Feuchtigkeit in der Wand richtig messen

Um die Feuchtigkeit in Wänden messen zu können, benötigen Sie ein Feuchtigkeitsmessgerät. Ob und wie feucht eine Wand ist, lässt sich nämlich nicht mit bloßen Händen erfühlen. Wie Sie die Feuchtemessgeräte richtig verwenden und welche Fehler Sie vermeiden sollten, erfahren Sie in unserem Artikel.

Ein Feuchtigkeitsmessgerät zur Bestimmung der Feuchtigkeit in der Wand-min
Thomas Möller

Ein Artikel von

Thomas Möller, Dipl.-Ing. (FH)

zertifizierter Bausachverständiger

www.sv-tm.de

Erstelldatum: 13.07.2021
Letzte Bearbeitung: 24.08.2023

Wann sollten Sie die Feuchtigkeit in Wänden messen?

Eine Feuchtigkeitsmessung ist sinnvoll, wenn bereits sichtbar Feuchtigkeit vorliegt oder sich Schimmel gebildet hat. Auch wenn sich die Luftfeuchtigkeit nach dem Lüften immer wieder sofort deutlich erhöht, ist eine Feuchtigkeitsmessung angebracht. Wissen Sie noch nicht, woher die Feuchtigkeit kommt, dann hilft eine Feuchtigkeitsmessung bei der Ursachenerforschung. Am einfachsten ist es, die Wandfeuchtigkeit zu messen. Aber selbst, wenn Sie die Ursache schon kennen, können Sie so den Trocknungsprozess dokumentieren. Sollte Holz von Feuchtigkeit betroffen sein, empfehlen wir den Artikel „Holzfeuchte richtig messen„.

Wasserschäden sind vielseitig. Wir erklären die Ursachen, zeigen notwendigen Maßnahmen und informieren über die zuständigen Versicherungen in unseren Artikel „Wasserschaden – erkennen, sanieren, geltend machen“.

Wie Sie testen, ob eine Wand feucht ist

Ob und wie feucht eine Wand ist, erkennen Sie in den seltensten Fällen mit bloßem Auge. Aus diesem Grund müssen Sie die Feuchtigkeit mit einem Messgerät messen. Dadurch können Sie eine Aussage über den Grad der Feuchtigkeit treffen: Entweder trocken, feucht oder nass. Fast alle Verfahren, die für eine Erstuntersuchung verwendet werden, sind zerstörungsfrei. Der Vorteil: Ihre Wand bleibt erstmal ganz. Der Nachteil besteht darin, dass es sich um keine exakten Werte wie Massenprozent oder Volumenprozent handelt. Häufig sind die Werte in Digits angegeben und diese müssen Sie richtig interpretieren. Digits dürfen nicht mit exakten Werten verwechselt werden – das führt zu falschen Ergebnissen und Schlussfolgerungen. Sie sind aber eine große Hilfe dabei, die Ursache der Feuchtigkeit zu finden.

Eine exakte Messung der Wandfeuchtigkeit ist nur mit Verfahren möglich, bei denen Material entnommen wird. Das wäre zum Beispiel die DARR-Methode. Da die meisten Hausbesitzer jedoch erstmal untersuchen wollen, wo die Feuchtigkeit in der Wand herkommt, konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf eine zerstörungsfreie Methode zur Feuchtigkeitsmessung.

Welches Feuchtemessgerät eignet sich für Wände?

Verschiedene Feuchtigkeitsmessgeräte. Zwei mit Kugelkopf und zwei mit Messspitzen
Es gibt viele unterschiedliche Feuchtigkeitsmessgeräte. Um die Feuchtigkeit in einer Wand zu beurteilen, empfehlen wir Geräte mit Kugelkopf, die kapazitiv messen. Foto: T. Möller

Mit einem Messgerät für die kapazitive Feuchtemessung lässt sich die Wandfeuchte in Digits messen. Die entsprechenden Feuchtigkeitsmesser sind auch als Kugelkopfmessgeräte bekannt. Der Name resultiert aus ihrer Bauweise – am oberen Kopf befindet sich eine Metallkugel. Vereinfacht ausgedrückt erzeugen diese Geräte ein elektrisches Feld, durch das die Feuchtigkeit gemessen werden kann. Diese Messgeräte dringen zwischen 5 mm bis 50 mm tief ein, je nach Modell und Baustoff der Wand.

Wir möchten Ihnen Geräte empfehlen, die sich für die Messung an einer Wand eignen. Im weiteren Verlauf des Artikels erläutern wir, wie Sie die Geräte richtig bedienen. Ein kapazitives Feuchtigkeitsmessgerät für Wände kostet zwischen 70 € und 300 €, je nach Funktionsumfang.

Um das richtige Feuchtigkeitsmessgerät für Wände auszusuchen, ist es erst einmal wichtig zu wissen, wie oft Sie es gebrauchen werden. Wer nur einmal die Wandfeuchte messen möchte, der leiht sich am besten ein Feuchtemessgerät bei einem Bekannten aus. Das ist sicher die günstigste Variante.

Anmerkung des Autors: Genauso hat es kürzlich ein Freund von mir gemacht: Er vermutete aufgrund von Verfärbungen an der Wand einen Feuchtigkeitsschaden. Ich habe ihm ein Feuchtemessgerät (TROTEC BM31 (*), siehe unten) ausgeliehen und mithilfe des Geräts und meiner Erklärung zur Bedienung konnte er die Quelle lokalisieren und die Ursache wurde nach einer Bauteilöffnung zusammen mit dem Vermieter eindeutig bestimmt.

Wer jedoch eine Immobilie besitzt oder gelegentlich messen möchte, für den eignet sich ein einfaches, gutes und kostengünstiges Feuchtemessgerät.

Bei der Feuchtigkeitsmessung bei Wänden hat ein Kugelkopfmessgerät Vorteile gegenüber Geräten mit Einstechnadeln. Um mit Geräten nach dem Widerstandsverfahren richtig messen zu können, müssen die Einstechnadeln möglichst tief eingesteckt werden. Das ist bei Holzfeuchtemessungen von z. B. Brennholz kein Problem. Wer jedoch viele Messstellen an einer Wand im Innenbereichen messen möchte, kann mit einem Kugelkopfmessgerät nahezu ohne Beschädigungen messen. Ein Gerät mit Einstechspitzen hinterlässt jedoch pro Messung zwei kleine Löcher. Das Kugelkopfmessgerät hingegen muss nur auf Putz oder die Tapete aufgelegt werden und misst dann bis ca. 40 mm tief in das Material hinein.

Sollte eine Wand bereits durchfeuchtet und fleckig sein, machen einige Löcher keinen Unterschied. Die Oberfläche muss sowieso neu hergestellt werden. Sollten Sie dann schon ein Gerät mit Einstechnadeln haben, verwenden Sie es ruhig.

Feuchtigkeitsmessgeräte für die Wand und gelegentliche Messungen

Für diesen Anwendungsfall empfehlen wir das TROTEC BM31 (*) oder das TFA Dostmann Humidcheck (*). Beide kosten nur etwa 70 €, sind robust und einfach zu bedienen. Eine umfangreiche Bedienungsanleitung steht beim jeweiligen Hersteller zum Download zur Verfügung. Die Feuchtigkeitsmessgeräte messen im Bereich von 0-100 Digits.

Wer einen anderen Hersteller bevorzugt ist ebenfalls mit der Gann HYDROMETTE Compakt B (*) zum Preis von ca. 120 € bestens versorgt. Es ist ebenfalls robust und einfach zu bedienen. Es wird auch über eine 9-Volt-Batterie versorgt und misst ebenfalls im Wertebereich von 0-100 Digits.

Feuchtigkeitsmessgeräte für die Wand und häufige Messungen

Wird die Wandfeuchte häufig gemessen, eignen sich hochwertigere Geräte. Diese haben meist einen Wertebereich von 0-200 Digits, können Reihenmessungen durchführen und haben einen größeren Funktionsumfang. Hier ist das TROTEC T660 (*) sehr zu empfehlen. Es kostet ca. 210 € und besitzt einen umfangreichen Funktionsumfang, wie zum Beispiel Reihenmessungen und die Auswertung mittels Software. Es ist außerdem der Testsieger unseres Feuchtigkeitsmessgeräte-Tests. Eine Alternative dazu bietet die Gann HYDROMETTE BL Compact B2 (*) für ca. 280 €. Solche Geräte werden auch von Bauleitern und Sachverständigen verwendet.

Es gibt etliche Hersteller von Feuchtemessgeräten. Unter anderem sind dies:

Noch wichtiger als der Hersteller ist der Einsatzzweck, für den Sie das Feuchtigkeitsmessgerät benötigen, und der notwendige Funktionsumfang.

Hier gehts zum großen BauMigo-Test von Feuchtigkeitsmessgeräten.

Wie messen Sie die Feuchtigkeit in Wänden richtig?

Nur korrekte Ergebnisse können zu sinnvollen Schlussfolgerungen führen. Eine Feuchtemessung kann die ein oder andere Schwierigkeit mit sich bringen. Mit unseren Hinweisen wissen Sie, worauf Sie achten müssen, und mit ein bisschen Übung bekommen Sie die richtigen Messergebnisse. Die Prinzipien dahinter sind einfach.

Das Feuchtigkeitsmessgerät vor dem Messen kalibrieren

Bei dem Feuchtemessgerät TROTEC BM31 wird die Kalibrierfunktion gedrückt.
Bevor eine Messung durchgeführt wird, müssen Sie das Feuchtemessgerät kalibrieren. Halten Sie es dazu frei im Raum und fassen Sie das Gerät an der unteren Hälfte an. Foto: T. Möller

Alle kapazitiven Feuchtigkeitsmessgeräte besitzen eine Funktion zum Kalibrieren. Bei einigen Geräten geschieht dies beim Einschalten automatisch. Bei anderen müssen Sie dafür einige Sekunden lang eine Taste drücken. Wichtig beim Kalibrieren ist, dass sich der Kugelkopf frei im Raum befindet. Dann kann der Feuchtemesser einwandfrei kalibrieren und es kommt zu verwertbaren Messergebnissen. Wenn Sie die Messung mehrere Minuten unterbrochen haben oder in einem neuen Raum messen, sollten Sie das Gerät erneut kalibrieren. Halten Sie das Feuchtigkeitsmessgerät auch beim Kalibrieren in der unteren Hälfte und vom Körper und anderen Einrichtungsgegenständen weg, sozusagen in den freien Raum.

Das Feuchtemessgerät richtig positionieren und richtig halten

Das Feuchtemessgerät TROTEC T660 wird senkrecht auf die Wand gehalten, um die Wandfeuchte zu messen
Setzen Sie das Feuchtemessgerät rechtwinklig zur Wand auf. Halten Sie 10 cm Abstand zu Ecken und anderen Einbauten und halten Sie es am hinteren Ende fest. Foto: T. Möller

Damit Sie die Wandfeuchte ohne Messfehler bestimmen können, müssen Sie das Messgerät richtig halten und richtig positionieren. Wie in der Abbildung dargestellt, muss das Feuchtemessgerät rechtwinklig zur Wand aufgesetzt werden. Halten Sie es dabei am hinteren Ende fest. Wenn sich die Finger zu nah am Kugelkopf befinden, verfälscht dies die Werte. Außerdem dürfen Sie auf keinen Fall in Ecken messen. In Ecken ist für das elektrische Feld mehr Material zum Messen vorhanden, weswegen die Messergebnisse auch höher ausfallen. Halten Sie also ca. 10 cm Abstand zu Ecken und Einbauten, um richtig zu messen.

Das Feuchtemessgerät TROTEC BM31 reagiert bereits bei Annährung mit der Hand
Feuchtigkeitsmessgeräte reagieren bereits, wenn Sie sich ca. 5 cm kontaktlos annähern. Achten Sie deshalb beim Messen darauf, dass die Werte nicht durch unsachgemäßen Gebrauch verfälscht werden. Foto: T. Möller

Metalle wie Leitungen, Eckschutzschienen und Profile verfälschen das Ergebnis

Eine richtig durchgeführte Feuchtemessung und eine falsche über einem Elektrokabel
Die Messung auf der linken Seite ist korrekt. Rechts ist der Wert erhöht, da direkt über einem Elektrokabel, das unterputz zum Schalter führt, gemessen wurde. Foto: T. Möller

Manchmal steigen Messergebnisse an, obwohl die Feuchtigkeit in der Wand an dieser Stelle nicht erhöht ist. Das geschieht, wenn Metalle im Bereich der Messung vorhanden sind. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wo sich diese befinden können und Sie damit umgehen. Mit ein bisschen Überlegung können Sie vermuten, wo Elektroleitungen und Wasserleitungen verlegt sind. Wenn Sie direkt an der Stelle der Wand messen, unter der sich die Leitung befindet, erhöht sich der Messwert. Dann ist es sinnvoll den Messpunkt etwas zu versetzen. Deswegen ist beim Messen auf Leitungsverläufe zu achten. Bei Innenwänden lohnt es sich auch die Rückseite einer Wand anzuschauen – vielleicht verrät dort eine Steckdose oder ein Lichtschalter etwas über den Verlauf einer Leitung, die den Wert verfälschen könnte.

Kapazitive Feuchtigkeitsmessungen sind in salzbelastetem Mauerwerk nicht möglich

Häufig sind bei Kellerwänden im Altbau die Wände feucht. Auch hier können Sie die Feuchtigkeit messen, solange keine Salzbelastung des Mauerwerks vorliegt. Salz in den Wänden verzehrt das Messergebnis stark. Somit ist die kapazitive Feuchtemessung für salzbelastetes Mauerwerk ungeeignet.

Der Messwert „Digits“ – die gemessenen Werte der Feuchtigkeit in der Wand

Die meisten kapazitiven Feuchtemessgeräte geben Messwerte in Digits an. Es handelt sich dabei um dimensionslose Vergleichswerte, die zur Unterscheidung von trockenen, feuchten und durchnässten Baustoffen herangezogen werden können. Der Messwert „Digits“ darf nicht mit absoluten Werten wie Volumenprozent oder Massenprozent verwechselt werden. Außerdem unterscheiden sich die Messergebnisse in Digits je gemessenen Baustoff. Die Rohdichte und das Material haben beispielsweise eine Auswirkung auf die Ergebnisse.

Auch können Sie ein Messgerät nicht mit einem anderen vergleichen. Wie bereits erwähnt, gibt es Feuchtigkeitsmessgeräte, die einen Skalenwert von 0 bis 100 Digits haben, und solche, bei denen es 0 bis 200 Digits sind. Es versteht sich von selbst, dass die gemessenen Werte unterschiedlich sind.

Um die Werte wirklich vergleichen zu können, müssen Sie Bauteile mit identischem Aufbau miteinander vergleichen. Das heißt, eine Stelle der Außenwand mit einer anderen oder einen Bereich einer Innenwand mit einer anderen Innenwand, die einen identischem Wandaufbau besitzt. Wenn Sie zum Beispiel in einem Bereich der Außenwand Feuchtigkeit vermuten, können Sie andere, vermeintlich trockene Bereiche der Außenwand als Vergleichswert heranziehen. Der Wandaufbau ist in diesem Fall nahezu identisch, so dass der Unterschied in Digits auf die Feuchtigkeit im Baustoff schließen lässt.

Lesen Sie auch unseren Artikel DIGITS bei Feuchtigkeitsmessgeräten

Tabellen zur Feuchtigkeit in der Wand

Jeder Hersteller liefert zur Abschätzung der Feuchtigkeit in Digits ungefähre Werte in der Bedienungsanleitung mit. Die Tabellen sind oft nur grob in trocken, feucht und nass eingeteilt. Bei einem Wertebereich von 0-200 Digits sieht die Einteilung häufig wie folgt aus:

Bis zu 40 Digits trocken
40 bis 80 Digits feucht
Mehr als 80 Digits nass

Wenn Sie diese Werte und den Messbereich 0-200 Digits berücksichtigen, sollten Wände bestenfalls unter ca. 40 Digits liegen. Eine ausführliche Tabelle für Messwerte im Messbereich von 0-100 DIGITS haben wir unter dem Artikel DIGITS bei Feuchtigkeitsmessgeräten veröffentlicht.

Diese Einteilung ist beispielsweise bei dem von uns empfohlenen TROTEC T660 (*) vorhanden. Um die exakte Tabelle für Ihr Feuchtemessgerät zu finden, schauen Sie in die Bedienungsanleitung des Herstellers Ihres Messgeräts. Meistens liegen diese den Geräten nicht mehr bei, sondern stehen zum Download zur Verfügung. Mit den Tabellen und Werten können Sie in Verbindung mit Ihrem Feuchtemessgerät die Wandfeuchte abschätzen.

Geräte, die einen Wertebereich von 0-100 Digits besitzen, haben eine ähnliche Aufteilung. Die Werte sind eine grobe Einteilung. Es muss immer der Wandaufbau und das Material berücksichtigt werden.

Bis zu 35 Digits trocken
35 bis 65 Digits feucht
Mehr als 65 Digits nass

Normalwerte für die Feuchtigkeit einer Wand

Häufig werden die prozentualen Feuchtigkeitswerte von Baustoffen mit den Digits gleichgesetzt. Dieser Fehler kann leicht passieren, wo die meisten Geräte doch eine Einteilung von 0-100 Digits haben. Zutreffend ist dieser Zusammenhang jedoch nicht. Meist sind die tatsächlichen Werte der Feuchtigkeit in Massen-Prozent (M-%) deutlich geringer.

Um dies näher zu erläutern, haben wir Ihnen einige Normalwerte zusammengestellt. Dabei ist die Ausgleichsfeuchte der Feuchtegehalt, den ein Baustoff annimmt, wenn er der angegebenen Luftfeuchtigkeit und Temperatur dauerhaft ausgesetzt wird. Die Ausgleichsfeuchte wird je nach Baustoff in Massenprozent (M.-%) oder Volumenprozent (Vol.-%) angegeben.

Baustoff & Ausgleichsfeuchte Feuchtegehalt in Massenprozent (M.-%) Feuchtegehalt in Volumen-Prozent (Vol.-%) Luftfeuchtigkeit und Temperatur für den angegebenen Feuchtegehalt
Gipsputz[1] (Gipshandputz und Gipsmaschineputz) 0,2 70 % Luftfeuchtigkeit bei 20° C
Gipsplatten[2] 0,6-1,0 60 % Luftfeuchtigkeit bei 20° C
Porenbeton[3] 2,6 %

4,5 %

50 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

80 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

Kalksandstein[4] 1,2 %

2,4 %

50 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

80 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

Ziegel[5] 0,7 %

1,2 %

50 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

80 % Luftfeuchtigkeit bei 23° C

Die am häufigsten gemessenen Baustoffe bei Wänden sind vermutlich Gipsputz und Gipskartonplatten. Denn die meisten Wände in Innenräumen sind verputzt. Zudem werden Innenwände häufig als Ständerwerk mit Gipskartonplatten erstellt. Somit ist Gips oft der Baustoff, auf dem als erstes gemessen wird.

Berücksichtigt man nun die in der Tabelle angegebenen Werte für Gipsputz, ist leicht zu erkennen, dass normale Feuchtigkeit unter 0,2 Massen-Prozent liegt. Nachfolgend eine Tabelle mit Anzeigen in Digits und den dazugehörigen Feuchtigkeitswerten von Gips. Die Durchschnitte sind verschiedenen Messgeräten entnommen und es handelt sich um Circawerte:

Digits bei Messgeräten 0-100 Digits[6] Gipsbaustoff in Massen-Prozent (M-%)
35 ca. 0,3
50 ca. 1,0
65 ca. 2,0
80 ca. 2,3
90 ca. 2,7

Wenn Wände feucht sind, zeigt sich das selten durch hohe Prozentwerte. In der Tabelle wurde zur Verdeutlichung nur Gipsputz verwendet. Ein Baustoff allein reicht jedoch zur Beurteilung nicht aus. Wände bestehen meist aus mehreren Baustoffen. Die Feuchtigkeit verteilt sich so auf Mauerwerk und Putz. Wie dies bei Messungen zum Tragen kommt, zeigen wir Ihnen im nächsten Punkt.

Den Wandaufbau bei der Feuchtigkeitsmessung berücksichtigen

Wände bestehen nicht nur aus einem Baustoff. Das Mauerwerk mag aus Ziegel oder Kalksandstein bestehen. Innen liegt z. B. ein Gipsputz mit 1- 1,5 cm Stärke vor. Bei Messgeräten mit Kugelkopf ergibt sich somit ein Mischergebnis, da die Messgeräte bis ca. 40 mm tief messen.

Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen, haben wir mit dem TROTEC BM31 sowohl eine Gipskartonplatte, einen Kalksandstein und beides in Kombination gemessen. Die Ergebnisse sind in folgendem Bild zu sehen.

Mit einem Kugelkopfmessgerät werden drei3 Messungen vorgenommen von Gipskarton, Kalksandstein und der Kombination von Gips mit Kalksandstein.
Es wurden drei Messungen vorgenommen. Links wurde nur Gipskarton, in der Mitte Kalksandstein und rechts die Kombination aus Gipskarton und Kalksandstein gemessen. Foto: T. Möller

Sowohl die Gipskartonplatte als auch der Kalksandstein sind trocken. Die Gipskartonplatte (GKB 1,25 cm) als solches ist mit 8 Digits gemessen (links). Der Kalksandstein mit 38 Digits (Mitte). Die Gipskartonplatte direkt vor dem Kalksandstein soll einen Gips-Innenputz simulieren. Die Kombination ergibt ein Messergebnis von 22 Digits (rechts).

Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Messergebnisse von Feuchtigkeit in Wänden auch von der Baustoffkombination abhängen. Denn auch die Rohdichte eines Baustoffs hat Auswirkungen auf die Digits. Mehr dazu können Sie in unserem Artikel DIGITS bei Feuchtigkeitsmessgeräten lesen. Deswegen ist es am sinnvollsten, Messstellen mit gleichem Wandaufbau zu vergleichen.

Vergleichsmessungen als Rastermessung durchführen

Da mit Kugelkopfmessgeräten die Feuchtigkeit in Wänden nicht in Massen-Prozent ermittelt werden kann, muss man Vergleichsmessungen durchführen, um eine qualitative Einschätzung zu erhalten, ob ein Teil einer Wand feucht ist oder nicht. Folgende Punkte sind für eine Vergleichsmessung zu beachten:

  • Es sollten nur gleiche Wandaufbauten miteinander vergleichen werden
  • Messfehler sollten vermieden werden – siehe unseren Artikel über DIGITS
  • Die Einteilung in ein Raster und das Notieren der Messergebnisse hilft bei der Übersicht. Dafür eignet sich Excel besonders gut.

Wie legt man ein Raster für die Messung fest? Es ist wichtig den Randabstand mit dem Kugelkopf einzuhalten. Messstellen sollten erst mit 5-10 cm Abstand von Boden, Decke und Ecken beginnen. Für die erste Einteilung in ein Raster sind Abstände von 30 cm ausreichend. Bei Bedarf kann der Abstand kleiner gewählt werden.

In nachfolgendem Beispiel zeigen wir Ihnen, wie Sie die Messung einteilen und dokumentieren können. Bei unserer Beispielwand handelt es sich um eine 2,60 m hohe und 3,20 m lange Wand. Wir haben hier einmal fiktive Messergebnisse eingetragen. Die Werte sehen wie folgt aus:

Mit einer Exceltabelle kann eine Rastermessung einfach visualisiert werden. Wenn die Funktion Farbskala verwendet wird, sind Bereiche mit größerer Feuchtigkeit direkt zu erkennen.
Wenn die Messergebnisse der Rastermessung eingetragen sind, lassen sich durchfeuchtete Bereiche leicht erkennen. Foto: T. Möller

Mit einer Exceltabelle kann man die eingetragenen Messergebnisse simpel sichtbar machen. Wenn Sie in eine Tabelle die Messergebnisse der Rastermessung eingetragen haben, können Sie unter „Bedingte Formatierung“ eine Farbskala für einen markierten Bereich hinzufügen. Wir haben bei der dargestellten Messung Weiß für den geringsten und Blau für den höchsten Wert gewählt. Als Ergebnis ist bei der Wand aus unserem Beispiel größere Feuchtigkeit im unteren rechten Bereich zu erkennen. Nun muss die Ursache dafür eindeutig ermittelt werden.

Einen Sachverständigen zur Beurteilung von Feuchtigkeit im Mauerwerk beauftragen

Nicht jeder kann und möchte die Ursache für feuchte Wände selbst ermitteln. Zum einen ist es aufwendig, zum anderen gilt die eigene Einschätzung gegenüber Vertragspartnern oft nicht als qualifizierte Aussage. Tritt zum Beispiel ein Feuchtigkeitsschaden während der Gewährleistung auf, wird oft ein Gutachten zur möglichen Ursache benötigt, damit der Mangel anerkannt wird. Oder möchte ein Vermieter nicht eingestehen, dass eine Wand feucht ist, kann ein Gutachten helfen, dem Vermieter den Schaden aufzuzeigen.

In diesen Fällen können Sie einen Sachverständigen beauftragen, ein Gutachten zu erstellen oder auch einfach nur, die Ursache der Feuchtigkeit zu lokalisieren. Eine geeignete Qualifikation hat beispielsweise ein Sachverständiger für Schäden an Gebäuden, der Architekt, Bauingenieur oder Meister ist.

Thomas Möller Dipl.-Ing. (FH)

1 Fußnote: GIPS-Datenbuch, Bundesverband der Gipsindustrie e. V., Seite 38, Tabelle 7, Mai 2013
2 Fußnote: GIPS-Datenbuch, Bundesverband der Gipsindustrie e. V., Seite 59, Tabelle 12, Mai 2013
3 Fußnote: Porenbeton Handbuch , 7. Auflage, Bundesverband der Porenbetonindustrie e. V., Dezember 2018, Seite 119
4 Fußnote: DIN EN ISO 10456, Tabelle 4
5 Fußnote: DIN EN ISO 10456, Tabelle 4
6 Fußnote: Für die genauen Werte Ihres Gerätes schauen Sie in die Bedienungsanleitung. Dies sind Durchschnittswerte die auf viele Messgeräte zutreffen.

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