Erstelldatum: 10.05.2020
Letzte Bearbeitung: 27.05.2021
Putzarten: ein neues Gesicht für Wände und Decken
Die Modernisierung von Wänden und Decken ist eine tolle Möglichkeit, mit überschaubarem Aufwand und vergleichsweise günstigem Kostenrahmen frischen Schwung in die eigenen vier Wände zu bringen. Die Möglichkeiten, beim Renovieren Akzente zu setzen, sind vielfältig – und lassen sich in grob drei Kategorien einteilen: Putz, Oberflächenbeschichtungen (z. B. Strukturputz oder Tapete) und Malern. Wem das jetzt ganz schön heftig erscheint, der sei beruhigt: Es muss nicht immer die komplette Palette aus allein drei Modernisierungsarten sein. Ganz im Gegenteil: Weniger ist beim Renovieren oft mehr. Das heißt: Schon ein erneuerter Putz kann dafür sorgen, dass ein Zimmer in neuem Glanz erstrahlt. Wir stellen die verschiedenen Putzarten vor.
Ohne Putz geht nichts
Beim Modernisieren oder Renovieren von Wänden und Decken ist ein hochwertiger Untergrund unverzichtbar. Dafür kommt der Innenputz zum Einsatz. Er ist die Schicht, die zwischen der nackten Wand und dem Strukturputz, der Tapete oder der Malerfarbe liegt.
Materialwahl beim Innenputz: Gips, Zement, Kalk oder Lehm?
Beim Innenputz handelt es sich in den meisten Fällen um eine Form des Gipsputzes. Der wesentlich robustere und meist deutlich gröbere Zementputz hingegen kommt eher im Außenbereich zum Einsatz. Zementputz eignet sich dafür, weil er äußerst widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit, Frost und witterungsbedingten Abrieb ist. Diese Eigenschaften muss der Gipsputz als Innenputz nicht mitbringen. Dafür ist dieser Putz besonders variabel – von glatt bis rau, von Grundierung bis Effektputz. Als Alternativen für den Gipsputz bei der Innenraumgestaltung sind auch Kalkputze und Lehmputze sehr beliebt. Als mineralische Putze enthalten sie vorrangig organische Bestandteile und haben eine kleine feuchtigkeitsregulierende Wirkung. Kalkputz ist zudem optimal gegen Schimmelbildung gewappnet, weil er stark alkalisch ist. In der Verarbeitung ist er jedoch etwas aufwendiger als einfacher Gipsputz.
Im Neubau ist Gipsputz in den Innenräumen im Allgemeinen die richtige Wahl. Ist erhöhter Schutz vor Feuchtigkeit und Schimmel notwendig, kann in Räumen wie dem Bad Zementputz verwendet werden. Der Keller bleibt oft unverputzt.
Im Altbau hängt die verwendete Art des Putztes oft von der Substanz an sich ab. In trockenen Räumen mit Wänden aus Mauerwerk ist Gipsputz eine gute Wahl. In feuchten Kellern wäre eher Kalkputz zu empfehlen. Das richtige Putzsystem sollte jedoch auf Grundlage des Bestands geplant werden.
Putz zur Oberflächengestaltung
Rauputz: Sichtbare Spuren mit rustikalem Touch
Moderne Hausbesitzer mit Profil setzen gern auf Wände mit deutlichen Strukturen. Das lässt sich mit Rauputz als Variante für den modernen Innenputz hervorragend umsetzen. Je nach Körnung – von grob bis fein – lässt sich der gewünschte Rauputz-Effekt in verschiedenen Abstufungen erzielen. Besonders für kleinere Räume und Häuser darf es dabei gern ein bisschen weniger Körnung und damit weniger Strukturtiefe im Putz sein. Umsetzbar für jedermann ist der Rauputz beispielsweise in Form des modernen Haftputzes. Dieser Gipsputz, auch Haftputzgips genannt, hält auf nahezu jedem Untergrund und ist einfach aufzubringen.
Effektputz und Dekorputz
Um mit verputzten Wänden nach einer Modernisierung Eindruck zu schinden, hat man als Wohnungsbesitzer heute eine riesige Auswahl: Effektbeschichtungen wie der Venezianische Putz lassen jahrhundertealte Spachteltechniken wiederaufleben und sorgen für echte Hingucker. Umgesetzt werden sollte diese Putztechnik allerdings durch Profis. Ähnliches gilt für Dekorputze auf Mineral- oder Kunstharzbasis, die beim Auftragen besonderes Fingerspitzengefühl erfordern.
Tapeten: neues Gewand für die Wohnung
Tapeten sind gewissermaßen das Outfit einer Wohnung. Es wechselt zwar nicht ganz so häufig wie die Bekleidung der Bewohner, kann aber ganz bewusst eingesetzt werden, um stilvolle Akzente zu setzen und Trends aufzugreifen. Die Qual der Wahl hat man als versierter Innengestalter allerdings auch in diesem Bereich – angesichts der vielen verschiedenen Tapetenarten, die zur Auswahl stehen. In unserem Überblick zeigen wir die Funktionsmerkmale und bevorzugten Einsatzfelder für die einzelnen Tapeten. Einsetzbar ist Tapete sowohl auf verputztem Mauerwerk wie auch auf Gipskarton, einem der Favoriten im modernen Trockenbau. Vor dem Tapezieren auf Gipskarton ist allerdings das Aufbringen einer Grundierung wichtig. Ansonsten lässt sich die Tapete nämlich später nicht wieder vom Gipskarton entfernen.
Mit Strukturtapete Akzente setzen
Tapeten mit Profil: Das trifft auf die Vertreter der Gattung Strukturtapete auf jeden Fall zu. Die individuellen Reliefs auf dieser Tapetenart verleihen einem Raum auf unaufdringliche Weise Charakter. Beim Einkauf und Anbringen dieser Tapetenart sollte man allerdings darauf achten, dass die Strukturtapete zum Ambiente der Wohnumgebung passt und den Raum nicht überfrachtet. Sprich: Für kleinere Räume eignet sich diese Tapetenform eher bedingt – dort können Wände und Decken mit glatten Designs optisch geeigneter sein. Erhältlich sind Strukturtapeten aus verschiedenen Materialien – von Vlies bis Raufaser. Aktuell angesagte Farbschemata für Strukturtapeten sind unifarben – in hellen Grau-, Beige- und Weißtönen sowie in Metallfarben. Wer es im Inneren seines Hauses allerdings gern Retro mag, kann natürlich auch zu Evergreens wie Strukturtapeten mit floralem Muster greifen. Modernere Musterungen gehen eher in Richtung Marmorierung – was allerdings beim Anbringen hohe Anforderungen an versatzfreies Tapezieren stellt.
Vliestapeten: ideal für rissüberbrückendes Tapezieren
Vliestapeten bestehen aus Zellstoff. Sie sind als besonders strapazierfähig bekannt und gelten als schwer entflammbar. Was für Hausbesitzer allerdings besonders wertvoll ist: Tapeten aus Vlies sind ideal, um rissüberbrückend zu tapezieren. Soll heißen: Schmale Risse im Mauerwerk, die sich in vielen Häusern über die Zeit unweigerlich entwickeln, können damit besonders gut abgedeckt werden. Das wichtigste Argument für viele Heimwerker zum Einsatz von Vliestapeten dürfte jedoch die einfache Verarbeitung sein – und die enorme Vielfalt an Gestaltungsvarianten. Vor allem strukturloses Vlies erfreut sich bei moderner Innengestaltung wachsender Beliebtheit. Aalglatte Wände haben eben auch ihren Reiz. Die Oberflächenqualität des Putzes oder Trockenbaus muss in diesem Fall allerdings Q3 betragen (zu den Einstufungen der Oberflächenqualität lesen Sie die Erläuterungen am Ende des Artikels).
Der Klassiker: die Raufaser-Tapete
So richtig griffig kommt er daher: der Wandbelag aus Raufaser. Nicht umsonst hält die Raufasertapete seit Jahrzehnten ihren Platz ganz oben auf der Beliebtheitsskala für die Gestaltung von Wänden und Decken. Attraktive, individuelle Strukturen sorgen dafür, dass selbst die blanke Wand ohne Deko-Schnickschnack stilvoll daherkommt. Die Kombination von Papiertapete und Holzfasern bringt ein heimelig-natürliches Wohngefühl in die eigenen vier Wände. Außerdem werden kleine Ungenauigkeiten im Putz durch die Struktur kaschiert. So können Flächen, die standardmäßig verputzt wurden (Q2), gut mit Raufaser tapeziert werden.
Wer beim Modernisieren von Decken und Wänden eher zum Malern als zum Tapezieren tendiert: Raufaser ist auch in flüssiger Form zu haben und wird dann ähnlich einer Farbe aufgestrichen.
Malertechniken: frischer Anstrich als Verjüngungskur
Nicht nur für Make-ups auf menschlichen Gesichtern gilt: So ein frischer Anstrich kann als Verjüngungskur wahre Wunder vollbringen. Beim Malern macht man sich dieses Motto auch für die Modernisierung der Wohnung zunutze. Das Make-up für Decken und Wände kann auf vielfältige Weise angebracht werden – je nach Gusto, Heimwerker-Kompetenz und gewünschtem Ergebnis. Die verschiedenen Malertechniken stellen wir im Folgenden vor.
Wischen, Spachteln und Tupfen
Malern von Wänden und Decken ist heute viel mehr als nur „Anmalen“. Denn mit den verschiedenen Techniken lassen sich einzigartige Effekte erzielen. So ist die Wischtechnik sehr beliebt, bei der zunächst mit klassischem Roller und Pinsel großflächig eine Grundierung auf die Wand gebracht wird. Anschließend kommt ein spezieller Wischhandschuh zum Einsatz: angefeuchtet wird er über die Wand gerieben und bringt individuelle Strukturen hervor. Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse, wenn man eine frische Wandlasur als Effektanstrich nutzt, die man dann mit dem Wischhandschuh bearbeitet. Bei der Lasur ist es wichtig, dass die Farbe vor dem Wischen nicht antrocknet.
Eine andere Form der Verschönerung für moderne Wände ist der Spachtel-Dekor. Mittels einer Edelstahlkelle, der sogenannten Traufel, wird Spachtelmasse auf der Wand verteilt, wodurch sehr individuelle Muster entstehen. Nach dem Abtrocknen können diese durch einen Anstrich noch deutlicher hervorgehoben werden.
Auf glattem Innenputz oder wenig strukturierten Tapeten kommt hingegen die Tupftechnik gut zur Geltung. Auch hier wird zunächst eine Grundfarbe aufgebracht, auf der dann mit einem angefeuchteten Schwamm mittels Tupfen Farbakzente in einem dunkleren Farbton gesetzt werden. So gestaltete Wände wirken in der Regel sehr reizvoll, aber etwas unruhig – dies sollte man bei der Planung der Malerarbeiten im Rahmen der Renovierung bedenken.
Oberflächenqualitäten und ihre Bedeutung
Wer sich für das Renovieren oder Modernisieren seiner Wohnung oder eines Hauses professionelle Unterstützung holt, findet meist viele versierte Handwerker in der näheren Umgebung. Was jeder einzelne davon allerdings unter Qualität versteht, ist manchmal ziemlich unterschiedlich. Deshalb gibt es im Bereich der Oberflächengestaltung für Innenräume allgemein festgelegte Qualitätsstufen mit klaren Vorgaben. Das sorgt auf beiden Seiten für die richtige Erwartungshaltung. Der Kunde profitiert, indem er in der vereinbarten Zeit und zum vereinbarten Preis die vereinbarte Qualität in Sachen Oberflächenbearbeitung bekommt. Und der Handwerker hat den Vorteil, nach Abschluss des Auftrags nicht zu teuren Ausbesserungsarbeiten gebeten zu werden. Die verschiedenen Qualitätsstufen beim professionellen Verputzen und Verspachteln sind in einzelne Klassen mit klaren Vorgaben eingeteilt: Q1, Q2, Q3 und Q4 – mit aufsteigendem Qualitätsanspruch. Bevor der Handwerker sich mit Gipsputz, Trockenbau, Zementputz, Spachtelmasse und Co. bei der Modernisierung oder dem Trockenbau ans Werk macht, sollte die gewünschte Qualitätsstufe vertraglich fest vereinbart werden.
Q1: die Grundverspachtelung
Vereinbart man die Qualitätsstufe Q1 beim Innenputz, so erhält man eine funktionale Grundverspachtelung mit kosmetischen Schwächen. Das heißt: Q1 eignet sich überall dort, wo optische Anforderungen keine Rolle spielen, beispielsweise im Keller. Oberflächenqualität Q1 bedeutet, dass Mauerwerk oder Gipskarton zuverlässig abgedeckt werden und Stoßfugen vollständig gefüllt sind. Grate und Riefen sind dabei zulässig.
Q2: die Standardverspachtelung
Q2 ist die am häufigsten anzutreffende Qualitätsstufe bei der Oberflächenbeschichtung. Innenputz dieser Gütestufe muss als Grundierung für das Tapezieren nutzbar sein und soll als Oberfläche für Malerarbeiten und das Anbringen von Oberputzen dienen. Das heißt, bei Q2 dürfen keine Spachtelgrate und Abdrücke im Putz sichtbar sein. Die auf Q2-Beschichtungen aufzubringenden Materialien sind mittel bis grob strukturiert.
Q3: die Sonderverspachtelung
Oberflächenqualitäten der Kategorie Q3 bieten die Grundierung für das Aufbringen nicht strukturierter Beschichtungen oder Anstriche. Auch als Grundputz für sehr feinkörnige Oberputze ist Gütestufe Q3 zu empfehlen. Über die Standardverspachtelung (Q2) hinaus muss der Handwerker deshalb bei der Q3-Verspachtelung die Fugen breit ausspachteln und alle Riefen und Spachtelgrate sauber abschleifen.
Q4: die höchste Qualitätsstufe
Die Königsklasse unter den Oberflächenqualitäten beim Innenputz und Trockenbau ist Q4. Sie ist notwendig, wenn glänzende Wandbekleidungen als Oberschicht aufgebracht werden sollen, empfiehlt sich jedoch auch für Lasuren, Beschichtungen oder Anstriche auf Decken und Wänden mit mittlerem Glanz. Zudem ist Q4 empfehlenswert, wenn Stuckmarmor aufgebracht werden soll. Bei so verputzten, verspachtelten und geglätteten Wänden ist der Streiflichteinfall ein wichtiges Qualitätskriterium: Er darf keine bis höchstens minimale Schatten auf der Wand hinterlassen – nur dann gilt Q4 als erfüllt.
TIPP: Wenn künstlich Streiflicht erzeugt wird, beispielsweise durch Deckenspots nahe an der Wand, dann sollte die Spachtelung ebenfalls unter diesem Streiflicht vorgenommen werden. Nur dann ist die Optik im späteren Streiflicht einwandfrei.