
Erstelldatum: 28.01.2021
Letzte Bearbeitung: 09.10.2023
Ein paar Eimer Farbe kaufen und dann einfach drauflos pinseln: Was bei der Wohnzimmerwand gut laufen kann, funktioniert bei dem Neuanstrich einer Fassade leider meistens nicht. Die Arbeiten an einer Fassade müssen Sie sorgfältig planen, kalkulieren und korrekt ausführen, damit die Fassade nachher in neuem Glanz erstrahlt. Und das nicht nur einmal: Der Neuanstrich der Fassade ist ein wiederkehrender Prozess. Denn ein Anstrich ist deutlich kurzlebiger als ein Außenputz oder ein WDVS. Im Durchschnitt ist ein Anstrich alle 10 bis 15 Jahre zu erneuern. Das ist abhängig von der Art des Putzes, der Farbe, dem Standort und weiteren Faktoren wie Bewuchs und Verkehr.
Es ist wichtig, die Arbeiten zu planen und die richtigen Materialien auszuwählen. Stellen Sie dabei die eigene Sicherheit bei der Arbeit an oberste Stelle. Folgende Schritte sind nötig, damit Sie selbst die Fassade streichen können.
Tipp: Viele Produkthinweise und Merkblätter sprechen nicht von „Farbe“ und „streichen“, sondern von „Beschichtung“ und „beschichten“. Gemeint ist damit dasselbe, jedoch sind es die fachlich korrekten Begriffe.
1. Das Streichen der Fassade planen
Schon Goethe sagte „Gut ist der Vorsatz, aber die Erfüllung ist schwer“. Vielleicht kennen Sie das auch: „Wir müssten die Fassade streichen…“ Nur womit soll man anfangen? Was wirklich zum Erfolg führt, ist eine gute Planung der Arbeiten und der benötigten Materialien. Das betrifft das Gerüst, die Farbauswahl, das Reinigen und Desinfizieren sowie die Anschlussarbeiten. Wenn Sie genau wissen, was zu tun ist, gehen Ihnen die Arbeiten leichter von der Hand. Schließlich müssen Sie beim neuen Beschichten der Fassade so einiges beachten.
Die Bestandsaufnahme
Als erstes müssen Sie die Fassade begutachten. Danach können Sie beurteilen, welche Arbeiten im Detail notwendig sind. Folgende Kriterien sollten Sie überprüfen:
a) Kreidet die Fassade?
Wenn Sie mit der Hand über den Außenputz wischen, können Sie feststellen, ob die Fassade „kreidet“. Haben Sie einen leichten, aber deutlich sichtbaren Staub auf der Hand, als hätten Sie über eine Tafel gewischt? Wenn ja, ist eine Reinigung und eine verfestigende Grundierung nützlich.
b) Gibt es Risse?
Bis zu einem gewissen Grad (ca. 0,2 mm Rissbreite) können Sie Risse in der Fassade mit einer rissüberbrückenden Farbe überdecken. Breitere Risse können Sie mit einem flexiblen Dichtstoff verschließen und dann überstreichen. Massive Rissbildungen sollten Sie von einem Sachverständigen untersuchen lassen und zuerst separat instand setzen. Einen Überblick über mögliche Rissursachen bekommen Sie in unserem Artikel 13 Gründe für Risse im Mauerwerk.

c) Liegt ein mikrobieller Befall vor?
Jeder kennt Fassaden, die nach einigen Jahren schwarz, grün oder rot geworden sind. Häufig zeichnen sich die Verfärbungen in senkrechten Linien ab, die nach unten breiter werden. Auch einzelne Stellen können verstärkt mit Algen oder Moos verschmutzt sein. Ist das bei Ihrer Fassade der Fall, müssen Sie sie gründlicher als sonst reinigen und auch desinfizieren.
d) Ist der Putz überall fest und tragfähig?
Beginnt der Putz bereits an einigen Stellen zu bröckeln, dann müssen Sie diese Bereiche vor dem Streichen der Fassade erst bearbeiten. Schlagen Sie losen Putz ab und ersetzen Sie ihn durch intakten Putz. Mit einer Klopfprobe können Sie den Putz auf Hohlstellen untersuchen.

Bildunterschrift: Wenn sich die Farbe und der Putz lösen, müssen diese Stellen vor dem Streichen der Fassade überarbeitet werden. – Foto: T. Möller
e) Den alten Anstrich prüfen
Vor dem Streichen der Fassade ist es wichtig zu wissen, ob der Altanstrich noch genug Haftung besitzt, damit Sie ihn überstreichen können. Um das zu prüfen, reicht ein gut klebendes Klebeband, wie z. B. Paketband, aus. Kleben Sie das Klebeband fest auf die Fassade, drücken Sie es richtig an und ziehen Sie es dann ruckartig ab. Bleibt viel Farbe am Kreppband hängen, ist der Anstrich nicht mehr tragfähig und muss runter. Es gibt verschiedene Methoden den alten Anstrich zu entfernen: Häufig kommt ein Hochdruckreiniger oder ein Sandstrahler zum Einsatz.

Schwieriger ist es zu überprüfen, welche Art Farbe für den Altanstrich verwendet wurde. Es gibt verschiedene Fassadenfarben wie Dispersionsfarben, Silikatfarben, Dispersionssilikatfarben, Kalkfarben, Silikonharzfarben, Reinacrylatfarben und einige weitere. Die Art der neuen Farbe sollte mit der vorherigen Farbe verträglich sein. Bestenfalls ist Ihnen die Art der Farbe noch bekannt, die Sie sie selber aufgebracht haben. Sind Sie sich nicht sicher, mit welcher Farbe die Fassade aktuell beschichtet ist, sollten Sie die Farbe untersuchen und analysieren lassen. Oft handelt es sich um Dispersionsfarbe.
Edelkratzputze müssen Sie hingegen nicht streichen. Sie verfügen über einen selbstreinigenden Effekt. Durch leichtes Absanden der Oberfläche liefert ein Edelkratzputz über viele Jahre hinweg ein hochwertiges Erscheinungsbild.
Der Sockel
Der Fassadensockel ist durch den direkten Kontakt zum Erdreich oder zu Pflasterflächen oft stärker belastet als die restliche Fläche. Wer seine Fassade streichen möchte, sollte zuvor den Sockel besonders prüfen. Ist der Sockel nur verunreinigt, reicht eine Säuberung. Liegen jedoch Feuchtigkeitsschäden wie Abplatzungen oder Salzausblühungen vor, lohnt es sich den Sockel komplett zu überarbeiten. Dabei müssen drei Bereiche berücksichtigt werden:
1. Ziehen Sie für die Gebäudeabdichtung die DIN 18533 heran.
2. Für die Abdichtung des Putzes bzw. des WDV-Systems eignet sich eine mineralische Dichtschlämme. Viele Hersteller von Außenputzen und WDV-Systemen liefern Details zu dieser Abdichtung
3. Zum Anschluss des Geländes an den Fassadensockel liefert das Merkblatt Sockelausführung im Übergang zu Wärmedämm-Verbundsystemen und Putzsystemen wertvolle Informationen.
Tipp: Bevor Sie die Fassade streichen, sollten Sie Schäden im Sockelbereich beheben. Gehören zu den Arbeiten gleichzeitig Abdichtungsarbeiten, sollte ein Fachunternehmen die Leistung ausführen. Dadurch bekommen Sie zusätzlich Gewährleistung auf die Abdichtung. Berücksichtigen Sie bei der Abdichtung auch bodentiefe Fenster und Türen.
Fassade streichen: Die richtige Farbe auswählen

Wer seine Fassade streichen möchte, der überlegt oft als erstes, welcher Farbton es werden soll. Ganze Familien oder Eigentümergemeinschaften diskutieren über Farbfächer und Musterflächen. Es gibt jedoch nur sehr wenige Fassaden, die mit einem beliebigen Farbton und einer beliebigen Beschichtungsart gestrichen werden können. Woran liegt das?
Der Farbton der Fassade hat eine erhebliche Auswirkung darauf, wie warm die Fassade unter Sonneneinstrahlung wird. Das kennt jeder: Ein schwarzes Auto wird in der Sonne viel heißer als ein weißes Auto. Das ist bei einer Fassade genauso. Streichen Sie eine bisher weiße Fassade nun sehr dunkel, können Risse und Abrisse durch die thermische Ausdehnung entstehen. Besonders bei einer gedämmten Fassade können Schäden am WDVS auftreten, wenn Sie sie zu dunkel streichen. Aber auch bei hochwärmegedämmtem Mauerwerk mit Außenputz kommt es zu Problemen.
Außerdem ist die Art der Farbe, also der Beschichtungsstoff, nicht mit jedem Putz kompatibel. Sie müssen also sowohl den Altanstrich als auch den Putz überprüfen, damit die Komponenten zusammenpassen.
Hellbezugswert und TSR-Wert
Jede Farbe kann nach dem Hellbezugswert (HBW) und dem Total-Solar-Reflectance-Wert (TSR-Wert) eingestuft werden. Der Hellbezugswert (HBW) gibt an, wie viel Licht im sichtbaren Spektrum von dem Farbton reflektiert wird. Der Wert 0 steht für Schwarz und der Wert 100 für Weiß. Alle anderen Farben liegen dazwischen. Je heller eine Farbe, desto höher der Wert.
Im Unterschied zum HBW berücksichtigt der TSR-Wert das ganze Spektrum des Lichts. Der Wert zeigt, wie viel Prozent des Lichtspektrums reflektiert wird. Der Wert ist somit aussagekräftiger, was das Aufheizen der Fassade angeht. Denn besonders der nicht sichtbare, infrarote Bereich des Lichts ist für das Aufheizen der Fassade relevant. Wer eine Fassade streichen möchte, sollte diese Werte berücksichtigen.
Wie hoch sollten die Werte für Ihre Fassadenfarbe nun sein? In der DIN 55699, in der es um WDV-Systeme geht, wird ein HBW von größer 20 definiert. Liegt ein Wert unter 20, sollten Sie den TSR-Wert berücksichtigen. Liegt der TSR-Wert über 25, ist die Farbe unkritisch.
Tipp: Wenn die Fassade aus einem WDV-System oder aus hochwärmegedämmtem Mauerwerk mit Außenputz besteht, sollten Sie bei der Farbauswahl den HBW (Hellbezugswert) und den TSR-Wert (Total Solar Reflectance) berücksichtigen. Damit vermeiden Sie Schäden.
Die passenden Farben auswählen

Kommen wir zurück zur Farbauswahl. Zwar ist die Auswahl der Farben Geschmackssache, aber mit ein bisschen Planung, können Sie zueinander passende Farben auswählen. Denn meistens ist eine Fassade mehrfarbig. Das betrifft angrenzende Bauteile wie Fenster, Türen oder Metallkonstruktionen. Aber auch die Putzflächen an sich sind häufig unterschiedlich abgesetzt.
Der Sockel ist oft in einem anderen Farbton gestrichen als die Hauptfassade. Das ist auch sinnvoll. Denn der Sockel verunreinigt oft schneller und durch die verschiedenen Farbtöne wirkt die Fassade nicht so schmutzig. Zudem lässt sich der Sockel dann schneller auffrischen, wenn er unansehnlich geworden ist, ohne dass Sie die ganze Fassade streichen müssen.
Auch die Fensterlaibungen und der Haupteingangsbereich sind häufig farblich abgesetzt. Besonders bei sehr tiefen Laibungen lohnt es sich, sie heller abzusetzen als den Rest der Fassade. Denn eine Laibung reflektiert das einfallende Licht. Dadurch wird auch der Innenraum heller. Eine dunkele Laibung dagegen schluckt das Licht.
Tipp: Wer seine Fassade in unterschiedlichen Farben streichen möchte, kann mit professionellen Tools Farben auswählen, die harmonisch zueinander passen. Das sind zum Beispiel Komplementärfarben oder Teilkomplementärfarben. Ein kostenloses Profitool finden Sie unter qConv.com.
Die Fassade mit dem richtigen Material streichen
Beim Streichen der Fassade kommen viele unterschiedliche Materialien zum Einsatz. Darunter spritzbare Dichtstoffe für Fehlstellen, Putze zum Ergänzen, Grundierungen, Algizide, Fungizide und schließlich die Beschichtung, sprich Farbe. Dabei ist nicht nur die Grundlage wie der Putz oder der Altanstrich wichtig. Auch die Materialien müssen untereinander kompatibel sein. Wer hier etwas und dort etwas verwendet, ohne dass die Materialien tatsächlich untereinander verträglich sind, riskiert ein Scheitern des Projekts.
Tipp: Das verwendete Material (Dichtstoffe, Grundierungen, Algizide, Fungizide und Farben) sollten hochwertig, von einem Hersteller und kompatibel zueinander sein.
Schritt 2: Das Gerüst
Nur in seltenen Fällen ist jede Stelle der Fassade direkt oder mit einer kleinen Leiter zugänglich. Das trifft vielleicht grade noch bei einem Bungalow zu. Bereits bei einem Einfamilienhaus benötigen Sie ein Gerüst. Welches Gerüst eignet sich am besten, um die Fassade zu streichen?
Immer wieder werden Rollgerüste empfohlen. Aber ein Rollgerüst hat viele Nachteile. Es ist nur ein kleiner Teil der Fassadenfläche zugänglich und Sie müssen das Gerüst nach jedem Arbeitsgang umbauen. Auch muss es sicher stehen. Das ist bei vielen Gerüsten nur auf Pflasterflächen möglich. Sobald der Garten mit einer Rasenfläche oder einem Beet an die Fassade angrenzt, ist ein sicherer Stand kaum möglich. Wenn die gesamten Bereiche gepflastert sind und ein sicherer Stand möglich ist, ist ein Rollgerüst eine preisgünstige Alternative. Ein klassisches Gerüst bietet jedoch mehr Standsicherheit.
Die beste Option ist, dass Gebäude für die Arbeiten von einem Gerüstbauer einrüsten zu lassen. Dann sind alle Bereiche direkt zugänglich und Sie können durchgehend arbeiten. So ein Gerüst hat auch eine ausreichende Standsicherheit. Das ist grade wichtig, wenn es sich um ein etwas höheres Mehrfamilienhaus handelt. Der Nachteil liegt im höheren Preis und in den Befestigungspunkten, da das Gerüst angebohrt wird. Die Befestigungspunkte können Sie aber beim Abrüsten verschließen. Verwenden Sie dazu Putzmörtel. Dadurch entsteht eine einheitliche Oberfläche und Sie benötigen nicht zwingend Plastikkappen.
Tipp: Damit Sie die Fassade streichen können, darf das Gerüst nicht zu nah an der Fassade stehen. Trotzdem sind die Sicherheitsabstände einzuhalten, damit niemand zwischen Gerüst und Fassade hindurchfallen kann. Achten Sie außerdem auf saubere Gerüstbohlen. Sonst spritzt der Schmutz bei Regen gegen die Fassade.
Schritt 3: Abkleben
Bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen, müssen Sie Fenster, Türen und andere Anschlüsse abkleben. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie beim Reinigen oder beim Streichen Fenster und Anschlüsse beschädigen und verunreinigen. Verwenden Sie Klebebänder, die zum Untergrund passen. Beim Fassadeanstrich ist das für außen geeignetes, wasserfestes, witterungs- und UV-beständiges Malerkrepp. Solche Krepparten sind in der Regel mehrere Wochen für den Außeneinsatz geeignet. So stellen Sie sicher, dass sich nach dem Streichen der Fassade die Abklebematerialien noch gut entfernen lassen.
Kleben Sie Fenster und Fensterbänke zusätzlich mit Folie ab. Dafür eignen sich Folien, die mit Malerkrepp kombiniert sind. Decken Sie den Boden vor der Fassade mit einer Folie ab, um das Pflaster und den Garten vor Farbe und Schmutz zu schützen. Anschlüsse, wie z. B. Brüstungsgitter und Dachuntersichten, müssen Sie ebenfalls abkleben. Weitere Details zum richtigen Abkleben finden Sie im kostenlosen Praxistipp von tesa.
Tipp: Verwenden Sie für außen geeignetes Malerkrepp. Kleben Sie eher ein bisschen mehr als zu wenig ab. Das erspart nachträglichen Ärger durch zusätzliches Reinigen. Decken Sie Pflasterflächen, Terrassen und Gärten ca. 0,5-1 m um die Fassade herum mit fester Folie ab.
Schritt 4: Die Fassade gründlich reinigen
Eine praktische und gute Möglichkeit, Fassaden zu säubern ist die Verwendung eines Hochdruckreinigers. Viele haben bereits für Haus und Hof einen Hochdruckreiniger zu Hause. Ein passendes Model ist der Kärcher, der Testsieger der Stiftung Warentest von 2020(*) wurde. Eine weitere, aber seltener angewandte Möglichkeit zum Reinigen, ist das Sandstrahlen.
Der Grad der Verschmutzung bestimmt die Art der Reinigung. Passen Sie den Druck, den Reinigungsabstand und die Wassertemperatur der Fassade und der Verschmutzung an. Dabei gilt: Je wärmer das Wasser, desto geringer kann der Druck ausfallen, um den gleichen Reinigungseffekt zu erzielen. Reinigen Sie mit warmem Wasser, sollte die Temperatur 60° C nicht überschreiten.
Reinigen Sie von oben nach unten. So kann das verschmutzte Wasser die Fassade hinunterlaufen, ohne bereits gereinigte Stellen wieder zu verschmutzen. Reinigen Sie wie beim Streichen einmal längs und einmal quer. Damit ist die gründliche Reinigung sichergestellt.
Hinweis: Beachten Sie beim Hochdruckreinigen der Fassade lokale Bestimmungen zur Schmutzwasserentsorgung.
Nach der Reinigung muss die Fassade zunächst komplett austrocknen. Erst danach können Sie mit dem Grundieren und Streichen beginnen. Deswegen ist es sinnvoll, die Fassade bei wärmerem Wetter zwischen Frühling und Herbst zu reinigen.
Schritt 5: Schadhafte Stellen ausbessern
Wenn bei der Bestandsaufnahme lose Putzstellen gefunden wurden, müssen Sie diese entfernen. Hierfür können Sie die Stellen abklopfen und mit einer Kelle prüfen. Loser Putz muss runter. Überprüfen Sie auch Laibungen und Anschlüsse. Haben Sie den losen und hohl liegenden Putz entfernt, grundieren Sie die Stellen vor dem Verputzen noch mit einer geeigneten Grundierung.
Nun können Sie die Fehlstellen mit geeignetem Putz auffüllen. Verwenden Sie das gleiche Material, aus dem auch der Putz besteht (also einen Zementputz bei Zementputz, einen Kalkputz bei Kalkputz, Kunstharzputz bei Kunstharzputz usw.). Achten Sie darüber hinaus auch darauf, dass die Oberflächen gleich sind. Wenn die Fassade aus einem 3 mm Kratzputz besteht, müssen die überarbeiteten Flächen ebenfalls die gleiche Körnung haben. Gibt es Putzschäden in Laibungsbereichen sind ggf. zuvor die Anputzschienen zu erneuern. Lassen Sie die neuen Putzflächen erst austrocknen, bevor Sie sie weiterbearbeiten.
Tipp: Auch wenn Sie in Eigenregie Ihre Fassade streichen möchten, kann es eine Herausforderung sein, lose Putzstellen selbst fachgerecht auszubessern. Falls Ihnen das handwerkliche Geschick fehlt, beauftragen Sie hierfür einen Stuckateur. Er kann Sie auch bezüglich der Putzart beraten. Ist die Arbeit fertig und der Putz getrocknet, können Sie mit den weiteren Arbeiten fortfahren.

Sind Risse im Außenputz vorhanden, müssen Sie diese ebenfalls schließen. Sofern der Riss ruhend und nicht zu breit ist, können Sie ihn mit einem überstreichbaren Fassadendichtstoff überarbeiten. Dazu müssen Sie den Riss erst etwas aufweiten, reinigen und vornässen. Schließen Sie ihn dann mit Fugendichtstoff. Entfernen Sie überschüssiges Material und bearbeiten Sie die Oberfläche mit einem Pinsel so, dass sich die Struktur dem Putz etwas anpasst. Bevor Sie die Fassade streichen, lassen Sie den Dichtstoff erst trocknen.
Schritt 6: Die Fassade grundieren
Eine Grundierung ist notwendig, wenn der Putzgrund zu stark saugt. Zum Streichen der Fassade wäre sehr viel Farbe notwendig. Deswegen kann sich eine Grundierung auch wirtschaftlich lohnen. Wie hoch die Saugfähigkeit der Fassade ist, können Sie mit einem einfachen Benetzungs-Versuch überprüfen. Sprühen Sie dazu Wasser auf die Fassade und überprüfen Sie, wie schnell das Wasser einzieht. Wenn die Fassade sehr saugfähig ist, nimmt sie das Wasser schnell auf. An der Versuchsstelle bildet sich schnell eine dunkle Verfärbung. In diesem Fall empfehlen wir eine Grundierung.
Ein weiterer Anwendungsfall liegt vor, wenn der Putz kreidet. Dann können Sie verfestigende Grundierungen verwenden, die sowohl den oberflächlichen Staub binden als auch den Putz verfestigen.
Hinweis: Stimmen Sie die Produkte immer aufeinander ab! Eine lösemittelhaltige Grundierung ist beispielsweise nicht für ein WDVS mit EPS-Dämmung geeignet.
Schritt 7: Die Fassade desinfizieren
Nicht jede Fassade muss desinfiziert werden. Und wenn es nicht notwendig ist, sollten Sie es auch aus ökologischen Gründen unterlassen. Nur wenn sich an der Fassade bereits Algen und Pilze angesiedelt haben, ist es nach der Reinigung notwendig, sie zusätzlich zu desinfizieren. Damit können Sie einem erneuten Befall vorbeugen. Das Aufbringen von Algiziden und Fungiziden, sogenannten Bioziden, kann auch dann sinnvoll sein, wenn ein Befall aufgrund von Lage, Baukonstruktion, Bepflanzung etc. wahrscheinlich ist.
Wenn sich jedoch eine Verwendung von Bioziden vermeiden lässt, ist das die bessere Alternative. Denn diese Stoffe schützen zwar bedingt die Fassade, schaden aber der Umwelt. Wenn Sie sich hier ein umfangreiches Bild verschaffen möchten, empfehlen wir Ihnen fünf Merkblätter des Umweltbundesamtes: Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden. Die Informationen sind als kostenloses PDF verfügbar.
Tipp: Wenn Sie die Fassade mit Bioziden behandeln müssen, achten Sie unbedingt auf den notwendigen Eigenschutz und die persönliche Schutzausrüstung. Verwenden Sie die Materialien ausschließlich nach Herstellervorschriften.
Schritt 8: Die Fassade streichen
Es gibt einige Bereiche, die Sie vorstreichen sollten, weil sie mit der Rolle schwer zugänglich sind. Dazu zählen Putzanschlüsse an Fenstern und Türen, Fensterbänke, Dachüberstände, Metallgitter und der Sockel. Es betrifft also quasi alle Stellen, die abgeklebt oder abgedeckt wurden. Hierfür können Sie einen Pinsel und eine kleine Rolle verwenden. Wenn Sie zuerst mit dem Pinsel in die Ecken streichen und später mit einer kleinen Rolle nachrollen, ergibt sich das gleiche Bild wie in der Hauptfassade. Damit sich keine Farbunterschiede ergeben, streichen Sie die Hauptfläche direkt im Anschluss, quasi „nass in nass“.
Streichen Sie Ihre Fassade mindestens zweimal. In der Regel wird der Erstanstrich bei Dispersionsfarbe verdünnt. Die Herstellerangaben geben den Grad der Verdünnung an. Andere Arten von Farben werden wiederum nicht verdünnt. Lesen Sie also zuvor genau die Produktbeschreibung.
Streichen Sie erst senkrecht und dann waagerecht, sozusagen über Kreuz. Damit tragen Sie die Farbe richtig deckend auf. Lassen Sie den ersten Anstrich zuerst trocknen, bevor Sie den zweiten Anstrich aufbringen. Den zweiten Anstrich tragen Sie weniger- oder unverdünnt auf. Tragen Sie die Farbe genauso auf, wie beim ersten Anstrich.
Bei welcher Temperatur können Sie die Fassade streichen?

Vielleicht haben Sie auch schon gehört, dass die Temperatur zum Streichen einer Fassade über +5°C liegen sollte. Das ist prinzipiell auch völlig korrekt. Allerdings gibt es ein wichtiges Detail: Das gilt sowohl für die Lufttemperatur als auch die Bauteiltemperatur! Wenn es nachts schon sehr kalt ist, kann die Lufttemperatur tagsüber zwar über +5° C liegen. Die Fassade kann jedoch noch deutlich kälter sein. Überprüfen Sie deshalb nicht nur die Luft-, sondern auch die Bauteiltemperatur der Fassade bevor Sie streichen. Bei solchen Temperaturunterschieden überprüfen Sie am besten mit einem Infrarotthermometer(*) die Oberflächentemperatur. Die Temperatur sollte aber nicht nur während des Streichens, sondern auch einen ganzen Tag lang bei über +5°C liegen, damit der Anstrich richtig trocknen kann. Außerdem ist jede Farbe anders. Prüfen Sie deshalb unbedingt die Herstellerangaben.
Natürlich gibt es auch nach oben Grenzen. Bei sehr heißen, sommerlichen Temperaturen, sollten Sie die Fassade nicht streichen. Schon bei normalen sommerlichen Temperaturen kann eine Fassade unter Sonneneinstrahlung sehr warm werden. Das hätte einen negativen Einfluss auf das Ergebnis. Bestenfalls streichen Sie die Fassade bei moderaten Temperaturen.
Können Sie bei Regen die Fassade streichen?
Nein, denn der Regen darf nicht an den frischen Anstrich kommen. Viele Farben sind wasserlöslich und laufen bei Regen an der Fassade herunter. Auch Farben, die nicht wasserlöslich sind, können Schlieren und Unregelmäßigkeiten bekommen. Dann sieht das Ergebnis ebenfalls nicht mehr ansehnlich aus. Nur Fassadenbereiche, die komplett überdacht sind und an die kein Regen kommen kann, können Sie auch bei Regen streichen.
Schritt 9: Aufräumen, abrüsten und den Sockel streichen
Wenn alles erledigt ist, geht’s ans Aufräumen. Das beinhaltet auch die letzten Arbeiten. Entfernen Sie also alle Abklebungen von Fenstern und angrenzenden Bauteilen. Arbeiten Sie gut mit dem Gerüstbauer zusammen. Denn wenn er das Gerüst abbaut, entfernt er auch die in der Fassade befindlichen Gerüstanker. Diese können Sie mit Putz, Fugendichtstoff oder Abdeckkappen schließen. Wir empfehlen Ihnen, die Löcher zur Fassade passend zu schließen und zu überstreichen. Dann wirkt die Fassade wie aus einem Guss. Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass bei einem weiteren Gerüstaufbau genau die gleichen Ankerlöcher unter den Abdeckkappen nochmal verwendet werden.
Ist das Gerüst demontiert, können Sie auch den Sockel streichen. Hier können auch noch andere Arbeiten anfallen, wie das Schützen des Sockels mit mineralischer Dichtungsschlämme. Diese ist aber in der Regel überstreichbar. Ist dann auch der Sockel frisch gestrichen, können Sie die Abdeckfolie, die vorher unter dem Gerüst lag, entfernen. Die Arbeiten sind abgeschlossen.
Welche Kosten entstehen, wenn Sie die Fassade selbst streichen?

Die Kosten für das Streichen einer Fassade in Eigenarbeit sind natürlich von vielen Faktoren abhängig. Je höher oder verwinkelter ein Gebäude ist, desto teurer sind die Gerüstkosten. Müssen Sie beispielweise eine Fassadengaube mit einrüsten und Gitterträger einsetzen, wird es teurer. Auch die Art der Farbe, die notwendigen Materialien zur Reparatur und ob eine Grundierung oder ein Biozid nötig ist – all das hat Einfluss auf die Kosten.
Aus diesem Grund geben wir Circakosten für ein freistehendes Einfamilienhaus mit Satteldach und ungefähr 150 m² Fassadenfläche an. Die Kosten können, besonders beim Gerüst, von Region zu Region stark variieren.
Die Fassade selber streichen – Kostenübersicht | Circakosten pro Quadratmeter [€/m²] | Circakosten für ein Einfamilienhaus mit 150 m²Fassadenfläche |
Gerüst, je nach Region | 8 € bis 14 € | 1.200 € bis 2.100 € |
Folien und Abklebematerial | 1,50 € bis 2,50 € | 225 € bis 375 € |
Hochdruckreiniger geliehen – gekauft | 0 € bis 2,33 € | 0 € bis 350 € |
Rollen und Pinselset inkl. Verlängerung | 0,50 € bis 1 € | 75 € bis 150 € |
Fugendichtstoffe (je nach Umfang) | 0 € bis 1 € | 0 € bis 150 € |
Biozid inkl. Sprühflasche | 0,50 € bis 0,67 € | 75 € bis 100 € |
Grundierung | 0,23 € bis 0,50 € | 35 € bis 75 € |
Farbe für zwei Anstriche, je nach Qualität | 2,33 € bis 6,67 € | 350 € bis 1.000 € |
Gesamtkosten | 13,06 € bis 28,67 € | 1.960 € bis 4.300 € |
Die Kosten, um eine Fassade selbst zu streichen, belaufen sich also auf ungefähr 13 € bis 27 €/m². Wobei ca. 8-14 € alleine für die Gerüstkosten anfallen können. Da die einzelnen Preise von vielen Faktoren abhängig sind, benutzen Sie doch die obige Tabelle als Kalkulationsgrundlage. Für das Gerüst lohnt es sich übrigens ungefähr drei Angebote einzuholen.
Einige der dargestellten Positionen werden mit höherer Quadratmeterzahl nicht teurer. Wenn Sie einmal einen Hochdruckreiniger besitzen, ist es egal, wie viel Quadratmeter Ihrer Fassadenfläche Sie damit reinigen. Mit einrechnen sollten Sie eventuelle Ausbesserungen am WDVS oder Außenputz. Auch wenn Sie besonders teure Materialien verwenden, erhöht das die Kosten. Des Weiteren können noch Mieten für die Gehwegnutzung bei der Stadt oder Gemeinde anfallen, sofern diese öffentlich sind.
Eine Liste der benötigten Materialien
Wählen Sie die Materialien jeweils passend zum verwendeten Putz oder WDV-System aus:
Gerüst
Malerkrepp für außen(*)
Folie zum Abdecken(*) und Abkleben(*)
Hochdruckreiniger(*)
Lammfellrollen(*)
Verlängerungsstiel(*)
Pinsel(*)
Bleiben Sie bei den folgenden Materialien in einem zu Ihrer Fassade passenden System:
Fugendichtstoff
ggf. Putz zum Ausbessern
ggf. Grundierung
ggf. Biozid
Farbe
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