Erstelldatum: 15.05.2020
Letzte Bearbeitung: 27.05.2021
Ein Dach bietet vor allem Schutz vor Regen, Wind und Sonne, es bestimmt aber auch maßgeblich den Charakter eines Hauses. Gleichzeitig beeinflusst die Dachform Nutzungsmöglichkeit des Dachgeschosses und kann den eigenen Wünschen angepasst werden. Damit ist es ein wichtiges Gestaltungselement, das Sie gut planen sollten.
Für Bauherren gilt daher, sich gut über die verschiedenen Dachformen und deren Vorteile zu informieren. Während manche Dachformen vergleichsweise günstig sind, halten andere Dachformen besonders gut Wind und Wetter stand, wieder andere müssen regelmäßig gewartet werden.
Die Haltbarkeit und Wartung wird aber nicht nur von der Dachform, sondern auch von der Art der Dacheindeckung bestimmt. Die Möglichkeiten, die Ihnen hier zur Auswahl stehen, haben wir ebenfalls für Sie zusammengefasst.
Die gängigsten Dacharten
Um Ihnen einen Überblick über die gängigsten Dachformen zu geben, haben wir Ihnen hier eine Orientierungshilfe mit Vor- und Nachteilen der jeweiligen Arten zusammengestellt. Beachten Sie jedoch, dass nicht überall jede Dachform erlaubt ist. Im Bebauungsplan können Dachform und -neigung festgelegt werden. Damit sind Sie in Ihrer Wahl eingeschränkt. Erkundigen Sie sich also rechtzeitig, welche Gestaltungsregeln in Ihrem jeweiligen Baugebiet gelten.
Das Flachdach – Dichtigkeitsproblem oder ökologische Flachdachbegrünung?
Ob kleiner Bungalow oder imposante Stadtvilla – viele Arten von Häusern können mit einem Flachdach ausgestattet werden. Bei Mehrfamilienhäusern, Bürobauten und anderen gewerblich genutzten Immobilien hat sich das Flachdach schon länger durchgesetzt. Aber mit der Renaissance des Bauhausstils ist diese Dachform immer häufiger auch bei Einfamilienhäusern modern.
Obwohl das Flachdach so einfach aussieht, muss hier dennoch einiges beachtet werden. Da sich durch die geringe Neigung Wasser auf dem Dach sammeln kann, ist eine absolut perfekte Abdichtung das Wichtigste bei der Ausführung dieses Dachtyps. Doch bereits bei der Planung gilt es verschiedene Punkte zu berücksichtigen.
Von einem Flachdach spricht man, wenn das Dach eine Dachneigung von maximal 5°-10° aufweist. Eine Mindestneigung von etwa 1°-3° wird jedoch empfohlen, damit das Regenwasser möglichst schnell ablaufen kann. Da Schnee hingegen auf dem Dach liegen bleibt, kann es im Winter zu hohen Lasten auf der Konstruktion kommen. Für Regionen mit großen Schneefällen ist ein Flachdach daher weniger geeignet als ein Steildach, das den Schnee abrutschen lässt, es sei denn, die Räumung bei starkem Schneefall kann sichergestellt werden.
Trotz dieser Einschränkung bietet ein Flachdach viele Vorteile und kann sogar als Erweiterung des Wohnraumes dienen. Schließlich können Sie – bei entsprechender Statik – das Dach begehen und sogar begrünen. Eine Dachterrasse oder gar ein Dachgarten ist eine tolle Alternative für kleine Stadtgrundstücke und ermöglicht schöne Aussichten.
Beachten Sie jedoch schon im Vorfeld: Je intensiver die Dachbegrünung gestaltet werden soll, desto besser muss die Statik und die Abdichtung sein. Je intensiver die Grünfläche auf dem Dach ist, desto mehr Boden benötigt man für die Pflanzen. Das bringt zum einen deutlich höhere Lasten mit sich, zum anderen muss die Dachabdichtung einen Durchwurzelungsschutz aufweisen. Die Möglichkeiten der Dachbegrünung reichen von einer „extensiven“ Begrünung mit Gräsern, Kräutern und Sedum bis hin zu einem Dachgarten.
Flachdächer erweitern aber nicht nur den Wohnraum, sondern lassen sich auch besonders gut für Solarkollektoren, Photovoltaik und andere Installationen nutzen. Auch hier ist jedoch auf eine entsprechende Statik zu achten.
Bei Flachdächern mit Begrünung und Installationen muss nicht nur die Decke besonders tragfähig sein, sondern auch die auf dem Flachdach vorhandene Dämmung muss dafür ausgelegt sein.
Ein weiterer Vorteil eines Flachdaches ist, dass Sie so Dachschrägen vermeiden können und den Wohnraum in den darunter liegenden Etagen besonders effizient nutzen können. Negativ ist jedoch, dass Flachdächer sehr wartungsintensiv sind. Sie neigen deutlich schneller zu Alterungs- und Feuchtigkeitsschäden und müssen meist mit Materialien, die nicht besonders umweltfreundlich sind (z. B. Bitumen oder Kunststoff), abgedichtet werden.
Das Flachdach
Vorteile:
1. gut nutzbar (z. B. für Dachterrassen, Dachgärten und Sonnenkollektoren), möglicher Einsatz von Lichtkuppeln für Tageslicht in der darunter liegenden Etage
2. effiziente Nutzung des darunterliegenden Wohnraums, da Dachschrägen wegfallen
Nachteile:
1. aufwendigere Konstruktion
2. nur exaktes Abdichten garantiert korrekte Entwässerung
3. wartungsintensiv
4. anfällig für Alterungs- und Feuchtigkeitsschäden
5. Abdichtungsmaterialien wie Bitumen oder Kunststoff meist nicht besonders umweltfreundlich
6. hohe Schneelasten müssen ggf. geräumt werden
Das Steildach – aus der Mode oder verlässliche Bauweise?
Eine der häufigsten Formen des Steildachs in Deutschland ist das klassische Satteldach. Hier laufen zwei geneigte Flächen aufeinander zu, um sich am Dachfirst zu treffen. Dank der einfachen Konstruktion ist dieses Dach sehr stabil und kann recht günstig gebaut werden. Etwas teurer ist dagegen der Einbau von Erkern und Gauben, die Abwechslung ins schlichte Satteldach bringen.
Je nach Dachneigung und durch einen – soweit erlaubt – hohen Kniestock (auch Drempel genannt), kann auch bei einem Steildach der Dachboden wohnlich genutzt werden. Dachfenster bringen dann notwendiges Licht und Frischluft in den Wohnraum. Noch attraktiver ist jedoch eine Gaube, die gleichzeitig einen gewissen Raumgewinn erlaubt. Sie kann eventuell auch nachträglich eingebaut werden, muss aber gut abgedichtet werden.
Das Satteldach
Vorteile:
1. einfache, stabile und kostengünstige Konstruktion
2. gute Ableitung des Regenwassers
Nachteile:
1. Dachboden durch Dachschrägen nur eingeschränkt nutzbar
Ähnlich wie das Satteldach besitzen auch das Walmdach und das Zeltdach stärker geneigte Dachflächen. Allerdings sind es hier vier. Während diese beim Zeltdach auf einen Punkt zulaufen, sind die langen Giebelflächen beim Walmdach trapezförmig. Diese Dachkonstruktion ist also etwas aufwendiger und damit teurer. Gegenüber einem klassischen Satteldach wirkt das Walmdach herrschaftlicher.
Das Walm- bzw. Zeltdach
Vorteile:
1. gegenüber dem Satteldach stabiler, aber teurer
2. besserer Wetterschutz aller Außenwände
3. herrschaftliches Aussehen
Nachteile:
1. Dachboden durch zusätzliche Dachschrägen noch eingeschränkter nutzbar
Das Pultdach – die Chance auf mehr Licht
Eine Alternative zum Flach- oder Steildach stellt das Pultdach dar. Während diese Dachform, die nur eine einzige, geneigte Dachfläche besitzt, früher vor allem bei Anbauten, Garagen und Industriegebäuden genutzt wurde, wird sie heute immer beliebter und findet auf vielen Stadthäusern Verwendung.
Das Pultdach mit seiner Neigung von mehr als 10° eignet sich bei südlicher Ausrichtung perfekt für die Installation von Solaranlagen. Gleichzeitig garantiert es gegenüber einem Flachdach einen besseren Regenwasserabfluss und kann, je nach Neigung, mit Ziegeln eingedeckt werden.
Dank seiner modernen Form wird diese Dachform gern für innovative Einfamilienhäuser genutzt. Besonders attraktiv ist die Verwendung von mehreren Pultdächern, denn so können individuelle Dachlandschaften kreiert werden.
Eine beliebte Variante ist das sogenannte versetzte Pultdach: Hier laufen zwei Pultdächer aufeinander zu und treffen sich nicht am First, sondern sind in der Höhe versetzt. So entsteht ein Giebelstreifen, der gern mit Fenstern ergänzt wird. Durch dieses Oberlicht erhält das Obergeschoss eine ganz besondere Stimmung mit natürlichem Tageslicht.
Das Pultdach
Vorteile:
1. kein bzw. kaum Wohnraumverlust im darunterliegenden Geschoss
2. bei südlicher Ausrichtung ideal für Solarkollektoren
3. kann mit Ziegeln eingedeckt, aber auch extensiv begrünt werden
4. besserer Regenwasserabfluss als bei Flachdächern
5. Gestaltung von individuellen Dachlandschaften möglich
6. Fenster für natürliches Tageslicht auch am Giebelstreifen möglich
Nachteile:
1. Durch ein Pultdach muss man sich entscheiden, welche Hausseite der Sonne zugewandt sein soll: Entweder man richtet die großen Fensterflächen Richtung Süden aus und bekommt damit besonders sonnige Innenräume. Oder man richtet die Dachfläche nach Süden aus, um Solarkollektoren oder Photovoltaik möglichst effizient zu nutzen. Beides geht nicht.
Welche Dacheindeckung ist die Beste?
Entsprechend der Dachform und -neigung, aber auch der Witterungsbedingungen und planungsrechtlichen Vorgaben, können Sie unterschiedliche Materialien für die Dacheindeckung verwenden. Da alle Dachdeckungen aus einzelnen, gelegten Bauteilen bestehen, benötigen Sie eine Mindestneigung, damit das Wasser nicht in die Zwischenräume einsickern kann. Bei Flachdächern, die nur eine sehr geringe Dachneigung besitzen, spricht man sogar von einer Dachabdichtung, die absolut wasserdicht sein muss, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Meist werden dafür Bahnen aus Bitumen oder Kunststoff verwendet.
Je nach Region gibt es traditionell unterschiedliche Formen der Dachdeckung. So herrschen z. B. im Münsterland rote Tondachziegel vor, während im Sauerland Schiefersteine verwendet wurden. Sprenglerarbeiten, also Dächer aus Metall, findet man eher in Süddeutschland. Heutzutage finden jedoch fast überall verschiedenste Materialien und Verfahren Anwendung.
Generell unterscheidet man zwischen weichen und harten Deckungen. Das Weichdach besteht dabei aus organischen Materialien wie Reet, Stroh, Grassoden (Gründächer) oder Holzschindeln. Da ihre Haltbarkeit begrenzt und ihre Verarbeitung sehr aufwendig ist, kommen sie hauptsächlich bei denkmalgeschützten Gebäuden zum Einsatz. Aufgrund von Brandschutzvorschriften müssen hier größere Abstände zu den Grundstücksgrenzen eingehalten werden. Gründächer werden jedoch auch auf modernen, nachhaltig bzw. ökologisch gestalteten Gebäuden verwendet und sind von diesen Vorschriften nicht betroffen.
Deutlich häufiger findet man allerdings harte Deckungen, zu denen auch die klassischen Deckungen aus Dachziegeln oder Naturstein wie Schiefer, Gneis und Sandstein gehören. Moderne Varianten stellen dagegen Betondachsteine, Bitumendachschindeln, Faserzementplatten, Kunststoffplatten oder -folien, Glasplatten oder Metallbleche dar.
Bei Einfamilienhäusern werden eher die klassischen Deckungen verwendet, aber neuerdings finden auch Dachdeckungen aus verzinktem Stahl, Zink, Kupfer, Aluminium, Blei oder Edelstahl häufiger Verwendung. Eine weitere Möglichkeit, ein Dach komplett oder teilweise einzudecken, stellen zudem direktdeckende Solarmodule dar.
Überblick über die beliebtesten Materialien
Bei der Auswahl der Dachdeckung kommt es nicht nur auf den persönlichen Geschmack und das eigene Budget an, auch mögliche Vorgaben des Bebauungsplans sind zu berücksichtigen. Zudem gibt es spezifische Materialeigenschaften, die für den jeweiligen Zweck oder Standort eventuell besser geeignet sind. Hier haben wir einen Überblick über die Eigenschaften der am häufigsten verwendeten Dachdeckung zusammengestellt.
Ziegel
Sie gehören zu den beliebtesten Materialien für die Dachdeckung und stellen ein Naturprodukt aus Lehm, Ton und Wasser dar. Die seit Jahrhunderten verwendeten Ziegel sind äußerst robust und überaus langlebig. Zum Einsatz kommen sogenannte Biberschwanzziegel oder Dachpfannen mit einer charakteristischen Wellenform. Moderne Oberflächenbehandlungen erlauben zudem eine große gestalterische Vielfalt. Die Lebensdauer beträgt bis zu 70 Jahren, besonders wenn sie glasiert sind.
Dachsteine aus Beton
Dachsteine aus Beton punkten mit ihrem günstigen Preis und einer großen Farbvielfalt. Sie besitzen auch eine gute Energiebilanz, sind aber schwerer und weniger witterungsbeständig als Ziegel. Die Lebensdauer beträgt bis zu 50 Jahren je nach Produkt.
Naturstein
Eine Dacheindeckung aus Naturstein besteht meist aus Schiefer, der nicht nur schön aussieht, sondern auch sehr langlebig ist und kreativ verwendet werden kann. Ein Schieferdach kann 100 Jahre und länger halten. Dies hat allerdings seinen Preis und sprengt den finanziellen Rahmen vieler Bauherren.
Faserzementplatten
Eine kostengünstige Alternative zu Natursteinplatten stellen Faserzementplatten dar. Die leichten Platten aus Zellulose sind gleichzeitig pflegeleicht und wartungsarm. Wie Schiefer können Sie auch bei der Fassadenverkleidung verwendet werden. Die Lebensdauer beträgt ca. 40 Jahre.
Metallplatten aus Aluminium, Kupfer oder Zink
Metalldächer sind langlebig und pflegeleicht. Besonders Aluminiumdächer sind wegen ihrer Farbvielfalt beliebt. Da sie nur ein geringes Gewicht aufweisen, eignen sie sich gut für Altbausanierungen, aber auch komplizierte architektonische Dachformen. Die Lebensdauer beträgt ca. 40-50 Jahre und bei Kupferdächern noch ungefähr zwei Jahrzehnte mehr.