Erstelldatum: 30.10.2020
Letzte Bearbeitung: 31.05.2021
Der Riss in der Decke beim Neubau
Rohbau-Unternehmen verwenden für die Betondecken sehr häufig Filigrandeckenplatten mit einer sehr glatten Unterseite. Dabei handelt es sich um Halbfertigteile. Mit zusätzlicher Bewehrung und Aufbeton bilden sie später die Stahlbetondecke. Diese Filigranplatten ersetzen außerdem die Schalung. An diesen Decken sind oft Risse zu sehen. Bauherren oder Erwerber fragen sich logischerweise: Ist dieser Riss gefährlich?
Die beruhigende Antwort: Haarrisse in Filigrandecken sind nicht gefährlich. Sie entstehen beim Transport und Einbau der 5 bis 6 cm dicken Platten. Nach dem Betonieren und Aushärten der Decke trägt die Betondecke als Ganzes. Sie können diese Risse anschließend überspachteln. Dann treten Sie auch nicht wieder erneut auf. In optisch untergeordneten Bereichen wie dem Keller wird die Decke selten verputzt oder gespachtelt. Hier sind die Risse in der Decke zwar dauerhaft zu sehen, aber sie stellen dadurch keine Beeinträchtigung dar.
Generell ist Beton ein Baustoff, der reißt. Die DIN EN 1992-1-1 gibt empfohlene maximale Rissbreiten für Betonbauteile an. Bei innenliegenden Decken (Expositionsklasse X0, XC1) liegt die empfohlene, maximale Breite bei 0,4 mm. Dabei hat bei innenliegenden Bauteilen die Rissbreite keinen Einfluss auf die Funktion der Decke. Die Breite von 0,4 mm wird lediglich aufgrund des optischen Erscheinungsbilds empfohlen. Um die Rissbreite festzustellen, können Sie als Vergleichsmaßstab ein Risslineal(*) verwenden. Der Vorteil: Treten Risse auf, die größer als 0,4 mm sind und reißt dadurch der Putz, das Vlies oder die Tapete, können Sie einen Mangel anzeigen.
Tipp: Wenn es generell um die Beurteilung von Rissen im Beton geht, ist das Zementmerkblatt B18 – Risse im Beton eine exzellente und kostenlose Hilfe.
Risse in der Decke nach der Übergabe und dem Einzug
Treten nach Einzug in den Neubau Risse an der Decke auf, müssen Sie den Verlauf und die Art des Risses klären. Haarrisse sind jedoch immer noch ungefährlich. Eine Ursache für diese Risse liegt in der Ausführung der Spachtelmasse zwischen den Stoßstellen der Filigrandecken. Die Filigranplatten werden als Halbfertigteile geliefert und aneinandergelegt. Dadurch entsteht an der Untersicht eine Fuge (siehe Bild). Eine flexible Spachtelmasse schließt diese Fuge. Treten nun Risse an der Decke im Verlauf dieser Fugen auf, ist höchstwahrscheinlich die Spachtelmasse und nicht die Decke gerissen. Das kann auch auf eine fehlerhafte Ausführung der Spachtelung hinweisen.
Tipp: Treten Risse in verstärktem Ausmaß oder großer Breite auf, sollten ein Bausachverständige oder ein Tragwerksplaner (Statiker) die Risse beurteilen. Diese Experten können Sie bei einer eventuellen Mangelmeldung im Rahmen der Gewährleistung unterstützen.
So bessern Sie die Risse in der Decke aus
Wie beschrieben, sind die meisten Risse in Decken harmlos. Wenn die Risse nicht mehr breiter werden, können Sie sie einfach während der nächsten Renovierung verspachteln, verputzen oder tapezieren. Eine erneute Rissbildung ist dann nicht zu erwarten.
In Bauteilanschlüssen, beispielsweise bei Rissen zwischen Decke und Wand, ist eine Versiegelung mit Acryl die beste Wahl. Besonders im Anschlussbereich der Betondecken an nicht tragende Innenwände können diese Risse noch einige Zeit nach der Übergabe auftreten. Das hängt mit der Setzung und Durchbiegung zusammen und ist unkritisch. Nachdem Sie die Bereiche neu versiegelt und überstrichen haben, ist das optische Erscheinungsbild wiederhergestellt.
Wenn hingegen bauliche konstruktive Maßnahmen notwendig sind, sollten Sie eine optische Überarbeitung erst nach den Bauarbeiten durchführen. Experten und Fachkräfte begleiten solche Maßnahmen und können Ihnen guten Rat zum abschließenden Finish geben.
Der Riss in der Decke beim Altbau
Ob ein Riss in der Decke eines Altbaus gefährlich oder harmlos ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Auch hier gilt, dass Risse im Beton normal sind. Aufgrund der Bauweise waren früher die Risse breiter als heute. Ein Riss in der Decke ist also nicht sofort ein Grund zur Sorge. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Denn selbst wenn die Decke immer noch tragfähig ist, können durch Risse Teile des Putzes herunterfallen. Deswegen sollten sie den Putz auf Hohllagen prüfen und ggf. überarbeiten.
Folgende Fragen helfen bei der Einstufung von Rissen in der Decke eines Altbaus:
Ja | Nein | |
---|---|---|
Traten die Risse plötzlich auf? | ||
Werden die Risse allmählich breiter? | ||
Sind sehr viele Risse vorhanden? | ||
Sind sehr breite Risse vorhanden, z. B. größer als 0,6 mm? | ||
Sind Roststellen im Bereich des Risses zu erkennen? | ||
Sind auch andere Bauteile von Rissen betroffen? |
Je mehr Fragen Sie mit Ja beantworten, desto eher sollte ein Experte die Risse überprüfen. Das gilt besonders bei plötzlich auftretenden oder immer breiter werdenden Rissen in der Decke. Darüber hinaus sind Fragen bezüglich der Konstruktion zu klären. Die Art der Konstruktion kann nämlich bei den verschiedenen Bauweisen der letzten hundert Jahre stark variieren. Experten können hier eine genaue Einschätzung vornehmen.
Tipp: Geht es um Risse in weiteren Bauteilen, lesen Sie unsere Artikel Risse im Innenputz und 13 Ursachen für Risse im Mauerwerk.
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