Erstelldatum: 13.05.2020
Letzte Bearbeitung: 12.07.2021
Häufige Bauschäden: Wieso entstehen Risse?
Risse sind Baumängel oder Bauschäden an einem Haus, gegen die kaum ein Gebäude gefeit ist. Denn sie entstehen nicht ausschließlich durch unsachgemäße oder mangelhafte Bauleistung, sondern können vielfältige Ursachen haben. Risse entstehen z. B. aufgrund von Bewegungen im Baugrund – sog. Setzungen. Diese sind bei jedem Neubau in geringen Dimensionen zu erwarten. Oft genügen schon Änderungen des Baugrunds, um an Außen- oder Innenwänden Risse entstehen zu lassen. Die Gründe dafür können z. B. Grundwasserabsenkung in dem Gebiet oder Bauarbeiten in der Nähe sein, aufgrund derer die Gründungsebene gelockert wird.
Ein weiterer häufiger Grund für Risse an Gebäuden sind Beanspruchungen durch große Lasten. Wenn beispielsweise ein Stahlträger von oben mit hohem Gewicht auf eine Wand einwirkt oder die Erde gegen die Kellerwände drückt, kann es zu Rissbildung kommen. Auch Eigenspannung im Bauwerk zählt zu den häufigsten Ursachen für unschöne Risse. Das kann passieren, wenn sich in der Bausubstanz aufgrund von Temperaturänderungen Spannungen aufbauen und die Substanz nicht in der Lage ist, sich spannungsfrei zu verformen. Dann gibt es noch Quillen und Schwinden. Es gibt Baustoffe wie Beton die austrocknen – sie schwinden und werden so geringfügig kürzer. Andererseits gibt es sehr trockene Baustoffe, wie Ziegel, die Wasser aufnehmen und so „quillen“, also geringfügig länger werden.
Risse an Innen- oder Außenwänden entstehen zudem, wenn Feuchtigkeit an unerwünschter Stelle eindringen kann. Besonders deutlich treten diese Bauschäden nach Frostperioden zutage. Dann sprengt nämlich die gefrorene Feuchtigkeit im Putz oder Mauerwerk die Bausubstanz regelrecht auf und hinterlässt Risse.
Ein immer häufiger anzutreffender Grund für die Bildung von Rissen an neu erbauten Häusern liegt im enormen Zeitdruck, unter dem heute oft gebaut wird. Wenn Baustoffen nicht genügend Zeit gegeben wird, um vollständig auszutrocknen oder wenn sie aufgrund moderner Materialmixe anfälliger auf Feuchtigkeit reagieren als früher übliche Baustoffe, sind Risse ein typischer Bauschaden.
Die wichtigsten Ursachen für Risse auf einen Blick:
- Setzungen in der Gründungsebene unter einem Bauwerk
- Lastendruck
- Eigenspannung im Bauwerk
- Verformungen, dazu gehören auch Quillen und Schwinden
- Eindringen von Feuchtigkeit
- Zu schnelle Bauweise
Risse im Mauerwerk
Bei massiv gemauerten Häusern sind Risse im Mauerwerk in der Regel ein deutlicher Hinweis auf Baumängel. Denn wer ein Haus in Massivbauweise errichtet, sollte in der Lage sein, potenzielle Problemquellen, wie die Auswirkung von Erwärmung oder Abkühlen der Bausubstanz oder Aufquellen oder Schwinden des Baumaterials, zu berücksichtigen. Denn all dies sind typische normale Formveränderungen. Die verschiedenen Materialien dehnen sich unterschiedlich aus oder ziehen sich unterschiedlich zusammen. Und wenn sie bei der Konstruktion unsachgemäß verbunden bzw. ihr individuelles Schwind- oder Quellverhalten nicht berücksichtigt wurde, kann es zu Rissen kommen. Die Risse im Mauerwerk treten in vielen Fällen als vertikale Risse auf und sehen gezackt aus, weil sie den Rändern der einzelnen Bausteine folgen. Es sind jedoch auch horizontal verlaufende Risse an Hauswänden anzutreffen, die meist durch Verformungen des Baugrunds, durch Schwinden oder Aufquellen von Materialien sowie anderen Formveränderungen entstehen.
Risse im Mauerwerk, die erst eine Weile nach dem Hausbau zutage treten können, äußern sich oftmals in Putzrissen sowie in Rissen von Obermaterialien wie Tapeten.
Risse im Putz
Putzrisse können an Innen- und Außenwänden eines Hauses auftreten. Sie sehen nicht nur unschön aus, sondern haben zur Folge, dass dem Gebäude an den betroffenen Stellen Energieverluste drohen. Denn der als Schutzhülle aufgebrachte Außenputz kann seine Aufgabe nur verrichten, wenn er dauerhaft rissfrei bleibt. Sobald ein Riss im Putz ist, kann Wärme austreten und Feuchtigkeit eindringen. Deshalb gilt es, die Putzrisse schnellstmöglich zu beheben. Sie entstehen oftmals aufgrund der Ausdehnung oder des Schwindens des unter dem Putz liegenden Untergrunds – beispielsweise wegen Temperaturveränderungen. Auch mangelhaftes Baumaterial, also die Verwendung minderwertiger Putze, kann die Ursache für solche Risse sein. Wenn der Putz auf Dämmung aufgebracht wurde, kann auch diese fehlerhaft verarbeitet sein. Es könnten zu wenig Kleber oder zu wenig Dübel verwendet worden sein. Aus der Verformung der Dämmplatten ergeben sich Schäden am Putz.
Beim Innenputz treten häufig Haarrisse auf. Wenn sie nicht größer werden, können sie bei der nächsten Renovierung einfach überarbeitet werden. Liegen breite Risse beim Innenputz vor, ist höchstwahrscheinlich das Material, auf dem geputzt wurde, die Ursache dafür. Dann muss der Untergrund begutachtet und instandgesetzt werden.
Risse im Boden und Bodenbelag
Risse im Betonboden oder Estrich gehören auch in Neubauten zum alltäglichen Anblick. Es gibt sogar Materialien, wie Stahlbeton, da geht ohne Risse nichts. Das liegt dann einfach nur daran, dass der Beton im Stahlbeton keine Zugspannung aufnehmen kann. Wenn ein Boden aus diesem Material deshalb kleine Risse in regelmäßiger Verteilung über die gesamte Fläche aufweist, ist das kein Grund zur Sorge. Als Anhaltspunkt: Betonrisse sollten allerdings im Innenbereich eines Hauses kleiner als 0,4 mm sein. Im Außenbereich sind es ungefähr 0,2 mm Rissbreite. Das liegt aber am jeweiligen Bauteil. Der Tragwerksplaner kennt genau die zulässigen Rissbreiten bei den jeweiligen Bauteilen. Bei Rissen, die breiter als die zulässigen Werte sind, sollten Bauherren in der Gewährleistungszeit einen Mangel melden.
Risse im Estrich können besonders während der Trocknungsphase auftreten. Sie sollten vor Verlegung des Bodenbelags repariert werden. Besonders beim Aufheizen einer Fußbodenheizung kann der Estrich reißen. Dieser Effekt ist auch gewollt, damit später keine Spannungen während der Nutzung entstehen. In der Regel lassen sich Estrichrisse gut vor der Verlegung des Bodenbelages durch verharzen und klammern reparieren.
Risse in Wand, Putz und Tapete dauerhaft beseitigen
Kleinere Risse an den Innenwänden, der Hausfassade oder dem Boden lassen sich durchaus in Eigenregie beheben. Für größere Baumängel, vor allem im Bereich von Rissen im Mauerwerk, im Beton oder an der Fassade, sollte man allerdings auf professionelle Hilfe durch einen Handwerksbetrieb setzen. Liegen erhebliche Schäden durch Rissbildung vor, beauftragen sie einen Bausachverständigen. Er kann den Schaden analysieren und ein Sanierungskonzept erstellen.
Risse im Innenputz ausbessern und Haarrisse in der Fassade beseitigen
Um kleine Risse im Putz zu reparieren, bedarf es lediglich passender Spachtelmasse oder eines Kunstharzes mit ca. 0,5 mm Körnung. Vor dem Reparieren sollte die betroffene Stelle gut gereinigt werden. Experten empfehlen auch, die Stelle um den Riss herum anzufeuchten, damit das Reparaturmaterial besonders gut haftet. Sollen größere Flächen repariert werden, lohnt sich das punktuelle Neu-Verputzen: also Abschleifen, Aufbringen von Tiefengrund und Einsatz von Unter- und Oberputz.
Beim Außenputz sollte für das Putzsystem passendes Material verwendet werden. Viele Hersteller bieten Füllmaterialien an, die anschließend wieder überstrichen werden können.
Risse im Mauerwerk kitten
Risse im Mauerwerk optisch zu beseitigen, ist etwas mehr Aufwand. Benötigt werden ein passendes Fugenfüllprofil, PU-Schaum, Haftgrund sowie Acrylmasse. Zunächst gilt es, den Riss etwas mit einem Winkelschleifer zu erweitern, damit das passend zugeschnittene Fugenfüllprofil hineinpasst. Dieses wird mit etwas PU-Schaum im Riss befestigt, dann mit Haftgrund bearbeitet und schließlich mit Acrylmasse oder auch Silikon aufgefüllt. Nach dem Trocknen wird die Stelle glatt abgezogen. Für das Ausbessern kleinerer Risse reicht meist schon etwas Spachtelmasse. Erst wenn alles getrocknet ist, darf die Tapete drüber – und vom Riss ist nichts mehr zu sehen. Größere Risse, die statisch relevant sind, müssen mit Stahlklammern quer zum Rissverlauf verstärkt werden. Lassen Sie zunächst von einem Statiker ein Sanierungskonzept erstellen und beauftragen Sie dann am besten einen geeigneten Maurer.
Risse im Estrich ausmerzen
Um zu breite und zu tiefe Risse im Estrich zu verschließen, ist spezielles Material gefragt. Hier kommen beispielsweise Betonfertigmischungen mit Körnungen unterhalb 2 mm zum Einsatz. Echte Profis greifen allerdings lieber zu einem Zweikomponenten-Gießharz, beispielsweise Acrylatharz oder Epoxidharz. Die Krux dabei: Gießharz muss nach dem Anrühren schnell verarbeitet werden – und sollte an den Reparaturstellen vor dem vollständigen Aushärten mit etwas Quarzsand bestreut werden. Dadurch ist es später einfacher, auf dem von Natur aus extrem glatten Gießharz Halt mit Klebern oder Spachtelmassen für Bodenbeläge zu finden. Wer mit besonders großen Rissen im Estrich zu kämpfen hat, sollte sich für die Reparatur sogenannte Estrich-Sanierklammern besorgen. Diese werden vor dem Gießen des Harzes quer zum Riss eingebracht und sorgen für zusätzliche Stabilität.
Risse in Estrich, Fliesen und Bodenbelägen – wann sich ein Austausch lohnt
Für Beton und Estrich als Boden in einem Haus gelten die oben beschriebenen Maximalwerte, die die Risse in der Oberfläche nicht überschreiben sollten. Mit anderen Worten: Alles, was kein Haarriss ist, hat auf neuwertigen Bodenflächen nichts zu suchen und sollte beim ersten Auftauchen sofort fachmännisch bekämpft werden – beispielsweise durch Ausbessern mit Epoxid- oder Acrylatharz und Quarzsand. Wenn ein Bodenbelag aus Beton oder ein Unterbelag aus Estrich mit tief gehenden, breiten Rissen komplett übersät ist, lohnt sich der Austausch des Bodens. Bei durch Risse zerstörten Fliesen hingegen empfiehlt sich oftmals schon bei kleinflächigen Bauschäden der komplette Austausch. Denn gerissene Fliesen bilden scharfe Kanten aus – und die stellen ein echtes Verletzungsrisiko dar.
TIPP: Beim Verlegen der Fliesen ein paar Ersatzfliesen zurücklegen. Wenn dann eine Fliese bricht, kann sie gleich durch eine farblich passende Fliese ausgetauscht werden.
Rissfrei bauen: Ist das überhaupt möglich?
Risse gehören zum Hausbau in vielen Bereichen einfach dazu – die Rede ist dabei allerdings von kleinen Haarrissen, beispielsweise im Beton oder Estrich. Größere oder ständig größer werdende Risse sind hingegen Bauschäden, die es möglichst zu vermeiden gilt. Das ist bei den typischen „Kandidaten“ wie Mauerrissen oder Rissen im Beton durchaus möglich.
Risse im Mauerwerk vermeiden
Wenn ordnungsgemäß gemauert wird, sind Rissbildungen selten. Es müssen hierfür lediglich alle Normen und Richtlinien eingehalten werden. Dazu gehören Art und Stärke des Mörtels oder Klebers, Überbindemaße, Verbindungen zwischen Wänden und vieles mehr.
Beton rissfrei verbauen?
Beton ist ein Baustoff, der reißt. Die Frage ist nur wie breit! Um Risse im zumutbaren Rahmen mit geringer Rissbreite zu halten, gibt es beim Bau Normen und Richtlinien, die zu beachten sind. Wichtig ist, dass der Beton richtig abbinden, d. h. aushärten kann. Bei hohen Temperaturen muss er z. B. abgedeckt und ggf. befeuchtet werden, um nicht zu schnell auszutrocknen. Bei der Wahl der Betoneigenschaften sollten immer die von Tragwerksplanern festgelegten Expositionsklassen berücksichtigt werden. Sind die notwendigen Eigenschaften für das jeweilige Betonbauteil definiert und wurde der Beton richtig eingebaut, sind keine Schäden zu erwarten. Risse treten dann nur in der zulässigen Rissbreite auf.
Ein häufiger Streitpunkt ist „Sichtbetonfläche“. Hier müssen die Oberflächen vorher genau definiert werden. Damit ist eindeutig, wie die Flächen nachher aussehen sollten. Sichtbeton ist oft ein gestalterisches Element an einem Gebäude. Hierbei wirken sichtbare Risse unästhetisch. Eine genaue Einstufung der Sichtbetonqualität ist hier für alle Beteiligten wichtig.