Erstelldatum: 13.05.2020
Letzte Bearbeitung: 12.07.2021
Warum entsteht Schimmel?
Schimmelpilze sind in Form von Sporen nahezu überall anzutreffen und ein Bestandteil unserer natürlichen Umgebung. Zum Problem werden sie allerdings, wenn sie sich stark vermehren und die Innenraumluft mit einer erhöhten Konzentration belasten. Da die Schimmelpilze Feuchtigkeit lieben, haben sie es vor allem in feuchten Umgebungen leicht. Die Herkunft dieser Feuchtigkeit kann wiederum verschiedene Ursachen haben und sollte möglichst beseitigt werden, um ein gesundes Raumklima zu schaffen.
Häufig kommt es hinter Schränken zu Schimmelflecken, weil diese einfach zu nah an der Wand stehen und die Luft hier nicht zirkulieren kann. Mindestens 10 cm Abstand sollten Sie zwischen Schrank und Wand lassen.
Zunächst sollten Sie herausfinden, woher der Schimmel kommt. Wenn die Ursache unklar ist oder der Schimmel großflächig auftritt, sollte ein Fachmann und ein Fachunternehmen hinzugezogen werden. Das sind z. B. ein Bausachverständiger oder ein Fachunternehmen für Schimmelbeseitigung. Sind Sie Mieter, kontaktieren Sie auf jeden Fall Ihren Vermieter. Wenn das Ausmaß des Befalls 0,5 m2 übersteigt oder tief ins Material eingedrungen ist, sollten Experten den Schimmel beseitigen.
Haben Sie dagegen zu wenig gelüftet und den Schrank zu nah an die Außenwand gestellt, so dass ein wenig Schimmel entstanden ist? Dann ist klar, was zu tun ist: den Schrank abrücken, den Schimmel entfernen und regelmäßig lüften. Laut dem Umweltbundesamt kann man oberflächlichen Schimmel bis 0,5 m² gut selbst entfernen. Es dürfen jedoch keine Allergien oder Erkrankungen des Immunsystems vorliegen. Ein größerer oder tieferer Befall sollte von Fachleuten beurteilt und entfernt werde.
Schimmel entsteht auch durch falsches Lüften
Beim Lüften gilt NICHT: Je mehr, desto besser! Vielmehr kann man durch gut gemeintes Dauerlüften Schaden anrichten und die Schimmelbildung fördern. Gleichzeitig bläst man durch zu langes Lüften teure Heizenergie im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster hinaus. Falsch Lüften kann man aber auch im Sommer. Doch warum eigentlich?
Um diese Frage zu klären, müssen wir zunächst einige physikalische Eigenschaften der Luft erläutern: Diese kann nämlich entsprechend ihrer jeweiligen Temperatur unterschiedlich viel Feuchtigkeit, also Wasserdampf „aufnehmen“. Sinkt die Lufttemperatur, verringert sich die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern. Der Wasserdampf kondensiert am sogenannten Taupunkt. Dies geschieht bevorzugt auf kühleren Oberflächen wie Fensterscheiben und -rahmen, Außenwänden sowie nicht bzw. falsch gedämmten Stellen, den sogenannten Wärmebrücken.
Im Sommer betrifft dieses Phänomen vor allem kühle Räumlichkeiten wie Keller. Diese sind im Sommer oft feucht und muffig, obwohl bzw. gerade weil ständig gelüftet wird. Wer Keller bei heißem Wetter tagsüber lüftet, lässt die wassergesättigte Luft hinein, die anschließend an den kühlen Wänden niederschlägt. Daher sollten insbesondere kühle Räume im Sommer nachts gelüftet werden. Das trifft besonders auf ungedämmte Kellerräume zu, da hier die Wände durch das Erdreich kühler sind. Bei neuen, komplett gedämmten Kellern ist der Effekt fast nicht mehr zu beobachten.
Im Winter befindet sich die warme Luft eher in den Räumen als draußen, sodass Dauerlüften einerseits aus Effizienzgründen nicht sinnvoll ist. Andererseits sprechen aber auch Raumklimagründe für das sogenannte Stoßlüften. Dabei werden möglichst zwei gegenüberliegende Fenster für kurze Zeit weit geöffnet. So wird die Raumluft schnell komplett ausgetauscht und die vorhandene Feuchtigkeit abgeführt. Da kalte Luft einströmt, enthält sie in der Regel weniger Wasserdampf und nachdem sie sich erwärmt hat, sinkt die Luftfeuchtigkeit im Raum.
Werden die Fenster lange Zeit in der Kippstellung belassen, führt dies zu Problemen. Die kalte Luft fällt hinunter und die Raumecken und die Umgebung des Fensters können abkühlen. Damit wird die Wahrscheinlichkeit für Schimmel an diesen Stellen größer.
Neben korrektem Lüften beugt daher auch die fachgerechte Dämmung der Schimmelbildung vor. Denn durch fachgerechte Dämmung werden Wärmebrücken auf ein Maß reduziert, bei dem bei richtiger Nutzung kein Schimmel entsteht.
Wem das regelmäßige Lüften zu aufwendig ist, kann auch automatische Lüftungsanlagen installieren. Diese können sogar mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet werden und sind im energieeffizienten Passivhaus bereits Standard.
TIPP: Lüften Sie regelmäßig. Stoß- und Querlüftung sind die richtige Wahl. Öffnen Sie dafür einige Minuten möglichst viele Fenster komplett. Dadurch erhalten Sie ein gutes Raumklima und verschwenden weniger Heizenergie.
Häufige Ursache – Schimmelschäden durch Baumängel
Feuchtigkeit und damit Schimmelgefahr kann auch bauliche Ursachen haben. Dabei kann es einerseits zu Wasserschäden durch Rohrbrüche, Rückstau von Abwasser o. Ä. kommen. Auch aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich oder an den Sockel gelangendes Regenwasser müssen vermieden werden.
Zu den häufigen Ursachen zählen auch Wärmebrücken. Denn wenn die Oberflächentemperatur eines Bauteils zu gering wird, kann die Luftfeuchtigkeit dort kondensieren und Schimmel entstehen. Auch neue, dichte Fenster in einem ungedämmten Altbau führen ohne vernünftiges Lüftungskonzept häufig zu Kondensat und damit zu Schimmel.
Doch auch eine unsachgemäße Dämmung kann zu Problemen führen. Besonders heikel sind Innendämmungen und Gebäudebereiche, die von der Außendämmung nicht abgedeckt werden, z. B. Balkone, Vorsprünge und Rollläden. Die Dämmung ist daher immer von einem erfahrenen Fachmann zu planen und die Wärmebrücken sind korrekt auszuführen.
Bei all diesen Gründen für Schimmelbildung muss die Ursache, durch die die Feuchtigkeit entsteht, abgestellt werden. Weitere Ursachen für Feuchtigkeit und damit für Schimmel werden in diesem Artikel erläutert.
In sieben Schritten Schimmel entfernen
Schimmelbefall ist nur teilweise mit bloßem Auge in Form von Schimmelflecken erkennbar. Meist steckt aber viel mehr mikrobielle Biomasse an verdeckten Stellen oder unter der Materialoberfläche. Hier kann oft nur ein kompetenter Sachverständiger das Ausmaß des Schimmelbefalls ermitteln. Dazu nutzt er unter anderem Messungen und Bauteilöffnungen.
Kleinerer Schimmelbefall kann von den Betroffenen – sofern sie nicht allergisch reagieren – selbst entfernt werden. Das Umweltbundesamt rät in seinem Schimmelleitfaden , glatte Flächen wie Fliesen, Glas und Metall einfach mit Wasser und einem haushaltsüblichen Reiniger abzuwaschen. Tauschen Sie das Wischwasser dabei mehrfach aus und erneuern Sie gegebenenfalls mit Schimmel befallene Silikonfugen. Für poröse Flächen wie verputzte oder gemalerte Wände empfiehlt das Umweltbundesamt die Verwendung eines Mikrofasertuchs sowie einen alkoholischen Reiniger mit 70-80 %igem Alkoholanteil. Auch Brennspiritus(*) ist eine gute Wahl. Achten Sie beim Reinigen mit Spiritus jedoch auf eine gute Durchlüftung und rauchen Sie keinesfalls.
Hier nun die sieben Schritte, die bei eindeutig abgestellter Ursache für den Schimmel durchgeführt werden können:
- Schritt 1 – Sicherheitsmaßnahmen: Ziehen Sie die Atemmaske, die Schutzbrille(*) und die Gummihandschuhe(*) an. Öffnen Sie die Fenster, um ausreichend zu lüften, und schließen Sie die Zimmertür, damit sich die Schimmelsporen nicht in der Wohnung oder dem Haus verteilen.
- Schritt 2 – Den Schimmel abtöten: Verwenden sie Reiniger mit mindestens 80 % Alkoholgehalt wie z. B. Brennspiritus(*). Es funktionieren auch 3 %iges Wasserstoffperoxyd oder 70 %iger Isopropylalkohol. Verwenden Sie keinen Essigreiniger und besser kein Chlor. Nehmen Sie einen Lappen, der mit Spiritus getränkt ist. Wischen Sie über die Fläche und töten Sie den Schimmel ab. Bei glatten Flächen kann das schon genügen. Lüften Sie ausreichend und unterlassen Sie das Rauchen und offenes Feuer: Alkohol ist entzündlich und es liegt eine Brand- und Explosionsgefahr vor. Schlecht bis gar nicht reinigen lassen sich Polstermöbel. Ist ein Polstermöbel nur sekundär befallen, beispielsweise, weil es neben einer vom Schimmel betroffenen Wand steht, kann eine Reinigung möglich sein. Hier sollten Sie jedoch einen Fachmann fragen. Im Zweifelsfall besser entsorgen.
- Schritt 3 – Das Material entfernen oder reinigen: Sind Tapete oder Textilien, wie z. B. Vorhänge, vom Schimmel befallen, sollten diese entfernt werden. Ist der Befall auf einer Schrankrückwand nur oberflächlich, genügt es, diese wie in Schritt 2 abzuwischen. Ansonsten muss auch die Rückwand in den Müll. Silikonfugen lassen sich in der Regel nicht reinigen und müssen entfernt und erneuert werden. Sprechen Sie hierzu ggf. bitte mit Ihrem Vermieter. Andere Materialien wie Fliesen oder Glas müssen nicht entfernt, sondern nur, wie in Schritt 2 beschrieben, gereinigt werden.
Tipp: Wenn sie eine Tapete mit Brennspiritus(*) gereinigt haben und danach entfernen behandeln Sie auch den darunter liegenden Putz mit Brennspiritus.
- Schritt 4 – Das Material entsorgen: Werfen Sie die befallenen Materialien in einen Müllbeutel und verschließen Sie diesen luftdicht. Doch Vorsicht: Drücken Sie nicht einfach die Luft aus dem Müllbeutel. Sonst verbreiten sich die Sporen in der Wohnung. Auch die Atemmaske und der Lappen gehören nach Abschluss der Arbeiten in den Müll.
- Schritt 5 – Das Bauteil trocknen: Liegt immer noch Feuchtigkeit vor, muss das Bauteil getrocknet werden. Da die Ursache bereits abgestellt sein sollte, ist keine erneute Durchfeuchtung zu erwarten. Eine Methode zum Trocken von z. B. einer Wand ist häufiges Lüften. Außerdem kann man einen Ventilator auf den betroffenen Wandbereich richten. Dann wird dieser schneller trocken. Es muss aber dennoch häufiger gelüftet werden, um die Feuchtigkeit aus dem Raum zu bekommen. Bei richtig umfangreichen Feuchtigkeitsschäden kommen Bautrockner zum Einsatz. Jedoch liegen wir dann in dem Bereich, der besser von Experten beaufsichtigt wird.
- Schritt 6 – Reinigung: Nachdem der Schimmel beseitigt wurde, sollten Sie sich selbst gründlich duschen, Ihre Kleidung bei ca. 60° waschen und den Raum reinigen und weiter lüften. So vermeiden Sie, dass irgendwo überdurchschnittlich viele Schimmelsporen ablagern.
- Schritt 7 – Wiederherstellung: Ist der Schimmel beseitig, das Bauteil trocken und alles wieder sauber, kann mit der Wiederherstellung der Wandoberfläche begonnen werden. Wer eine zusätzliche Sicherheit möchte, kann durch mineralische Anstriche mit einem hohen pH-Wert (>11) einem erneutem Schimmelwachstum vorbeugen. Darunter fallen z. B. Kalkanstriche oder Silikatfarben.
Wenn Sie diese sieben Punkte beachten, werden Sie in Zukunft keinen Schimmel mehr beseitigen müssen, sofern zuvor die Ursache für die Feuchtigkeit abgestellt wurde. Achten Sie immer auf die Sicherheitshinweise der Produkte, die Sie verwenden. Einige Produktvorschläge haben wir Ihnen am Ende des Artikels zusammengestellt und verlinkt, darunter auch ein 94 %iger Bio-Spiritus.
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