Der Rohbau – das Grundgerüst Ihres Hauses richtig planen

Der Rohbau ist bei massiver Bauweise einer der größten Kostenfaktoren beim Hausbau. Es gibt viele Möglichkeiten und Arten zu bauen. Baut man mit oder ohne Keller? Beim Mauerwerk kann man sowohl monolithisch oder aber mehrschichtig planen und bauen. Auch an die Abdichtung muss gedacht werden. Und was kostet ein Rohbau eigentlich? Wir zeigen, welche Faktoren besonders geplant und berücksichtigt werden müssen.

Ein fertiggestellter Rohbau mit Ziegelmauerwerk
Thomas Möller

Ein Artikel von

Thomas Möller, Dipl.-Ing. (FH)

zertifizierter Bausachverständiger

www.sv-tm.de

Erstelldatum: 24.07.2019
Letzte Bearbeitung: 31.05.2021

Bauen mit oder ohne Keller

Ob man sich für einen Keller oder dagegen entscheidet, hängt von einigen Faktoren ab. Als erstes sind die Kosten zu nennen. Ein Keller eines Einfamilienhauses kann zwischen 25.000-45.000 € kosten. Je nach Gründung und Ausführung ist die Grenze nach oben offen. Eine Bodenplatte ist dagegen deutlich günstiger. Eine Bodenplatte liegt bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus dagegen bei ungefähr 8.000-15.000 €. Ohne Keller lässt sich also richtig Geld sparen. Lohnt sich das jedoch?

Der Keller wird häufig als Stauraum genutzt. Für reine Lagerflächen lassen sich oft andere Alternativen finden. Darunter fallen die Garage mit zusätzlichen Abstellräumen oder die Gartenhütte. Auch Abstellräume im Erd- oder Dachgeschoss können als Lagerfläche genutzt werden. Anders sieht es bei Hobbyräumen aus. Hier wird der Keller schnell zum heimischen Fitnessstudio. Das kann durch keine Garage oder Gartenhütte ersetzt werden. Auch die Haustechnik wird oft in einem Hausanschlussraum im Keller platziert. Wer keinen Keller hat, muss dafür Wohnraum hergeben.

Wie kommt man zu einer Entscheidung? Die im folgenden Kasten aufgeführten Punkte können als Entscheidungshilfe dienen.

Entscheidungshilfe: Keller ja oder nein?
1. Platzbedarf ermitteln
a. Wie viel Abstellfläche benötigen Sie wirklich?
b. Haben Sie sehr viel unterzustellen oder Hobbys, für die ein Keller zwingend erforderlich ist?
c. Können Sie sich von einigen Staubfängern trennen?
d. Was gibt das Grundstück her? Sind genügend alternative Flächen vorhanden?
2. Kosten berücksichtigen
a. Wie viel kostet ein Keller insgesamt mehr als eine Bauweise ohne Keller (auch unter Berücksichtigung aller anderen betroffenen Gewerke)?
b. Was kosten als Alternative zusätzliche Abstellflächen an der Garage oder ein zusätzliches Gartenhaus?
c. Ist das Budget bereits knapp oder spielt Geld keine Rolle?
3. Wert des Gebäudes kalkulieren
a. Sind im Umfeld ausschließlich Einfamilienhäuser mit Keller gebaut?
b. Hat der Keller massive Auswirkungen auf einen möglichen Verkauf des Hauses?
4. Zukünftigen Platzbedarf planen
a. Wird im Haus zukünftig mehr Platz erforderlich sein? Planen Sie Nachwuchs oder werden Sie dauerhaft im Homeoffice arbeiten? Falls Sie ein Büro benötigen, könnte ein Kellerraum bereits als solches geplant und dann mit entsprechender Raumhöhe und Belichtung gebaut werden.

Bei der Frage, ob mit oder ohne Keller gebaut wird, ist auch das Grundstück ein wesentlicher Faktor. Liegt ein Grundstück z. B. am Hang, so ist bei einem Teil des Kellers hochwertiger Wohnraum möglich und nur die Hälfte des Untergeschosses ist tatsächlich Keller. Hier lohnt sich in der Regel ein Keller.

Auch ist der Untergrund zu berücksichtigen. Wären Erdarbeiten aufgrund des Bodens besonders teuer, wird auch der Keller teurer. Andererseits kann es dem Boden an Tragfähigkeit fehlen, so dass der Boden unterhalb einer Bodenplatte ausgetauscht werden müsste. Die Differenz zwischen Bodenplatte mit Bodenaustausch und Keller wird logischerweise kleiner. Dann lohnt sich wieder eher der Keller.

Der Keller – welches Material ist das richtige?

Ein Keller aus Betonelementwänden in der Bauphase
Haben Sie sich für eine Bauweise mit Keller entschieden, sollten Sie sich mit der Bodenbeschaffenheit vertraut machen. © stock.adobe.com / #336524036 / photofranz56-min

Um zu wissen, wie der Keller gebaut werden muss, sollten Sie die Bodenbeschaffenheit kennen. Ein Bodengutachten gibt Auskunft über die Beschaffenheit des Bodens und die Versickerungsfähigkeit. Tritt Grundwasser in Gebäudenähe auf oder steht zeitweise aufstauendes Sickerwasser an, weil der Boden unzureichend versickerungsfähig ist, dann muss sehr gut abgedichtet werden. Hier lohnt sich ein Keller aus wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) oder die Ausführung als „weiße Wanne“. Der Vorteil: Tritt einmal eine Undichtigkeit auf, lässt sich diese relativ leicht verpressen. Der Nachteil: Die Kosten sind etwas höher. Man kann auch Elementwände verwenden. Das sind Halbfertigteile, bei denen der innere Kern noch mit Ortbeton ausgefüllt wird. Die Bauweise ist schnell und etwas günstiger als Ortbeton mit Schalung. Die Abdichtung ist hingegen etwas komplizierter.

Ist der Boden gut versickerungsfähig, z. B. durch Sandböden, und steht kein Grundwasser an, können auf der wasserundurchlässigen Bodenplatte die Außenwände auch gemauert werden. Dann müssen die Wände aber abgedichtet werden. Meistens kommt eine schwarze Wanne, also eine Abdichtung mit bitumenhaltigen Materialien, zur Ausführung.

Fazit: Ob der Rohbau mit oder ohne Keller gebaut wird, ist eine komplexe Frage. Ziehen Sie alle Parameter in Betracht. Letztlich ist es eine Frage des Platzbedarfs, der örtlichen Gegebenheiten und des Budgets.

Welches Mauerwerk eignet sich für den Neubau am besten?

Für das Mauerwerk beim Neubau gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bauen Sie monolithisch, also mit einem Stein, der sowohl trägt als auch dämmt. Oder Sie bauen mehrschichtig mit einem schweren, tragenden Stein und anschließender Dämmung. Die Diskussion, welche Bauweise von beiden besser ist, wird häufig sehr emotional geführt. Interessanterweise hat eine Studie der TU Kaiserslautern [1] ergeben, dass die Unterschiede nicht sehr groß sind. Mehrschichtige Wandaufbauten haben leichte Vorteile bei der Minimierung von Wärmebrücken. Monolithische Wandaufbauten hingegen haben meist günstigere Umweltauswirkungen. Auch soll die thermische Behaglichkeit bei monolithischer Bauweise keinen nennenswerten Effekt aufweisen.

Der Vorteil von mehrschichtigen Wandaufbauten liegt beim besseren Schallschutz. Die massive, tragende Wand aus z. B. Kalksandstein eignet sich hervorragend für den Schallschutz. Dafür muss zusätzlich Dämmung beispielsweise durch ein WDVS aufgebracht werden. Hierbei kann allerdings das Problem des mikrobiellen Befalls auftreten. Monolithische Wandaufbauten haben seltener Probleme mit Algen etc. auf der Fassade, sind aber auch im Schallschutz nicht ganz so gut. Wir erklären nun die verschiedenen Mauerwerkstypen.

Ziegel

Ziegelmauerwerk beim Rohbau eines Einfamilienhauses
Ziegel ist der am weitesten verbreitete Mauerstein und bietet viele Vorteile. © stock.adobe.com / #68153490 / Gina-Sanders

Ziegel ist der am weitesten verbreitete und beliebteste Mauerstein. Mit Ziegeln kann man sowohl monolithisch als auch mehrschichtig bauen. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen. Bei Steinen mit guter Wärmedämmung wie Hochlochziegel wird bei entsprechender Wandstärke von ungefähr 30-36,5 cm keine Dämmung benötigt. Es gibt spezielle Ausführungen, bei denen in den Kammern des Ziegels zusätzlich Mineralwolldämmung enthalten ist und so noch bessere Wärmeleitgruppen erreicht werden.

Der Klassiker Ziegel hat sehr viele Vorteile, aber auch Nachteile. Bei hochwärmedämmendem Ziegel müssen zum Teil spezielle Steine in Bereichen mit Befestigungen oder Betondecken verwendet werden, da die Ziegel an sich nicht viel Halt bieten. Der Stein an sich ist nicht homogen und Befestigungen von z. B. Fenstern müssen mit besonderen Maßnahmen ausgeführt werden. Das kann unter anderem bedeuten, dass in den Fensterlaibungen spezielle Steine eingesetzt werden müssen, damit die Fensterbefestigung hält. Das ist für einen versierten Rohbauunternehmer kein Problem, muss jedoch genau geplant werden.

Bei Wohnungs- oder Haustrennwänden (beispielsweise bei Doppelhaushälften) werden Ziegel mit höherer Rohdichte und schlechterer Wärmedämmung eingesetzt. Denn hier kommt es auf den Schallschutz und nicht auf die Dämmung an.

Kalksandstein

Mauerwerk aus Kalksandstein-Planelementen
Kalksandstein als großformatige Blöcke ermöglichen ein schnelles Mauern, neigen jedoch zur Rissbildung. © stock.adobe.com / #44075208 / Kara

Kalksandsteine gehören im Wohnungsbau ebenfalls zu den Topprodukten. Mit Kalksandstein lässt sich nur mehrschichtig bauen. Es sind massive Steine mit hoher Rohdichte und geringer Wärmedämmung. Deswegen wird immer eine Dämmung benötigt. Die Wandstärke setzt sich dann zwar aus zwei Schichten zusammen, ist aber nicht breiter als bei monolithischer Bauweise. Als Beispiel: 17,5 cm Kalksandstein mit 12-18 cm Dämmung ergeben ungefähr 30-36 cm Wandstärke.

Häufig werden Kalksandsteine als großformatige Blöcke gemauert und mit kleinen Kränen versetzt. Die großen Steine können nämlich nicht mehr per Hand gehoben werden. Dadurch ist ein deutlich schnelleres Mauern möglich. Großformatige Blöcke neigen jedoch zu stärkerer Rissbildung, daher sind Dünnputzsysteme im Innenbereich ungeeignet und es sollte ein normaler Gipsputz (ca. 1,5 cm im Mittel) eingebaut werden. Der Effekt tritt bei kleinformatigen Kalksandsteinen natürlich nicht auf.

Porenbeton

Maurer erstellt Mauerwerk aus Porenbeton mit Dünnbettmörtel
Porenbeton besitzt hervorragende Dämmeigenschaften, jedoch wenig Schallschutz. © stock.adobe.com / #137330291 / industrieblick

Auch Porenbeton ist ein sehr verbreiteter Mauerstein. Es handelt sich dabei aber nicht um Beton oder Leichtbeton. Er besteht aus Quarzsand, Kalk, Zement und einem Porenbildner. Porenbeton wird normalerweise für den monolithischen Wandaufbau verwendet. Er besitzt hervorragende Dämmeigenschaften und ist zudem ein homogener Stein, bei dem Befestigungen kein Problem darstellen. Seine Nachteile liegen aufgrund der geringen Dichte beim Schallschutz. Deswegen werden Wohnungs- oder Haustrennwände meist in Kalksandstein hergestellt, wenn die Außenwände mit Porenbeton gemauert werden. Damit wird ein guter Schallschutz erreicht. Porenbeton ist leicht zu verarbeiten und eignet sich auch für nichttragende Innenwände.

Leichtbeton und Bims

Mauerwerk aus Leichtbetonsteinen im Rohbau
Seltener werden auch Mauersteine aus Leichtbeton und Bims verwendet. © stock.adobe.com / #268711337 / Zigmunds

Sowohl Bims als auch Leichtbetonsteine haben einen geringeren Marktanteil als die zuvor genannten Mauersteine und bilden eher eine Nische beim Mauerwerk. Es gibt viele unterschiedliche Systemtypen, mit denen sowohl monolithisch als auch mehrschichtig gebaut werden kann. Es gibt homogene Steine oder Systeme mit Kammern und sogar Dämmung. Deswegen muss hier genau untersucht werden, welcher Stein sich für die gewünschte Bauweise eignet.

Wie wird ein Rohbau richtig abgedichtet?

Die erste Lage Schwarzabdichtung der Kellerwände
Wer später keine Feuchtigkeitsschäden haben möchte, sollte die Abdichtung des Rohbaus gut planen. © stock.adobe.com / #304076506 / Filip Olejowski-min

Alle erdberührten Bauteile eines Rohbaus müssen dicht sein und darüber hinaus auch der Sockel. Die erdberührten Betonbauteile sollten in WU-Beton wasserdicht ausgeführt werden. Darunter zählen die Bodenplatte und ggf. die Kellerwände. Hier ist die WU-Richtlinie [2] maßgebend. Richtig ausgeführt, sind die Bauteile wasserdicht.

Sind die Kellerwände aus Mauerwerk, müssen sie anders abgedichtet werden. Dabei ist die DIN 18533 – Abdichtung von erdberührten Bauteilen zu beachten. Ebenso muss der Sockelbereich 30 cm im Rohbau und 15 cm über der abschließend fertiggestellten Geländeoberkante abgedichtet sein. Auch hier gilt die DIN 18533. Hierbei stehen Produkte wie Bitumenbahnen, PMBC (früher Dickbeschichtung), Flüssigkunststoff und mineralische Dichtschlämmen zur Auswahl.

Unabhängig davon, ob nach WU-Richtlinie, nach DIN 18533 oder einer Kombination von beiden abgedichtet wird, müssen besonders Durchdringungen der Abdichtung akkurat ausgeführt werden. Darunter fallen z. B. Kellerlichtschächte und Rohrleitungen für die Entwässerung oder Versorgung des Hauses. Denn wenn das Abdichtungssystem als solches funktioniert, aber ein Lichtschacht oder eine Durchdringung unsachgemäß ausgeführt ist, können dennoch Schäden entstehen.

Tipp: Die Abdichtung des Gebäudes muss genau geplant sein. Dabei ist der „Lastfall“, also die Menge des Wassers und andere Randbedingungen, zu beachten. Eine genaue Planung der Abdichtungsebene ist sehr wichtig, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Dabei müssen auch Durchdringungen genau geplant werden.

Wie viel kostet ein Rohbau?

Die Kosten eines Rohbaus sind abhängig vom Grundriss, der Lage und der Bodenbeschaffenheit des Grundstücks, der Bauweise sowie der Angebote der Rohbauunternehmen. Als groben Richtwert können Sie Kosten von 600-900 €/m² Wohnfläche für ein normales Einfamilienhaus annehmen. Dabei wird der Keller als Wohnfläche mitgerechnet. Das bedeutet, der Rohbau eines Hauses mit 165 m² Wohnfläche (Kellergeschoss, Erdgeschoss, Dachgeschoss) kostet ungefähr zwischen 99.000 € und 148.500 €. Darin enthalten sind Mauer und Betonbauarbeiten. Erdarbeiten, Dachstuhl und Dach kommen separat hinzu.

Kalkulieren kann man den Rohbau erst nach den ersten Entwürfen des Architekten. Wenn dann der Tragwerksplaner die Statik und die Schal- und Bewehrungspläne erstellt hat, lassen sich die Mengen exakt ermitteln. Dann können m² Mauerwerk, m³ Beton, kg Betonstahl, m² Schalung usw. mit dem jeweiligen Einheitspreis multipliziert werden. Sobald nach der Ausschreibung die ersten Angebote eintreffen, wird klar, welche Kosten entstehen.

[1] Studie der TU Kaiserslautern: Untersuchung zeitgemäßer, monolithischer Wandaufbauten hinsichtlich bauphysikalischer, ökologischer und ökonomischer Eigenschaften. https://www.baufachinformation.de/untersuchung-zeitgemaesser-monolithischer-wandaufbauten-hinsichtlich-bauphysikalischer-oekologischer-und-oekonomischer-eigenschaften/fb/249718.

[2] WU-Richtlinie: https://www.beton.org/fileadmin/beton-org/media/Dokumente/PDF/Service/Zementmerkbl%C3%A4tter/H10.pdf.

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