Erstelldatum: 12.05.2020
Letzte Bearbeitung: 27.05.2021
Wann sollte man ein Dach erneuern?
Treten Schäden am Dach auf und dringt Feuchtigkeit ein, muss umgehend gehandelt werden. Denn Schäden am Dach führen schnell zu weiteren Schäden am Haus. Eine Modernisierung ist außerdem sinnvoll, wenn Sie Ihr Haus energetisch verbessern möchten. So lässt sich langfristig Geld sparen. Nun sind Dächer sehr unterschiedlich. Die Art der Modernisierung ist unter anderem von folgenden Kriterien abhängig:
- Ist der Dachraum bewohnt oder unbewohnt?
- Welche Dachform ist vorhanden?
- Ist das Dach bereits gedämmt?
- Ist das Dach massiv oder aus Holz?
- Welche Schäden liegen ggf. vor?
- Geht viel Energie über das Dach verloren?
Dachformen sind unterschiedlich komplex und davon hängt natürlich auch der Aufwand der Sanierung ab. So erhöhen komplexe Dachformen, Gauben und Fenster, die ausgetauscht werden müssen, die Gesamtkosten. Man unterscheidet prinzipiell zwei Arten von Dächern:
Massive Bauweise
Ein Dach kann z. B. massiv durch Stahlbeton ausgebildet werden. Häufig sind es Flachdächer, die als massive Stahlbetonkonstruktion ausgeführt werden, seltener Pultdächer. Wobei es natürlich auch Flachdächer in Leichtbauweise aus Holz gibt.
Bei massiven Dächern besteht die letzte Decke eines Gebäudes aus Beton. Diese wird oberhalb des Betons mit Dämmung und Abdichtung ausgeführt. Die Dämmschicht wird als Anschlussschicht über dem Beton angebracht.
Skelettbauweise
Steildächer, wie z. B. das allseits bekannte Satteldach, werden als Holzskelettbau ausgebildet. Die Varianten, wie diese Art eines Daches im Detail ausgebildet wird, sind zahlreich, ebenso wie die Arten der Dämmschicht in diesem Bereich.
Der Dachraum eines Steildachs eignet sich hervorragend zum Ausbau und somit zur Erweiterung der Wohnfläche
Gründe für die Dachsanierung
Leckage-Wasser sickert durch offene Stellen bis in tiefere Schichten hindurch
Beim Massivdach, welches in den meisten Fällen als Flachdach erstellt wird, ist im Großteil der Fälle eine Leckage in der Abdichtung der Grund für eine Sanierung.
Im Gegensatz zum Steildach fließt hier das vom Regen oder Schnee anfallende Wasser nicht sofort ab. Abhängig von der Gesamtmenge und der Oberflächengestaltung braucht das Wasser eine entsprechende Zeit, bis es durch die Fallleitungen abgeleitet wird. Dringt nun Wasser in die Dämmebene des Flachdachs ein, ist die Dämmung durchfeuchtet und die Dämmwirkung reduziert. Nach langer Durchfeuchtung ist ein Austausch der Dämmung angebracht.
Beim Steildach fließt das Wasser bei korrekter Lage der Dachsteine sofort in die Rinnen und landet schlussendlich in den Fallleitungen. Dringt bei Wind Wasser unter die Dachsteine ist die Unterspannbahn vorhanden, die das Wasser ableitet. Dadurch bleiben Dämmung und Innenraum trocken. Liegen jedoch Beschädigungen vor, dringt Wasser möglicherweise ins Dach ein.
Durch die Durchfeuchtung von tieferliegenden Bauteilen kommt es früher oder später zur Schimmelbildung, welche bei Nichtbehandlung bis in den Wohnraum gelangen kann. Hier kann ein entsprechend hohes Gesundheitsrisiko entstehen. Außerdem können tragende Teile aus Holz durch Wasser irreparabel beschädigt werden.
Risse oder anderweitige Schäden an der Tragkonstruktion
Sollten größere Risse an Tragbalken im Dachstuhl entstanden sein, so sollte der Dachstuhl dringend überprüft und ggf. saniert werden, da hier die notwendige Tragfähigkeit nicht mehr gegeben sein kann.
Ein Befall von Schädlingen macht eine Dachsanierung ebenfalls notwendig.
Alterserscheinungen
Einige Materialien müssen mit der Zeit erneuert werden, weil sie abgenutzt sind und das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Betondachsteine haben beispielsweise eine Lebenszeit von 20 bis 40 Jahren, je nach Standort und Bauweise. Beim Kauf einer Bestandsimmobilie kann ein neues Dach sinnvoll sein. Auch alte Dachflächenfenster bilden häufig am Rahmen unschöne Feuchtigkeitsflecken oder sogar Schimmel.
Wann sollte ein Dach modernisiert werden?
Bei älteren Häusern ist das Dach oft gar nicht oder nur unzureichend gedämmt. Das kommt sowohl bei massiven Flachdächern als auch bei Steildächern aus Holz vor. Die unzureichende Wärmedämmung führt zu einer schlechten Energiebilanz des Gebäudes, was zu höheren Energiekosten führt. Ebenso ist die Behaglichkeit gemindert.
Durch eine Sanierung und ordentliche Dämmung des Daches kann hier eine bessere Energiebilanz und Behaglichkeit erreicht werden. Die Energieeinsparverordnung, kurz ENEV, fasst nochmals alle notwendigen Vorgaben zusammen.
Die Modernisierung – welche Möglichkeiten gibt es?
Massivdach als Flachdach
Beim Massivdach aus Beton wird die Abdichtung und ggf. die unzureichende Dämmung abgerissen. Anschließend wird eine Dampfsperre aufgebracht. Danach folgt die Gefälledämmung. Ein leichtes Gefälle ist angebracht damit das Wasser nicht steht und zu den Ablaufpunkten geleitet wird. Die letzte Abdichtungsschicht ist je nach Material und Dachaufbau unterschiedlich bemessen. Ein Gründach, eine Dachterrasse oder eine Dachfläche werden hier unterschiedlich ausgeführt.
Seltener erfolgt eine Dämmung unterhalb der Decke im Wohnraum. Das sollte dann auch genau bemessen werden, da Innendämmungen ihre eigenen Tücken haben.
Kosten für ein neues Flachdach belaufen sich auf ca. 100 bis 150 €/m² zuzüglich 80-120 €/m² umlaufende Brüstung. Müssen Fallrohre und Dachdurchdringungen erneuert werden oder Dachaufbauten entfernt und wieder montiert werden, sind diese Kosten hinzuzurechnen. Die Entsorgung der alten Abdichtung und eventuelle Dämmung kann einige tausend Euro betragen. Ebenso sind die Gerüstkosten mit ca. 6 €/m² einzurüstender Fläche zu kalkulieren.
Steildach als Holzkonstruktion
Die Modernisierung bei einem Steildach findet am häufigsten innen statt. Neuer Wohnraum wird geschaffen, indem gedämmt wird und Heizungen und Sanitärobjekte installiert werden. Nachfolgend gehen wir auf die verschiedenen Möglichkeiten der Dämmung ein. Erneuert man jedoch das Dach nur „von außen“, also mit neuer Deckung und Entwässerung, kann man folgende Kosten ansetzen:
Abriss und Entsorgung: 15-25 €/m²
Unterkonstruktion inkl. Unterspannbahn: 15-45 €/m²
Neue Dachdeckung:
Betondachsteine 20-35 €/m² oder
Ziegel 25-45 €/m²
Zusatzkosten ergeben sich individuell für Gauben, aufwendige Dachformen und Dachflächenfenster. Ebenso sind die Gerüstkosten mit ca. 6 €/m² einzurüstender Fläche zu kalkulieren.
2.1 Dämmung des Dachstuhls
Beim klassischen Dachstuhl gibt es mehrere Möglichkeiten der Dämmung:
- Zwischensparrendämmung
- Untersparrendämmung
- Aufsparrendämmung
2.1.1 Zwischensparrendämmung
Dies ist die häufigste Art der Dämmung im Dach. Dabei muss das Dach nicht zwingend ab- und neu gedeckt werden, insofern die Dachdeckung und Unterspannbahn in gutem Zustand sind. Die Dämmung wird zwischen den einzelnen Sparren angebracht. Meistens werden Dämmplatten, wie z. B. Mineralwolle, verwendet. Eine Einblasdämmung durch Cellulose oder Kokosfasern kann bei entsprechend vorher, speziell dafür ausgebildeten Räumen ebenso geeignet sein.
Unter die Dämmung gehört raumseitig noch die Dampfbremse und die Verkleidung, z. B. aus Trockenbau oder Holz.
Vorteile dieser Art der Dämmung sind niedrige Kosten von ca. 40-70 €/m² bei einer Verkleidung mit Trockenbau. Auch die einfache Ausführung und die Möglichkeit der nachträglichen Dämmung, ohne das komplette Dach wieder abdecken zu müssen, sind klare Pluspunkte. Nachteile sind die Verkleinerung des Wohnraums durch die entsprechenden Dämmschichten sowie eine komplexere Ausbildung der Dampfsperre. Auch die Optik der Sparren und des Dachs verändert sich stark. Hier sind Vor- und Nachteile aber vom persönlichen Geschmack abhängig.
Ist der Wohnraum bereits ausgebaut, kann die Zwischensparrendämmung auch von außen während der neuen Dacheindeckung erfolgen. Die Kosten sind jedoch höher und die Verlegung der Dampfbremse komplizierter.
2.1.2 Untersparrendämmung
Bei der Untersparrendämmung erfolgt die Anbringung der Dämmmaterialien unterhalb der Sparren. Hierbei wird auf einer Traglattung die Dämmschicht angebracht. Dabei können dieselben Materialien wie bei der Zwischensparrendämmung verwendet werden. Diese Art der Dachdämmung kann ebenso nachträglich erfolgen.
Häufig wird die Untersparrendämmung als Ergänzung zur Zwischensparrendämmung ausgeführt. Ist die Höhe der Sparren nur gering, kann auch nur eine dünnere Dämmung zwischen den Sparren eingebaut werden. Unterhalb der Sparren erfolgt dann die restliche notwendige Dämmung.
Folglich ist die Untersparrendämmung dünner und damit günstiger als die Zwischensparrendämmung. Führt man sie zusammen mit der Zwischensparrendämmung aus kommen nur ca. 15 €/m² hinzu. Ergänzt man eine bereits vorhandene Zwischensparrendämmung liegen die Kosten bei 25-45 €/m². Die Vorteile sind der nachträglich mögliche Einbau und die verhältnismäßig geringen Kosten. Einen großen Nachteil stellt die deutliche Verringerung des Wohnraums dar. Ist die Zwischensparrendämmung jedoch aufgrund der Sparrengröße zu gering, stellt eine Untersparrendämmung eine sinnvolle Ergänzung dar.
2.1.3 Aufsparrendämmung
Bei der Aufsparrendämmung muss das Dach abgedeckt werden, weil hierbei die Dämmung oberhalb der Sparren angebracht wird. Besonders sinnvoll ist die Aufsparrendämmung also nur in Verbindung mit einer neuen Dacheindeckung. Als Dämmmaterial kommen häufig Polyurethan oder Mineralwolle zum Einsatz. Die Kosten liegen bei 50-70 €/m², je nach Dämmung zuzüglich einer neuen Dacheindeckung
Die Vorteile dieser Art der Dachdämmung sind die guten Energieeigenschaften durch die hohe Dämmqualität und keine Wohnraumverluste. Außerdem kann innen die Holzdachoptik erhalten bleiben.
Nachteile sind die höheren Kosten durch den hohen Aufwand, da hier zusätzlich zu der Dacheindeckung ebenso die Traglattung entfernt werden muss.
Der Dachausbau – zusätzlicher Wohnraum für kleines Geld
Wenn zusätzlicher Wohnraum benötigt wird, so kann bei einer passenden Ausbildung des Daches ein Ausbau möglich sein. Hierbei gilt es einiges zu beachten.
Der Neigungswinkel des Daches sollte im günstigsten Fall 35 bis 55 betragen, da diese Neigung der Sparren für die meisten Menschen am behaglichsten ist. Diesen Neigungswinkel gibt es z. B. oft beim bekannten Satteldach.
Ebenso spielt die Konstruktion des Daches bei der Wohnraumbildung eine Rolle. Ein Pfettendach stellt eine höhere Herausforderung als ein Sparrendach dar, da hier der Wohnraum in mehreren Ebenen unterbrochen wird.
Da der Dachraum meistens nicht als Wohnraum geplant wurde, sollte eine Beurteilung der Tragfähigkeit des Dachbodens erfolgen, da dieser bei der späteren Wohnnutzung entsprechende Lasten tragen muss. Hierfür sollte ein Statiker zu Rate gezogen werden.
Sollte die Tragfähigkeit nicht ausreichen, so muss diese durch entsprechende Schritte verbessert werden, ehe ein Ausbau des Dachraums erfolgt. Ebenso muss für die Ausbildung eines Wohnraums die Dämmeigenschaft des Daches beurteilt und wenn notwendig verbessert werden, um die Behaglichkeit eines Wohnraums gewährleisten zu können. Eine Planung der Dachfenster ist hier ebenso notwendig, denn dafür muss häufig in die Konstruktion ein Wechsel eingebaut werden. Es sollte immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung erfolgen.
Kann der Dachstuhl ausgebaut werden, lohnt sich häufig die Investition. Denn zum zusätzlichen Wohnraum erhält man Räume mit Dachschrägen, die bei vielen ein Gefühl von Behaglichkeit erzeugen. Und sollte man aufgrund von Familienzuwachs mehr Platz benötigen, muss man nicht erst umziehen oder neu bauen, sondern kann ein Projekt mit geringerem finanziellem Aufwand umsetzen.