Erstelldatum: 14.06.2022
Letzte Bearbeitung: 31.10.2022
Was sind Filigrandecken?
Wer bei „fliligran“ an etwas zartes denkt, stellt sich unter Filigrandecken möglicherweise etwas Falsches vor. Tatsächlich handelt es sich in diesem Zusammenhang bei dem Wort „Filigran“ lediglich um einen Markennamen, der sich auf der Baustelle eingebürgert hat. Der korrekte technische Begriff wäre „Elementdecke“, häufig benutzt wird auch die Bezeichnung „Kaiserdecke“. Doch worum handelt es sich jetzt? Filigrandecken sind Halbfertigteile, die nur ca. 5 cm (+/- 1 cm) stark sind, also schon deutlich dünner als fertige Betondecken. Auf der Baustelle wird zusätzliche Bewehrung darauf verlegt und Beton darauf gegossen, den sogenannten Aufbeton. So entsteht eine übliche Deckenstärke von ca. 16 bis 20 cm. Das fertige Produkt ist eine massive Stahlbetondecke.
Die Unterseite einer Filigrandecke ist sehr glatt. Das liegt an der Art der Produktion. Im Fertigteilwerk werden die Filigrandecken vorgefertigt und die Unterseite liegt auf der Schalung. So ist die Untersicht (die Unterseite der Betondecke) glatt und muss im Gegensatz zu Ortbetondecken nicht komplett verputzt werden. Die Kanten der Deckenplatten sind „gebrochen“, d. h. abgeschrägt. Im Werk werden die Kanten gebrochen, indem Dreikantleisten umlaufend an den Rändern der Filigrandecke montiert werden. Das erleichtert es, später die Stöße der Fugen zu spachteln. Die raue Oberseite und die Gitterträger (die Bewehrung, die im Titelbild aus der Filigrandecke heraussteht) tragen zu einem guten Verbund mit dem Ortbeton bei.
Wie werden Filigrandecken verlegt?
Die Filigrandecken werden mit dem Lkw geliefert. Von dort aus werden sie mit einem Kran auf die zuvor aufgestellten Holzträger gelegt, die wiederum auf Stahlstützen aufliegen. Sollte auf einer Baustelle ausnahmsweise kein Kran vorhanden sein, benötigen Sie für die Verlegung einen Autokran.
Die Filigrandecken fungieren gleichzeitig als Schalung. Das bedeutet, es müssen keine vollflächigen Holzkonstruktionen als Schalung gebaut werden, damit der flüssige Beton aufgenommen werden kann. Das spart Zeit und Geld. Ganz ohne Schalung geht es aber nicht. So müssen z. B. Stürze über Fensteröffnungen zusätzlich geschalt werden. Auch die Ränder der Decken benötigen umlaufend eine Deckenrandschalung. Der Aufbeton muss schließlich bis zum Abbinden auf der Decke verbleiben, sonst würde er seitlich herunterlaufen.
Filigrandecke: Vor- und Nachteile
Nicht umsonst handelt es sich bei Filigrandecken um die häufigste Form der Betondecke im Wohnungsbau: Die Vorteile überwiegen. Warum sind Filigrandecken so gut? Der Aufwand im Vergleich zur Ortbetondecke ist viel geringer, da keine aufwendige Schalung nötig ist. Gleichzeitig ist weniger Bewehrung zu verlegen, weil ein Teil schon in der Filigrandecke ist. Auch die Unterseite muss nicht komplett geputzt werden. Dadurch ist das System schneller und günstiger als Ortbeton. Noch günstiger sind nur Spannbeton-Hohldecken, die direkt verlegt werden können. Diese Decken sind jedoch nicht so massiv wie Decken aus Filigranplatten mit Aufbeton.
Ein weiterer Vorteil: Es können Installationsleitungen direkt auf der Filigrandecke verlegt werden. Das trifft am häufigsten auf Elektroleitungen zu. Besonders die Deckenauslässe fürs Licht werden oft schon vor dem Betonieren verlegt. Dosen für Deckenauslässe lassen sich sogar schon im Fertigteilwerk einbauen, natürlich gegen Aufpreis. Seltener werden Leitungen für Lüftungsanlagen auf den Halbfertigteilen verlegt, die danach platzsparend in der Decke verschwinden.
Allerdings haben Filigrandecken auch Nachteile: Im Vergleich zu Spannbeton-Hohldecken sind Filigrandecken teurer. Somit bieten erstere eine preiswerte Alternative im Einfamilienhaus, auch wenn sie deutlich weniger Schallschutz bieten. Ein weiterer Nachteil der Filigrandecken: Es muss auf eine sehr ebene Verlegung geachtet werden. Unterscheiden sich die Stöße der Filigrandecken zu stark, ist das Angleichen der Fugen der Filigrandecken deutlich aufwendiger.
Risse in Filigrandecken
Bauherren und Erwerber von Massivhäusern sind immer wieder irritiert, wenn sie Risse in der Untersicht von Filigrandecken feststellen. Hin und wieder ist auch ein nicht fachkundiger „Bauberater“ der Meinung, diese Risse würden später zu optischen Mängeln führen. Die Bedenken sind jedoch unbegründet. Filigrandecken bestehen aus hochfestem Beton und bilden mit dem darauf aufgebrachten Beton ein Bauteil. Es ist eine massive Stahlbetondecke. Haarrisse stellen also an der Untersicht der Elementdecken kein Problem dar.
Beim Verlegen der Filigrandecken kann es zu leichten Beschädigungen kommen, die zu sogenannten Haarrissen führen. Diese Risse sind statisch unkritisch und verbreitern sich auch nicht im Laufe der Zeit. Sie können einfach während der Malerarbeiten überarbeitet werden. Sind große Ausbrüche oder Fehlstellen vorhanden, sollte an diesen Stellen nachgearbeitet werden. Bei erheblichen Beschädigungen ist eine Rücksprache mit dem Tragwerksplaner angebracht. Auf gar keinen Fall sollten freiligende Bewehrung sichtbar sein. Falls doch, müssen die Stellen überarbeitet und mit Beton überdeckt werden.
Risse an der Oberseite der fertigen Decken sind völlig normal. Sie sind eher optische Beeinträchtigungen. Diese Risse entstehen beim Abbinden des Ortbetons und haben bis zu einer Breite von 0,4 mm keine Auswirkungen. Auch Risse die etwas breiter sind, sollten nur geschlossen werden.
Die Unterseite von Filigrandecken: Streichen, tapezieren, spachteln oder verputzen?
Diese Frage interessiert die meisten Erwerber oder Bauherren. Als erstes muss geklärt werden, in welchem Zustand die Filigrandecken übernommen werden. Sind im Bauvertrag die Malerarbeiten nicht enthalten, dann werden die Filigrandecken oft nur in den Stößen gespachtelt. Damit sind die Fugen geschlossen und die Oberfläche der Deckenuntersicht wird als Q2 bezeichnet. In diesem Zustand ist die Fläche tapezierfähig, und zwar mit einer Tapete mittlerer Körnung, wie einer Raufasertapete. Kleine vorbereitende Malertätigkeiten sind wie üblich nötig, aber die Fläche kann tapeziert werden.
Wer keine Raufasertapete an der Decke haben möchte, hat die Möglichkeit, die Oberfläche vom Maler spachteln und schleifen zu lassen. Unter Umständen kann dann direkt gestrichen oder zuvor ein strukturloses Vlies tapeziert werden. Damit erhalten Sie eine glatte Oberfläche in Q3. Wer es besonders glatt und eben haben möchte, der muss mit seinem Maler Q4 vereinbaren. Dafür greift er aber auch tiefer in die Tasche.
Es ist unüblich, Filigrandecken nur zu streichen, da es nicht den optischen Anforderungen an Wohnräume entspricht. In Kellern und Tiefgaragen gelten andere Anforderungen. Deswegen werden gelegentlich dort die Elementdecken einfach weiß gestrichen, um den Keller heller zu gestalten, was in untergeordneten Räumen durchaus üblich ist.
Den Aufwand, eine Filigrandecke zu verputzen, können Sie sich sparen. Die Flächen sind so eben, dass sich sowohl der Aufwand als auch die Kosten nicht rechnen. Außerdem gehen 1,5 cm Deckenhöhe verloren. Wer eine glatte Oberfläche möchte, sollte die Decke besser spachteln lassen.
Sollten Sie in Ihrem Bauvertrag die Malerarbeiten mit inbegriffen haben, dann müssen Sie sich um die Oberfläche keine Gedanken machen. Mehrkosten könnten nur entstehen, wenn im Standard eine Raufaser angeboten wurde, Sie aber eine Q3 Oberfläche wünschen. Dafür sind einige Arbeitsgänge mehr erforderlich, was mit entsprechenden Mehrkosten verbunden ist.
Was kosten Filigrandecken?
Der Preis von Filigrandecken ist abhängig vom Betonpreis und vom Stahlpreis. Gerade der Stahlpreis kann stark schwanken. Außerdem beeinflusst die für das Objekt nötige Menge an Bewehrung in dem Halbfertigteil den Preis. Darüber hinaus ist auch die Menge der abgenommenen Deckenplatten relevant: Wer viele Elementdecken einkauft, wird einen günstigeren Preis erhalten. Als Richtwert können Sie pro Filigrandecke inkl. Verlegung durch ein Rohbauunternehmen 55-60 € brutto pro Quadratmeter rechnen. Damit Sie den Preis für die gesamte Decke erhalten, muss zusätzlich der Aufbeton und die zusätzlich verlegte Bewehrung kalkuliert werden. Der Preis ist von Mitte 2022 – berücksichtigen Sie ca. 5 % Preissteigerung pro Jahr.