärmebrücken finden.

TIPP: Profis sprechen von Wärmebrücke und nicht von Kältebrücke. Das hat einen physikalischen Hintergrund. Wenn Sie das richtige Vokabular verwenden, können Sie auf Augenhöhe mitreden.

Typische Stellen für Wärmebrücken

An folgenden Bauteilen sind häufig Wärmebrücken festzustellen:

  • Außenecken von Gebäuden
  • Kästen der Rollläden
  • Mauerkronen
  • Balkone und ähnliche Ausbauten
  • Fenster/Fensteranschlüsse und Fugen
  • Haustüren
  • Deckenanschlüsse
  • Schornsteine (dort fehlt am Betonkranz oft die Dämmung)
  • Bodenplatten (an deren Stirnseiten fehlt oft die Dämmung)
  • Giebel (oft auf der Mauerkrone)
  • Traufkasten
  • Treppe zum Spitzboden (sofern dieser nicht gedämmt ist)

An diesen Stellen sollte besonders gut geprüft werden, während ein Haus gebaut wird, aber auch beim Erwerb und beim Modernisieren eines Altbaus.

Bauschäden durch Wärmebrücken

Schimmel an der Fensterlaibung aufgrund einer Wärmebrücke
Schimmel entsteht häufig an Wärmebrücken. © stock.adobe.com / #294527649 / Fevziie

Der klassische Schaden durch eine Wärmebrücke ist nicht der Energieverlust an sich, obwohl dieser auch schon ärgerlich ist. Die Oberfläche kühlt aus und Kondensat entsteht – dann folgt der Schimmel. Wird Schimmel an einem Bauteil festgestellt, gilt es aktiv zu werden. Schimmel sollte beseitigt werden, denn er kann gesundheitsschädlich sein. Die typischen Stellen für Wärmebrücken sind auch typische Stellen für Schimmelbildung.

Wärmebrücken erkennen

Mit einer Wärmebildkamera wird die Bauteiltemperatur in einem Raum geprüft
Mit den richtigen Instrumenten und ein wenig Übung lassen sich Temperaturunterschiede selber messen. © stock.adobe.com / #293716350 / Valmedia

Um Wärmebrücken identifizieren zu können, ist eins notwendig: ein Temperaturunterschied. Nur wenn es draußen sehr kalt ist, kühlt auch der Innenbereich an der Wärmebrücke messbar ab. Das ist auch nur logisch, denn wenn es außen und innen 20°C warm ist, wird kein Temperaturunterschied messbar sein. Am besten liegen die Außentemperaturen bei 0°C oder darunter. Die Sonne darf das Haus nicht erwärmen, also sollte am besten nachts gemessen werden. Zum Erkennen von Wärmebrücken gibt es dann zwei Wege: die Thermografie und das Infrarotthermometer.

Bei einer Thermografie werden mittels einer Wärmebildkamera Bilder vom Gebäude oder auch von Innenräumen gemacht. Anhand der unterschiedlichen Farbdarstellungen sind Temperaturunterschiede zu erkennen. Mit einem Infrarotthermometer lassen sich punktuell Oberflächentemperaturen messen. So können besonders kritische Punkte in Innenräumen auf Wärmebrücken untersucht werden. Ein Infrarotthermometer ist in der Regel deutlich günstiger als eine Wärmebildkamera. Die Preise liege hier zwischen 10 € und 350 €. Will man jedoch ein gesamtes Gebäude untersuchen, ist eine Thermographie notwendig. Wärmebildkameras kosten mehrere tausend Euro. Hier beauftragt man am besten einen Sachverständigen.

TIPP: Ein einfaches Infrarotthermometer ist bereits für unter 20 € zu haben. Mit ein wenig Übung kann man selbst messen und Bauteile prüfen.

Wärmebrücken beurteilen

Die Beurteilung von Wärmebrücken ist in erster Linie Expertensache. Am besten eignet sich ein Bauphysiker. Er misst nicht nur vor Ort, sondern kann auch rechnerisch nachweisen, ob eine Leistung entsprechend der DIN 4108 erfolgt ist. Wer mietet, kann bei einem Streit mit dem Vermieter auch ein Gutachten durch einen Bauphysiker erstellen lassen.

Wer lieber erstmal selbst messen möchte, der kann mit dem folgenden, etwas technischen Einschub, beginnen:

Jeder hat schon mal den Taupunkt der Luftfeuchtigkeit erlebt. Wer eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nimmt, kann beobachten, wie sie außen nass wird. Die Luftfeuchtigkeit kondensiert an der kalten Oberfläche und das Wasser tropft an der Flasche herunter. Das darf bei einem Bauteil wie einer Wand oder einem Fensteranschluss natürlich nicht passieren. Ab wann wird es denn nass? Das hängt von der prozentualen Luftfeuchtigkeit und der Temperatur ab. Wenn es in der Wohnung 20°C warm ist und die Luftfeuchtigkeit 50 % beträgt, dann liegt der Taupunkt bei 9,3°C. Ab hier wird es nass. Und klar – unsere Flasche aus dem Kühlschrank ist meist kälter als 9,3°C, deswegen kondensiert die Luftfeuchtigkeit.

Jetzt kann Schimmel aber schon wachsen bevor es richtig nass wird. Laut dem Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes sind 80 % Luftfeuchtigkeit an der Oberfläche für einige Schimmelarten ausreichend. In unserem Beispiel (20°C, 50 %) sind am Bauteil direkt schon bei 12,6°C Oberflächentemperatur 80 % Luftfeuchtigkeit vorhanden. Bauteile sollten also auch im Winter eine Oberflächentemperatur von mind. 14°C aufweisen, um bei schwankender Luftfeuchtigkeit auf der sicheren Seite zu sein. Stellt man also fest, dass ein Bauteil im Winter eine Innentemperatur von unter 14°C hat, ist tendenziell eine Schimmelbildung möglich.

Wärmebrücken sind oft zu finden, jedoch nicht immer problematisch. Liegen an einer Wand ca. 20°C vor, werden es in der Außenwandecke ggf. nur 18°C sein. Technisch gesehen handelt es sich um eine geometrische Wärmebrücke, die aber unbedenklich ist.

Wärmebrücken beseitigen – Möglichkeiten und Kosten

Ein Handwerker verlegt Wärmedämmung im Dachgeschoss
Ein Nachrüsten der Wärmedämmung kann Wärmebrücken beseitigen. © stock.adobe.com / #74624006 / Arpad Nagy-Bagoly

Um Wärmebrücken zu beseitigen, ist eine lückenlose Wärmedämmung des Gebäudes notwendig. Da viele Wärmebrücken entstehen, weil an entscheidenden Stellen auf Dämmung verzichtet oder diese vergessen wurde, kann in manchen Fällen schon das Nachrüsten helfen. Der Tipp für Hausbesitzer, die etwas handwerkliches Geschick mitbringen: Zum Teil können auch Laien solche Wärmedämmungen in Eigenleistung anbringen, um Bauschäden wie Wärmebrücken möglichst kostengünstig zu beseitigen. Allerdings haben Eigenleistungen bei moderner Wärmedämmung auch ihre Grenzen. Denn häufig bedarf es fachgerechter Maßnahmen an der Außenfassade eines Hauses, um Wärmebrücken in den Griff zu bekommen.

Beim Beheben von Wärmebrücken als Lücken im Wärmeschutz eines Gebäudes gibt es verschiedene Kostenfaktoren. Da ist erstens die Planungsleistung, zweitens das Material und drittens die Arbeitsleistung. Außerdem entstehen u. U. noch Nebenkosten, wie z. B Gerüstbau. Um die Kosten für das Beseitigen von Wärmebrücken an einem Haus abschätzen zu können, ist deshalb entscheidend, an welcher Stelle des Gebäudes die Wärmebrücken liegen. Kann man nämlich als Hausbesitzer selbst Hand anlegen, um die Baumängel zu beseitigen, fallen lediglich die Materialkosten an.

In einigen Bereichen des Hauses lassen sich Wärmebrücken durchaus in Eigenleistung beheben, wenn man sich die Zeit dafür nehmen möchte. So gelten z. B. Rollladenkästen als typische Wärmebrücken. Alte Kästen enthalten keine Dämmung. Diese in den Rollladenkasten einzubringen, dürfte für einen versierten Heimwerker eigentlich kein Problem sein. Und da nur wenig Dämmung für diese Baumaßnahme notwendig ist, halten sich die Kosten hierbei in Grenzen.

Auch Wärmebrücken aufgrund von Rissen oder ähnlichen Bauschäden können im gewissen Rahmen selbst behoben werden. Auch das Anbringen einer Wärmedämmung am Inneren der Klapptreppe zum Spitzboden ist nicht zwingend ein Job für den Profi.

An vielen Stellen der Hausfassade können jedoch nur Profis bei der Beseitigung von Wärmebrücken und der Verbesserung des Wärmeschutzes helfen. Vor allem, wenn umfangreiche Dämm- oder Putzarbeiten notwendig werden, sollte man das Projekt in die Hände professioneller Handwerksbetriebe legen. Zwischen einigen hundert und mehreren tausend Euro können sich die Kosten für solch eine professionelle Wärmedämmung und Sanierung bewegen.

Wer das Pech hat, aufgrund von Wärmebrücken bereits Schimmelbefall im Gebäudeinneren festzustellen, hat einen zusätzlichen Kostenfaktor. Denn die professionelle Schimmelbeseitigung und -sanierung ist gerade bei großflächigem Befall unerlässlich. Dafür können, je nach Ort und Größe der Schimmelfläche, durchaus schon vierstellige Beträge bei einem Einfamilienhaus fällig werden.

Selber machen oder machen lassen – darüber sollten Sie nachdenken:

  • Wie gut ist das eigene handwerkliche Geschick?
  • Welche Kostenersparnis ergibt sich durch die Eigenleistung?
  • Ist die Wärmebrücke überhaupt zugänglich?
  • Lohnt sich der Aufwand? Wenn Schimmel vorliegt, sollte man unbedingt aktiv werden. Bei Wärmebrücken ohne Schimmel gilt es, Kosten und Nutzen abzuwägen. Wenn die Wärmebrücke nur wenige Euro Energiekosten im Jahr verursacht, die Beseitigung aber tausende Euro kostet, rechnet sich das kaum.

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TFA Dostmann LOG32 TH Datenlogger

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