Erstelldatum: 13.05.2020
Letzte Bearbeitung: 27.05.2021
Wo und wie entstehen Undichtigkeiten?
Viele Altbauten weisen Undichtigkeiten auf, doch auch beim Neubau oder bei sanierten Gebäuden sind Leckagen keine Seltenheit. Unsachgemäße Arbeiten, falsche Materialien oder einfach Unachtsamkeit können dazu führen, dass es später nicht so kuschelig warm ist, wie gewünscht.
Besondere Schwerpunkte für Undichtigkeiten an Gebäudehüllen, die kalte Luft eindringen bzw. teure Heizenergie entweichen lassen, liegen an Fenster- und Türöffnungen. Aber auch das Dach kann leicht Mängel aufweisen, wenn nicht absolut sauber gearbeitet wurde. Besonders die Fugen zwischen verschiedenen Materialien müssen stets perfekt abgedichtet werden, damit eine geschlossene, luftdichte Ebene entsteht.
Übrigens: Undichte Stellen sind nicht nur für Wärmeverluste im Winter verantwortlich, sondern lassen auch Hitze im Sommer eindringen. Gleichzeitig trägt ihre Beseitigung zum Lärmschutz bei. Gerade in Großstädten also ein weiterer wichtiger Grund für eine Abdichtung ohne Leckagen.
Wenn es am Fenster zieht
Bis in die 2000er-Jahre wurden meist doppelt verglaste Fenster verwendet, die gegenüber den heute üblicheren dreifach verglasten Fenstern mehr Wärme entweichen lassen. Ein Austausch der Fenster ist aber nicht immer möglich und kostspielig. Häufig ist nicht nur die älter gewordene Wärmeschutzverglasung Schuld an hohen Wärmeverlusten – vielmehr sind oft kaputte oder beschädigte Dichtungen und/oder Risse zwischen Fensterrahmen und Außenmauer Grund für Zugluft im Raum. Fenster mit Einfachverglasung sollten in jedem Fall ausgetauscht werden, da der Wärmeverlust zu hoch ist.
Auch ungedämmte Rollladenkästen, die bis in die 80er Jahre verbaut wurden, sorgen für Undichtigkeiten und lassen Wärme über Konvektion entweichen.
Wichtig: Durch Konvektion, also durch Luftströmung, können besonders im Winter erhebliche Schäden entstehen. Warum ist das so? Wenn warme und damit feuchte Raumluft durch undichte Stellen strömt, kühlt sie auf dem Weg nach draußen ab. Dabei kondensiert die Feuchtigkeit. Diese bildet sich dann unbemerkt im Bauteil und durchfeuchtet es, bis schließlich der Schaden größer und damit sichtbar wird.
Trockenbau im Dachgeschoss – die luftdichte Ebene muss leckagefrei sein
Das Dach ist oft ein Schwachpunkt in der sog. luftdichten Ebene. Während an den Außenwänden meist der Innenputz für Luftdichtigkeit sorgt, wird das Dach im Trockenbau ausgeführt und muss anderweitig abgedichtet werden. Bei einem Neubau garantiert eine geplante luftdichte Ebene die Luftdichtigkeit. Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn die luftdichte Folie und die Anschlüsse an die Außenwände leckagefrei sind und insgesamt sorgsam gearbeitet wurde. Ist das nicht der Fall. kommt es schnell zur oben erwähnten Konvektion.
Bei nachträglich eingebauter Dachdämmungen muss ebenfalls eine luftdichte Ebene geplant und ausgeführt werden. Besonders bei der Zwischen- und Untersparrendämmung erfordert das größte Sorgsamkeit, denn die Anschlüsse im Bestand sind komplizierter als im Neubau.
Möglichkeiten Undichtigkeiten aufzuspüren
Zieht es in der Wohnung, ist der Grund meist nicht ganz leicht zu ermitteln. Ein simpler Test kann aber die Zugluftquelle aufdecken. Nutzen Sie dazu einfach einen glimmenden Räucherkegel und beobachten Sie das Verhalten des Rauchs. So können Sie Luftströmungen finden und sich der Undichtigkeit annähern.
Um die Dichtung eines Fensters zu überprüfen, gibt es einen weiteren Trick: Legen Sie ein Blatt Papier auf den Rahmen eines offenen Fensters und schließen Sie das Fenster. Können Sie das Papier bei geschlossenem Fenster herausziehen, sollten Sie unbedingt das Fenster einstellen und ggf. die Dichtungen erneuern. Ist das Papier dagegen fest eingeklemmt, muss die vorhandene Zugluft von einer anderen Stelle, wie z. B. einem Riss zwischen Fensterrahmen und Außenmauer, einer Undichtigkeit im Rahmen oder einer fehlenden Abdichtung zwischen Fenster und Wand stammen.
Was bringt ein Blower-Door-Test?
Um Undichtigkeiten am Neubau oder nach Sanierungen professionell aufzuspüren, wird gern der sog. Blower-Door-Test verwendet. Das Differenz-Messdruckverfahren ist bei Niedrigenergie- und Passivhäusern sogar Pflicht, sollte aber auch von allen anderen Bauherren genutzt werden. Schließlich zeigt der Test, ob die durchgeführten Baumaßnahmen fachgerecht und mängelfrei ausgeführt wurden.
Das Verfahren eignet sich darüber hinaus für Bestandsgebäude, bei denen saniert werden soll. Um gezielt Schwachstellen in der Gebäudehülle zu identifizieren, wird der Blower-Door-Test gern mit einer thermografischen Analyse kombiniert.
Der Ablauf
Doch wie funktioniert der Blower-Door-Test eigentlich? Übersetzt heißt das Verfahren Gebläse-Tür-Prüfung. Es wird also ein Gebläse bzw. Ventilator in eine Tür oder ein Fenster eingebaut, um den Luftstrom des Gebäudes zu messen. Dazu wird der Ventilator mithilfe eines verstellbaren Metallrahmens eingesetzt und mit einer luftundurchlässigen Plane umgeben. Der Ventilator erzeugt nun einen Unterdruck von 50 Pa. Dieser sorgt dafür, dass Luft aus dem Gebäude gesogen wird und Undichtigkeiten offensichtlich werden. Wie dicht das Haus ist, erkennt man daran, wie viel das Gebläse arbeiten muss. Je dichter es ist, desto weniger Luft muss der Ventilator absaugen.
Allein der Blower-Door-Test kann zunächst nur das Ausmaß der Undichtigkeiten bestimmen. Um die Ortung von Leckagen aufzuspüren, muss man sich im Haus auf die Suche begeben. Größere Undichtigkeiten kann man bereits mit der Hand erfühlen, kleinere werden dagegen mit einem Rauchspender sichtbar. Noch genauere Ergebnisse sind mit einer Infrarotkamera möglich.
Nach der ersten wird in der zweiten Phase schrittweise Unterdruck aufgebaut und in der dritten Phase ein Überdruck erzeugt. In allen drei Phasen werden die Luftströme entsprechend der DIN EN 13829 genauestens gemessen und protokolliert. Insgesamt dauert der Test bei einem Einfamilienhaus etwa drei Stunden.
TIPP: Um auch die meist große Haustür in den Test einzubeziehen, empfiehlt es sich, Balkontüren oder Fenster für den Einbau des Ventilators zu verwenden.
Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird anschließend die mittlere Luftwechselrate (n50-Wert) errechnet. Sie zeigt, welche Luftmenge bei einem Referenzdruck von 50 Pa in den gemessenen Räumen wegen Leckagen in einer Stunde ausgetauscht wird. So bedeutet beispielsweise ein n50-Wert = 3,5 h−1, dass die Luft innerhalb einer Stunde 3,5mal ausgetauscht wurde.
Dieser Wert wäre nach der aktuellen Norm allerdings zu hoch, denn die Grenzwerte für ein Wohngebäude liegen derzeit bei 3,0 h−1und für Wohngebäude mit Lüftungsanlage bei 1,5 h−1. Energieeffiziente Gebäude sollten sogar unter 1 h−1und Passivhäuser unter 0,6 h−1 liegen. Wurden die Grenzwerte nicht überschritten, erhalten Hausbesitzer nach Abschluss der Messungen ein Zertifikat über die Qualität des gemessenen Gebäudes und dessen Hülle.
Der Blower-Door-Test als wirksames Instrument der Baukontrolle
Da nicht selten nachlässig gearbeitet wird, empfiehlt es sich, einen Blower-Door-Test zusammen mit einer Leckagen-Ortung als Instrument zur Baukontrolle beim Neubau und bei einer Sanierung zu verwenden.
Um eventuelle Leckagen effizient zu beseitigen, lohnt es sich, die Prüfung durchzuführen, sobald die luftdichte Ebene am Neubau fertig, aber noch zugänglich ist. Schließlich wird es in einem fertigen Gebäude schwieriger undichte Stellen aufzuspüren.
TIPP: Machen Sie den Test in jedem Fall vor der Bauabnahme, denn dann liegt es am Bauunternehmer nachzuweisen, dass fachgerecht gearbeitet wurde. Gute Unternehmen führen bei einem Schlüsselfertigbau selbst einen Test im Sinne der Eigenkontrolle durch und übergeben den Eigentürmern das Zertifikat.
Undichtigkeiten dauerhaft beseitigen
Allgemein gilt, dass die luftdichte Ebene bzw. Dichtebene durchgehend um das gesamte Gebäude vorhanden sein muss. Undichtigkeiten können nur an der Dichtebene selbst effizient behoben werden – und nicht an vor- oder nachgelagerter Stelle.
Je einfacher die Konstruktionsdetails und je größer sowie geschlossener die Flächen sind, desto leichter ist es, die Luftdichtigkeit im Neubau oder bei einer Altbausanierung zu erreichen. Setzen Sie daher auf zuverlässige und bewährte Grundkonstruktionen und vermeiden Sie Durchdringungen der dichtenden Hülle. Diese sind nur mit erhöhtem Aufwand dicht zu bekommen.
Einfache Tipps mit großer Wirkung
Häufig sind Dichtungen an Fenstern sowie Türen mangelhaft und können schon zu verhältnismäßig geringen Kosten verbessert werden – und das oft sogar in Eigenregie. Nutzen Sie selbstklebende Dichtungsbänder für Fenster, um einfach und schnell Wärmeverluste zu reduzieren. Bei Türen ist zudem der Spalt zum Boden eine häufige Ursache für Zugluft. Dort können spezielle Zugluftstopper bzw. eine Bürstendichtung montiert werden, um die Wärme im Haus zu behalten. Bei einer neuen Wohnungs- oder Haustür sollte eine Bodendichtung integriert sein.
Zu den Maßnahmen, die versierte Heimwerker selbst durchführen können, zählt auch die Dämmung von schlecht montierten und ungedämmten Rollladenkästen. Den unnötigen Wärmeverlust können Sie vermeiden, indem Sie vorgefertigte, biegsame Dämmmatten aus dem Baumarkt oder Fachhandel kaufen und den Kasten so auf einfache Weise nachträglich dämmen.
Energetische Sanierung fachgerecht durchführen
Bei der Beseitigung von Undichtigkeiten an Außenwänden und im Dachgeschoss ist die Kenntnis der nutzbaren Materialien sowie ein fachgerechtes Arbeiten unerlässlich. Hier empfiehlt es sich daher, einen Fachmann einzubeziehen. Einige Arbeiten können mit der entsprechenden Sorgsamkeit aber auch in Eigenregie durchgeführt werden.
Fensteraustausch nicht überstürzen
Bei älteren Fenstern ohne effiziente Wärmeschutzverglasung kann sich ein Austausch lohnen. Einfachverglasung sollte dringend ausgetauscht werden. Allerdings ist der Einbau neuer Fenster kostspielig und aufwendig. Ein unabhängiger Energieberater oder Bausachverständiger berät Sie darüber, ob sich diese Maßnahme für Sie lohnt.
Gleichzeitig sollten Sie bedenken, dass es in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist, allein die Fenster auszutauschen. Vielmehr rentiert sich diese Maßnahme vor allem im Zusammenhang mit einer umfassenden energetischen Gebäudesanierung inklusive Fassadendämmung. Schließlich sind moderne Fenster so dicht, dass feuchte Raumluft bei unzureichend isolierten Wänden zu Schimmelbildung führen kann. Gleichzeitig erfordert der Austausch von Fenstern eine Anpassung des Lüftungsverhaltens bzw. den Einbau einer entsprechenden Lüftungsanlage.
Bei der Fassadendämmung muss an Fensterbereichen stets besonders sorgsam gearbeitet werden, um Wärmebrücken und Risse zu vermeiden. Meist stellt allerdings der Innenputz die luftdichte Ebene einer Außenwand dar. Daher muss an diesem Bereich für Luftdichtigkeit gesorgt werden. Die Übergänge von Fenstern zum Mauerwerk bedürfen spezieller Produkte für eine dauerhafte Dichtigkeit.
Aufgrund unterschiedlicher thermischer Ausdehnungskoeffizienten von Rahmen und Putz kann der Rahmen nicht einfach eingeputzt werden, sondern es muss vielmehr mithilfe einer elastischen Dichteinlage (wie Klebeband oder Kompriband) ein luftdichter Anschluss der zuvor identifizierten luftdichten Ebenen erfolgen.
Das Dachgeschoss luftdicht dämmen
Das Dach kann auf verschiedene Arten gedämmt werden. Eine durchgehende und effiziente Dämmung wird am besten durch eine Aufsparrendämmung garantiert. Hierzu muss allerdings das gesamte Dach neu eingedeckt werden, wodurch sich die Außenmaße des Gebäudes verändern. Deshalb lohnt sich diese Dämmung vor allem bei einer Komplettsanierung.
Bei der Untersparrendämmung wird ebenfalls eine durchgehende Dämmung angebracht. Sorgfältig ausgeführt, bietet sie Luftdichtigkeit und kann auch von Heimwerkern selbst durchgeführt werden. Besondere Aufmerksamkeit benötigt allerdings die lückenlose Anbringung der Dampfbremse sowie der Anschluss an die Außenwände.
Noch schwieriger ist es, bei einer Zwischensparrendämmung fugenfrei zu arbeiten. Jede Stoßstelle muss wirksam abgedichtet werden, um die luftdichte Ebene zu realisieren. Der Bereich zwischen den Sparren ist sowieso verlorener Raum. Deswegen lohnt sich die Zwischensparrendämmung, häufig in Kombination mit einer geringeren Untersparrendämmung.
Wählen Sie also stets die passende Maßnahme sowie die richtigen Materialien für Ihr Vorhaben und achten Sie darauf, dass sorgsam gearbeitet wird. Mit dem Blower-Door-Test haben Sie eine effiziente Möglichkeit in der Hand, jede Baumaßnahme zu überprüfen und vorhandene Leckagen aufzuspüren.